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Berlin Gothic 7: Gottmaschine (Thriller) (German Edition)

Titel: Berlin Gothic 7: Gottmaschine (Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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auf dem Bürgersteig liegt?
    Wo ist Butz?
    Sie spürt, wie der Mann hinter ihr seine Arme enger um sie schließt - und die Erinnerungen strömen zurück.
    Frederik … es ist Frederik …
    Sie liegt in seinen Armen auf dem Bürgersteig. Vor ihr erstrecken sich kilometerweit die gleichförmigen Mietskasernen einer anderen Epoche. Eine Monumentalstraße, die aussieht, als wäre sie in Moskau und nicht in Berlin.
    „Geht’s wieder?“ Er schaut sie an. „Ich bring dich in ein Krankenhaus, Claire. Aber du musst dich tragen lassen. Es geht dir nicht gut.“
    Sie blickt auf seine Lippen. Schaudert zurück. Sie spürt selbst, dass es ihr nicht gut geht. Sie kommt sich vor, als wanderte sie auf dünnem Eis, als sei sie nur für einen Moment noch einmal aufgetaucht und könnte jeden Augenblick wieder zurücksinken in das rauschende Brausen, dem sie entronnen ist.
    ‚Hol ihn doch zu dir‘, hört sie es in sich flüstern, ‚dann seid ihr zu zweit - dann bist du nicht mehr allein, Claire. So schlecht ist es doch nicht, oder? Allein die Farben! Das Orange - das Grün? Erinnerst du dich an das Grün, das du gesehen hast? Ist es das nicht wert? Vielleicht will er das auch sehen!‘
    Sie schmiegt sich in Frederiks Arme, reckt ihr Gesicht seinem entgegen, fühlt, wie ihr Blick ihn weich werden lässt -
    --
    als vor ihnen die Gehplatten aufplatzen.
    Meterhoch werden die tonnenschweren Betonplatten in die Luft geschleudert, als wäre direkt darunter ein Dampframmbock senkrecht nach oben gerast.
    Claire sieht, wie sich die Platten unendlich langsam in der Luft drehen, zurück auf den Boden schlagen und mit lautem Knall zerbersten. Betonsplitter platzen in alle Richtungen - sie reißt einen Arm vor die Augen, um sich davor zu schützen.
    Aber der Knall setzt sich fort - und unter ihrem Ellenbogen hindurch sieht sie, wie die Traversale, auf deren Bürgersteig sie kauern, in voller Breite aufreißt. Zwei-, vielleicht dreihundert Meter weit bis zu den Hochhäusern auf der anderen Straßenseite.
    Und aus dem Spalt quellen sie.
    Gestalten, die übereinander herkrabbbeln.
    Die sie nicht weiter beachten.
    Deren Gesichter seltsam verwachsen scheinen, von Muskeln beinahe überwuchert.
    Gestalten, die aus dem Riss hervorquellen wie Blut aus einer frisch geschlagenen Wunde.
    Claire spürt, wie sich ihr Mund von dem Frederiks löst, den sie im Schreck gesucht, mit dem sie voller Angst verschmolzen ist.
    Ihr Blick folgt den Gestalten, die auf die Straße ausströmen wie Lava aus einem Vulkan. Oder gaukelt ihr Fieber ihr das nur vor?
    Sie fühlt, wie Frederiks Finger zu wachsen und sich zu verlängern scheinen …
    während die heraufströmenden Gestalten Richtung Alexanderplatz drängen, wo der Turm steil hinauf in den dunkelvioletten Abendhimmel ragt.
    Sieht er denn nicht, dass sie ihn ansteckt? Das Fieber hat ihren Körper doch bereits vollkommen im Griff!
    Sie legt den Kopf erneut in den Nacken, bietet ihm ihren Mund, und erlebt, wie er sich von ihr in die Welt des Fiebers hinüberziehen lässt.


     
    Zwei Stunden vorher
     
    „Der helle ja - der Regenmantel, genau.“ Lisa greift nach dem Trenchcoat, den ihr die Kellnerin reicht, schlägt den schweren Vorhang beiseite, der vor dem Eingang des Restaurants hängt, reißt die Glastür auf - und tritt ins Freie.
    Holt tief Luft.
    Die kleine Nebenstraße pulsiert vor Betriebsamkeit. Fußgänger weichen ihr aus, auf der Straße stehen Autos, die an einem kleinen Lastwagen nicht vorbei kommen, entfernt ist der Verkehr auf den Hauptstraßen zu hören.
    ‚Wenn wir miteinander geschlafen haben, Lisa, musste ich an Nina oder Irina denken, um es hinzubekommen.‘
    Sie hat sich in Bewegung gesetzt, stolpert Richtung Friedrichstraße. Alles um sie herum scheint abgestürzt zu sein. Es ist keine Stadt, die sich um sie ausbreitet - es ist ein schwarzer, dumpfer, mulmender Morast. Ihr Leben ist ein Sumpf.
    Sie sieht Tills Augen vor sich. ’Ich wollte, dass ich dich liebe, Lisa - habe es aber nie wirklich getan.‘
    Ihre Schultern verhärten sich zu Beton.
    Er hat sie nie geliebt? Till, den sie kennt, seit sie elf Jahre alt ist?
    NEIN. Er hat es ihr eben gesagt. Er hat sie lieben wollen , aber nicht können.
    Wie verwundet eilt sie weiter. Ein Gefühl beschleicht sie, das sie nie zuvor für möglich gehalten hätte: Ist das, was Till ihr eben zugeraunt hat, nicht vielleicht das Gleiche, was auch sie selbst immer unterschwellig verspürt - nie aber an sich herangelassen hat? Dass auch sie Till nie

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