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Berlin Gothic 7: Gottmaschine (Thriller) (German Edition)

Titel: Berlin Gothic 7: Gottmaschine (Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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regelrecht zugrunde zu richten? Wieso hat er aus der Verstrickung nicht mehr herausgefunden? Was für ein unbegreiflicher Selbstzerstörungsmechanismus hatte ihn denn in der Zange?
    Im vergangenen Sommer hat Lisa ihn noch einmal besucht. Ihre Mutter hatte ihr seine Adresse gegeben. Max hatte schon länger nicht mehr in Berlin gelebt - das ganze letzte Jahr über nicht mehr.
    Warum denn in Rom? , hatte Lisa ihre Mutter gefragt, aber Julia hatte ihr keine rechte Antwort zu geben gewusst. Er mag, dass die Stadt so alt ist, hatte Julia gemeint, aber Lisa hatte nicht glauben können, dass das der wirkliche Grund gewesen ist. Er mag, wie warm es dort unten ist, nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter, hatte ihre Mutter hinzugefügt.
    War das der Grund? Oder gab es noch etwas anderes, das Max nur in Rom bekam, etwas anderes, das ihn dazu brachte, in einer Stadt leben zu wollen, in der er eigentlich niemanden kannte?
    Lisa ist nach Rom geflogen, hat sich vom Airport-Shuttle ins Zentrum bringen lassen und ein Taxi genommen, um zu der Adresse zu gelangen, die ihre Mutter ihr gegeben hatte. Scheinbar endlos hat sie der klapprige Fiat durch die glühenden, verlassenen Straßen geschaukelt. Es war August und sämtliche Römer schienen die Mauern der Stadt verlassen zu haben, um sich an den Strand zu legen oder in den kühleren Bergen zu verkriechen.
    Lisa aber ist mit dem Taxi durch die Straßen gekurvt, heraus aus dem Zentrum, heraus aus den Mietshäusern in ocker und rosa, hinaus zu den Zement-Palazzi, die zu hunderten, hunderttausenden in den Vorstädten hochgezogen worden waren, Klippen aus Beton und Ziegelsteinen, gekrönt von Antennenwäldern, mit winzigen Bürgersteigen davor, auf denen sich die geparkten Autos der Römer drängten. Hügelauf, hügelab, an den Mauern verwunschener Villen vorbei, die von den Ausläufern der Stadt erreicht und umspült worden waren, vorbei an überbordenden Müllcontainern, die kaum noch geleert zu werden schienen, vorbei an den heruntergelassenen Stahljalousien der Alimentari und Autowerkstätten, die in den Parterre-Geschossen der Häuser eingerichtet waren.
    „Eccoci.“ Als der Taxifahrer endlich hielt, konnte Lisa durch ihr Seitenfenster zwei heruntergekommene Wohnblöcke sehen, zwischen denen sich eine ungepflasterte Sandstraße eine kleine Anhöhe hinaufzog. Die Piste hineinzufahren, an der sich Max‘ Behausung befinden musste, weigerte sich der Fahrer, und ihr blieb nichts anderes übrig als auszusteigen. Sie zahlte und lief zwischen den Mietshäusern hindurch.
    Hinter den Wohnblöcken, die an der Straße lagen, schmiegten sich vier oder fünf einstöckige Häuser an die Anhöhe, die so wirkten als würde sie fast noch aus Ciceros Zeiten stammen. Lisa floss regelrecht der Schweiß den Rücken hinunter, während sie über die Schlaglöcher hinwegstieg und auf das Haus mit der Nummer „5 A“ auf dem Travertintäfelchen zuhielt. Es war die Hausnummer, die ihre Mutter ihr genannt hatte.
    Die Eingangstür stand offen, dahinter führten ein paar Stufen in einen kühleren Vorraum hinab. Lisa zog ihren Rollkoffer hinter sich her und betrat das Haus. Der Vorraum war wie mit dem Messer in zwei Hälften geteilt: Eine helle, wo die Sonne durch eine Öffnung im Dach gnadenlos auf den Boden brannte, und eine dunkle, die im Schatten lag. Dort bemerkte Lisa drei Jungen im Alter von vielleicht elf oder zwölf Jahren, die sich lässig mit einem nur halbaufgeblasenen Plastikball ein paar Pässe zuschossen und sie kaum beachteten.
    „Max? Cerco Max Bentheim“, radebrechte sie.
    Die Jungs hielten in ihrem Spiel inne, zeigten die Zähne und nickten mit dem Kopf zu einer dunklen Türöffnung, die tiefer in das Haus hineinführte.
    Es war so gut wie nicht eingerichtet. Der Boden war mit Kacheln ausgelegt, so dass die mörderische Hitze, die die Stadt draußen versengte, ein wenig ausgesperrt blieb. Die Wände waren kahl, die Fensterläden des Zimmers, das Lisa betrat, geschlossen. Und doch drangen die Sonnenstrahlen durch die Ritzen und tauchten den Raum in einen milden Schimmer.
    Eine bunte, lieblose Mischung billiger Möbel war in dem Zimmer verstreut, durch eine weitere Tür hindurch konnte sie eine Matratze auf dem Fußboden liegen sehen, von der ein zerknäultes Laken heruntergerutscht war. In einer Ecke lief ein stummgeschalteter Fernseher und zeigte eine Spielshow, die wirkte, als wäre sie bereits in den achtziger Jahren aufgezeichnet worden. Ein dunkler Balken flimmerte in gleichmäßigen

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