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Berlin Gothic 7: Gottmaschine (Thriller) (German Edition)

Titel: Berlin Gothic 7: Gottmaschine (Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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ist, was Felix ihm zu sagen versucht.
    „Das ist die GOTTMASCHINE“, hört er ihn hervorstoßen. „Das ist ihr Mechanismus! Begreifst du, was für eine UNGEHEURE KRAFT DARIN STECKT?“
    Es kommt Till so vor, als würden die Ideen, Vorstellungen, Begriffe, Erkenntnisse von ihm wegströmen wie das Meer beim Eintritt der Ebbe.
    „Wir sind Gottes Figuren - er ist unser Autor. Wie SPANNEND Gottes Werk für seinen Rezipienten - wer auch immer das sein mag - ist, HÄNGT von UNS MENSCHEN ab, Till. Von den FIGUREN! Ein Buch, ein Werk ist nur so spannend, wie es spannend ist, was die Figuren machen! Wir aber sind Gottes Figuren, Till. Je nachdem was wir machen, ist Gottes Werk spannend oder nicht. Begreifst du?“
    Ja … ja …
    „Was wollen wir erreichen?“
    „Wir wollen ihm begegnen.“
    „Genau - aber wir kommen aus dem Sein - aus dem Buch - als seine Figuren ja nicht heraus. Doch er kann SICH UNS OFFENBAREN: Er kann sich ins Sein hineinschreiben! Und indem wir uns jetzt als seine Figuren begreifen, bekommen wir Macht über ihn, Till. Verstehst du? Wir bekommen Macht über Gott! Bei dem Gedanken wird dir schwindlig? Ich habe drei Wochen lang nicht schlafen können, nachdem sich dieser Gedanke zum ersten Mal in meinem Kopf festgesetzt hat!“
    Macht über unseren Schöpfer?
    „Indem Gott sein Werk schafft, verfolgt er damit ein Ziel - DAS IST DER SINN. Wir haben gesagt, er will, dass es jemandem - und wenn er das auch nur selbst ist - GEFÄLLT! Also gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder sein Werk ERREICHT sein Ziel, ist so, wie er das möchte, ist so GUT wie ein Buch GUT ist, wenn es den Lesern gefällt. ODER sein Werk erreicht sein Ziel nicht, ist so SCHLECHT, wie ein Buch, das den Lesern nicht gefällt. WIR als Figuren prägen durch unser Handeln aber, wie das WERK ist, wie die GESCHICHTE verläuft, begreifst du? DAS gibt uns die Macht, zu beeinflussen, ob Gott mit seinem Werk sein Ziel erreicht ODER NICHT!“
    Er ringt nach Luft und Till kann ihm ansehen, dass Felix sich im Herzen seiner Überlegungen befindet.
    „Genau das gibt uns, wie gesagt, Macht über ihn! Das gibt uns das Instrument an die Hand, mit dem wir ihn ZWINGEN können, sich uns zu offenbaren . Denn wenn wir dafür sorgen, dass sein Werk NUR DANN GELINGT, wenn er sich in es selbst hineinbegibt, so WIRD ER ES TUN - denn er WILL ja, dass sein Werk sein Ziel erreicht!“
    Das ist die Gottmaschine.
    „Das ist die Gottmaschine, Till, begreifst du?“
    Ja.
    „Und bei all dem gilt“, Felix‘ Stimme überschlägt sich, „dass wir keinen Willen haben. Alles was ich hier zu erklären versuche, ist, wie wir HANDELN MÜSSEN. Vielleicht ist, was ich sage, nur ein Blick in die Zukunft, vielleicht bin ich nur der erste, der es so sagt. Am verständlichsten aber ist es, wenn ich sage, wie wir handeln sollten. Und zwar so, dass wir Gott dazu bringen, sich ins Sein einzuschreiben, damit das Sein als DARBIETUNG, wenn du so willst, ihm selbst - oder wem auch immer - gefällt!“
    Felix‘ Unruhe hat sich längst auf Till übertragen.
    „Indem wir Menschen als Gottes Figuren alles auf seine Offenbarung AUSRICHTEN, wird es für den Rezipienten des Seins langweilig, wenn sich Gott NICHT offenbart. Kannst du das sehen? NIEMAND hat es, so weit ich weiß, jemals so beschrieben, Till, und doch leuchtet es unmittelbar ein: Es sind die Gesetze der DRAMATURGIE, die uns schließlich Gott offenbaren werden - NIEMAND hat in all den Jahrtausenden je daran gedacht. Aber es ist soweit - es ist soweit, das zu erkennen!“
    Er wartet nicht ab, was Till ihm antworten würde, und nimmt seinen Gang durch das Zimmer wieder auf. „Stell es dir so vor: Wenn wir Menschen nur noch auf eine Stelle starren und erwarten, dass er sich DORT zeigt … wenn wir nichts anderes mehr tun, als DORTHIN zu sehen. Alle stehen still, warten, blicken auf diese Stelle - ALLE, verstehst du? Alle WARTEN DARAUF, DASS ER SICH DORT ZEIGT!“ Wieder bleibt Felix stehen und starrt Till an, als sei dies die Stelle, von der er spricht. „DANN IST ES TOTLANGWEILG, dem zuzusehen. Dann ist Gottes Werk langweilig - dann bleibt ihm nur noch eines übrig: Dann muss er sich dort, an der Stelle auf die wir alle starren , ZEIGEN, Till! UND GENAU DAZU brauche ich das fiktive Universum! Das ist seine versteckte Bedeutung!“
    Tills Herz hämmert in seiner Brust. Das ist es! Das ist, worum es ihm geht! Worum es Felix die ganze Zeit über gegangen ist - was er angedeutet hat in unzähligen Gesprächen, worüber Till und

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