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Berlin Gothic 7: Gottmaschine (Thriller) (German Edition)

Titel: Berlin Gothic 7: Gottmaschine (Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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geschlafen hatte, denn er lag auf der Matratze in dem angrenzenden Zimmer. Befremdet verfolgte sie, wie Max schwerfällig die Tür in das Schlafzimmer durchquerte und sich auf die Matratze sinken ließ, dem Jungen, der dort lag, in die Arme.
     
    Als Lisa am folgenden Vormittag bei dem Haus eintraf, war die Eingangstür, die in den Vorraum führte, verschlossen. Die Halbwüchsigen, denen sie am Tag zuvor dahinter begegnet war, hatten ihr Fußballspiel auf die Straße verlegt. Als Lisa sie fragte, ob sie wüssten, wo Max wäre, schüttelten sie jedoch nur ihre Köpfe.
    Drei Tage lang ist sie zu dem Haus zurückgekehrt, drei Tage lang hat Lisa an die verschlossene Tür geklopft. Dann hat sie sich von einem Taxi zurück zum Flughafen bringen lassen.
    Max hat sie danach nicht mehr gesehen.
    Er liegt in dem Eichenholzsarg, den sie in das Grab herabgelassen haben. Sie hat ihren Bruder über alles geliebt. Aber es ist ihr nicht gelungen, ihn von seiner Todessehnsucht zu befreien.


     
    ‚Lisa wird es nicht ertragen, wenn sie erfährt, dass du ihren Vater getötet hast.‘ Das war es, was Felix Till auf dem Dach zugerufen hat, nachdem er Till und Lisa durch sein Auftauchen auseinandergetrieben hatte. Fast ist es Till so vorgekommen, als hätte Felix die beinahe fleischliche Verbindung, die zwischen ihm und Lisa sofort wieder bestanden hatte, mit seinen Zähnen regelrecht durchbissen.
    ‚Sie wird nie wieder glücklich werden, wenn sie begreift, was derjenige, den sie liebt, ihr angetan hat, Till. Du musst die Liebe, die sie für dich empfindet, in ihr löschen!‘
    Felix wusste, dass Till Lisas Vater in den Verschlag gesperrt hatte - Max selbst hatte es Felix erzählt, als Max bereits entschlossen war, nach Rom zu gehen, und Felix die Rechte an den Büchern seines Vaters überlassen hatte - als Max bereits alle Hoffnung hatte fahren lassen.
    ‚Sie wird niemals glücklich werden, wenn sie erfährt, was du ihr angetan hasst, Till. Du musst sie von dir befreien.‘
    Und Till hat Felix recht gegeben.
    Er hat Lisa von sich gestoßen. Aufgerieben wie er war von den Ereignissen, die sich in den wenigen Stunden seines Aufenthalts in Berlin geradezu überstürzt hatten: Erst Max‘ Beerdigung, dann das Erwachen in dem Kellerloch, schließlich das Wiedersehen mit Lisa.
    ‚Ich habe immer an Irina oder Nina denken müssen, um mit dir schlafen zu können.‘
    Aus dem Augenwinkel heraus hat Till gesehen, wie Lisa von dem Tisch, an dem sie gesessen hatten, aufgestanden ist und auf ihn herabgeblickt hat. Es ist ihm vorgekommen, als hätte er ihren Atem an seinem Ohr gespürt, ihre Bewegungen unter sich gefühlt, während sie sich in einer Vereinigung verloren. Aber sie haben nicht schweißnass zwischen zerwühlten Laken gelegen, sie haben sich in einem Restaurant befunden - und Lisa ist zur Tür gegangen, während er sitzen geblieben ist.
    Seit er sie hat verschwinden sehen, ist es in Tills Kopf wie ein Rauschen - ein Summen, als wäre er unter einer luftdichten Glocke verschlossen, ein Summen, das sich mischt mit dem Pochen und Puckern an seiner Seite, wo die Nähte gerissen sind.
    „In dem Keller, beim Rattenmann, weißt du?“, hört er Felix neben sich sagen. „Er hat um Hilfe geschrien, und du? Was wolltest du tun? Die Wand aufreißen, um ihn zu retten? Natürlich wolltest du das - aber getan hast du es erst einmal NICHT, Till. Du hast auf mich gehört - und den Mann weiter um sein Leben schreien lassen, brüllen, toben, rasen.“
    Till sieht Felix neben sich auf dem Bürgersteig stehen, gerade sind sie ebenfalls aus dem Restaurant ins Freie getreten, in dem Till Lisa vor den Kopf gestoßen hat. Auf der Straße herrscht rege Betriebsamkeit, ein hoher Sirenenton scheint in der Luft zu stehen. Till hört Felix auf sich einreden, aber es ist fast, als würden Felix‘ Worte an ihm abprallen wie Gummibälle.
    Warum verlasse ich diese Betonstadt nicht endlich?, geht es Till durch den Kopf. Er wollte ohnehin nicht lange bleiben. Raus hier, raus aus diesem Kessel, weg von diesem Sirenenton, der sich immer hartnäckiger in seine Schläfe zu schrauben scheint. Weg von dem beginnenden Sommer, der heißer zu werden verspricht als jeder andere Sommer, den diese Stadt je erlebt hat.
    „Du tust nicht, was du willst, Till. Wolltest du Lisa vor den Kopf stoßen? Wolltest du ihr weh tun, sie von dir fortscheuchen, sie verletzen, so sehr, dass sie sich von dir abwenden würde. WOLLTEST DU DAS?“
    Till sieht ihn nicht an.
    „Natürlich

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