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Berlin Gothic: Thriller

Berlin Gothic: Thriller

Titel: Berlin Gothic: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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Seidenbezug standen auf der Veranda, rechts verdeckte in einiger Entfernung eine buschige Hecke das Nachbarhaus, links verlor sich das Sonnenlicht zwischen den Baumstämmen eines angrenzenden Waldes. Entlang des Weges aus Natursteinen, der an dem Haus vorbei in einen dahinter liegenden Garten zu führen schien, zog sich ein rechteckiger Teich, in dem sich grau-rosa gefärbte, beinahe fettig wirkende Fische zwischen Seerosen tummelten.
    „Kois“, hörte Till Frau Bentheim neben sich sagen, die bemerkt haben musste, wie er zu den Fischen sah.
    Sie hockte sich an den Rand des Teichs und streckte eine Hand in das Wasser. Einer über den anderen gleitend schwammen die Fische zu ihren Fingerspitzen und stupsten ihre Nasen dagegen.
    „Mama?“
    Till sah auf. Ein Mädchen, etwas älter als Claire und Betty, vielleicht so alt wie er, kam barfuß über den Rasen auf sie zu. „Wo warst du denn?“
    „Till - Lisa, Lisa - Till.“ Frau Bentheim richtete sich neben ihm wieder auf.
    Sollte er dem Mädchen jetzt die Hand schütteln?
    Etwas verunsichert blickte Till zu Frau Bentheim hoch - aber die hatte sich zu ihrer Tochter gewandt und erklärte ihr in knappen Worten, was geschehen war.
    „Komm Till, wir rufen jetzt gleich den Arzt. Wie geht es dir inzwischen denn?“ Sie schaute wieder zu ihm.
    „Gut.“ Es ging ihm gut, bestens sogar. Es ging nur alles so schnell, ihm war fast schon ein wenig schwindlig.
     
    „Warum wolltest du denn nicht, dass ein Notarzt kommt?“
    Till drehte sich um, den Mund voll. Hinter ihm schritt Lisa würdevoll in die Küche.
    „Ach, das war doch nichts - es hat ja nicht mal richtig wehgetan.“ Till schluckte herunter.
    Frau Bentheim hatte ihn in die Küche geführt, nachdem er angedeutet hatte, ein wenig Hunger zu haben. Dort hatte eine Frau, die Frau Bentheim ihm als Rebecca vorgestellt hatte, Till ein wenig Suppe heiß gemacht.
    „Und dann wolltest du nicht, dass meine Mutter deine Mutter anruft.“ Lisa kletterte auf den Barhocker auf der anderen Seite des hochgebockten Tischs und sah Till aufmerksam an, den hübschen Mund fest geschlossen.
    „Ja und?“ Wollte sie ihn jetzt ausfragen? Till zwang sich, ruhig zu bleiben. Der Arzt musste gleich da sein und nach der Untersuchung würde er ohnehin wieder gehen, sie brauchte sich also keine Sorgen zu machen, dass er ihr Puppenhaus kaputtmachen könnte.
    „Wenn ich angefahren werden würde, würde ich schon meine Mutter anrufen.“
    Das hatte keine Antwort verdient. Till langte zu der Kelle, die aus der Suppenschüssel herausragte, und füllte seinen Teller wieder auf.
    „Wo wohnst du denn?“ Lisa ließ nicht locker.
    Till runzelte die Stirn. „Willst du das wirklich wissen?“
    „Klar.“
    „Und wieso? Wieso willst du das wissen?“
    Lisa sah ihn nachdenklich an. Jetzt hatte er den Spieß umgedreht. Damit hatte sie wohl nicht gerechnet.
    „Nur so.“
    Till atmete aus. „Gibst du mir mal das Brot rüber?“
    Der Korb mit ein paar Weißbrotscheiben, den Rebecca ihm ebenfalls hingestellt hatte, stand näher bei ihr als bei ihm. Lisa schob ihn über den Tisch, ohne ihren ernsten Blick von ihm zu nehmen. Till fühlte, wie nervös ihn das machte. Dunkelblond hingen ihr die Haare bis auf die Schultern, ihr leicht gebräuntes Gesicht wirkte so lebendig und zierlich, dass er sich regelrecht zwingen musste, die Augen zu senken, bevor er sich in ihrem Anblick noch ganz verlor. Er griff nach einer Brotscheibe aus dem Korb, tauchte sie in die Suppe und biss ab. Er musste sich ja nicht mit ihr unterhalten, er konnte hier einfach sein Süppchen löffeln.
    „Mama macht sich furchtbare Sorgen, dass du dir was getan haben könntest. Aber ich finde, du siehst nicht so aus, als ob dir was wehtut.“
    Till musste grinsen. Mann, das war doch garnichts gewesen. Ein kleiner Bums und fertig. Die sollten sich mal nicht so haben.
    „Weißte was?“ Jetzt sah er sie doch an. „Ich wollte nicht, dass deine Mutter meine Mutter anruft, weil … “ Er spürte: Jetzt war sie da, die Chance, die er ergreifen musste. Jetzt kam es drauf an, jetzt musste er alles richtig machen. „ … weil meine Mutter tot ist.“ Es kam ihm so vor, als wären ihm die Worte wie Bauklötzchen aus dem Mund gepurzelt. ‚Weil meine Mutter tot ist’.
    Lisas Augen weiteten sich.
    „Ich wollte nicht, dass der Notarzt kommt, weil sie mich dann zurückgeschickt hätten.“
    „Zurück wohin?“
    „Nach Brakenfelde.“
    „Was ist das denn?“ Lisas Stimme klang, als würde sie ahnen,

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