Berlin Gothic 7: Gottmaschine (Thriller) (German Edition)
sein!
Berlin Gothic ist die Geschichte eines Infekts, der die Menschen zu willenlosen Kreaturen macht, Bentheim hat es Till selbst gesagt.
Berlin Gothic ist die Geschichte, von der Bentheim Till im Garten erzählt hat.
Und das, was in Berlin gerade vor sich geht - die Ausbreitung des Virus‘ - ist nichts anderes, als das, was in dieser Geschichte erzählt wird. Es ist nichts anderes, als dass die Geschichte WAHR WIRD.
Die Geschichte, auf der Felix‘ fiktives Universum aufbaut.
Nein, das ist kein Zufall!
Als Till die Radiostimme gehört hat, hat er gewusst, dass es kein Zufall sein kann.
Und er hat Felix zur Rede gestellt.
Genau darum ist es doch Bentheim immer gegangen, hat Till Felix entgegen gehalten, deshalb hat Bentheim doch gerade die Geschichte eines Infekts gewählt, der den Willen der Menschen auflöst: Weil er eine Welt beschreiben wollte, IN DER DIE ILLUSION EINES FREIEN WILLENS nicht mehr herrscht!
Und Felix hat Till recht gegeben. Natürlich habe er sich deshalb für Bentheims Manuskripte interessiert. Bentheims Berlin Gothic war einfach optimal für Felix‘ Zwecke. Dass sich jedoch auch in Wirklichkeit ein Infekt ausbreite, habe er, Felix, nicht veranlasst! Wie könnte er denn? Nein! Till habe diesen Verrückten doch selbst kennengelernt -
Welchen Verrückten?
Quentin! Quentin, der sie schon vor zwei Jahren auf der Party von Irina beschworen habe, dass es dann, wenn die Freiheitsillusion einmal durchschaut sei, nur noch darum gehen könne, ins Böse hinabzusteigen. Das habe Quentin seitdem verfolgt - wie ein Besessener! Felix aber habe Quentins phantastische Obsession nie geteilt. Ihm sei es nie um diesen entsetzlichen Abstieg gegangen, ihm sei es vielmehr um das gegangen, was sie vorhin besprochen haben!
Till liegt mit dem Bauch auf der Erde des Grabs, sein Gesicht hat er in die vor ihm auf dem Boden ausgebreiteten Hände gepresst.
Quentin - es ist Quentin gewesen, der den Infekt verbreitet hat - als Höhepunkt seines Abstiegs ins Böse. Als Verwirklichung einer Welt, in der sich der freie Willen aufgelöst hat. Aber Felix wusste davon - das hat er ja selbst zugegeben - er wusste davon, hätte Quentin vielleicht aufhalten können - hat es aber nicht getan.
Und warum?
Warum hat Felix Quentin nicht davon abgehalten, die ganze Stadt zu verseuchen?
Weil die Verbreitung des Infekts GENAU das ist, was Felix für sein Vorhaben braucht! Weil es die Menschen nur noch mehr dazu bringt, auf sein fiktives Universum zu starren. Wenn sich herausstellt, dass in Wirklichkeit genau das geschieht, wovon in dem Universum erzählt wird, sind die Menschen doch nur noch mehr auf dieses fiktive Universum fixiert!
Ja, Felix hat es ja zugegeben: Er hat es nicht nur geschehen lassen, er hat sogar alles dafür getan, um zu verhindern, dass die Ausbreitung des Infekts aufgehalten wird. Er hat jemanden auf die Freundin des Kommissars angesetzt, der wegen der ersten Todesfälle ermittelt hat, hat dafür gesorgt, dass Leichen entfernt wurden, bevor die Todesursache festgestellt werden konnte - und das alles nur, um so lange wie möglich dem Infekt Zeit zu geben, sich auszubreiten. Um zu verhindern, dass der Kommissar ermitteln konnte, was der wahre Grund für die ersten Todesfälle war, die auftraten …
Es stimmt: Felix hat nicht selbst die Seuche ausgelöst - aber er hat geschehen lassen, dass Quentin es tut.
Till würgt - würgt wie an einem trockenen Stück Brot, das bei einem Krampf seiner Speiseröhre auf halbem Weg stecken geblieben ist.
Quentin hat ausgelöst, was die Stadt heimsucht. Die Horden, denen Till im Untergrund unter der Stadt begegnet ist, Quentin hat einen Virus unter ihnen verbreitet. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie alles überschwemmt haben werden.
‚Berlin geht unter‘, flüstert etwas in Till. ‚Die Menschen werden zu Hunderttausenden unter dem Schutt und den Trümmern begraben werden. Diese Stadt ist verflucht - sie ist schon einmal untergegangen, sie wird es noch einmal tun.‘
Er spürt, wie sich seine Ohren aufrichten.
Kann er es schon hören? Das Schreien und Toben der Massen - das Krachen und Splittern der Mauern?
Die Stadt geht unter, rauscht es in ihm - und du Till, bist schuld daran.
Seine Hände legen sich auf seine Ohren, aber so kann er die Stimmen nicht zum Verstummen bringen.
Was ist es denn gewesen, das Quentin dazu getrieben hat, so weit zu gehen? Kann er sich nicht daran erinnern, wie Max Quentin fertig gemacht hat?
Wo aber kam der Hass her, der in
Weitere Kostenlose Bücher