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Berlin Gothic: Thriller

Berlin Gothic: Thriller

Titel: Berlin Gothic: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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gerne’? Was ist das denn für einer, dachte Max.
    „Kommst du auch mit?“ Jetzt schaute Lisa doch zu ihm.
    Max zögerte.
    „Ich bin Till.“ Der Junge war vom Sofa aufgestanden, kam auf ihn zu und streckte die Hand vor.
    „Ich weiß.“ Den Namen hatte Trimborn ja gerade erwähnt. Max vergrub seine Hände in den Taschen seiner Jeans, statt die angebotene Hand zu schütteln. Das war ihm in solchen Situationen schon immer die liebste Geste gewesen. Oder war das zu unfreundlich? Gerade wollte er die ausgestreckte Hand doch noch ergreifen, da zuckte Till schon mit der Achsel und ging an Max vorbei durch die Tür in den Garten, wo Lisa bereits auf ihn wartete.
     


     
    „Woran arbeitet Papa gerade?“ Der Ruf Lisas riss Max aus seinen Gedanken. Er war Till und seiner Schwester hinaus in den Garten gefolgt und hatte sie ein wenig über den Rasen vorlaufen lassen. Jetzt standen sie vor der Hecke, die den hinteren Teil des Grundstücks vom übrigen Garten abtrennte und sahen in seine Richtung.
    „Keine Ahnung!“ Er schlenderte ihnen entgegen. „Mama hat gesagt, das sei nichts für Kinder.“
    Lisa lachte. „Schon wieder?“
    Max musste ebenfalls grinsen. „Ich habe sie gefragt, aber es war nichts aus ihr herauszubekommen. Es sei zu unheimlich, ich würde wieder Alpträume kriegen, ich könnte es ja lesen, wenn ich alt genug dafür bin, meinte sie.“
    Er sah, wie Till Lisa einen Blick zuwarf, und blieb bei ihnen stehen.
    „Er schreibt Romane.“ Lisa lächelte Till an. „ Phantom der Oper , Jekyll und Hyde , Die Berge des Wahnsinns … so was in der Art.“
    „Kennst du?“ Max sah zu Till, wohl wissend, dass er nun derjenige war, der den anderen zuerst etwas gefragt hatte. Aber das interessierte ihn jetzt.
    „Hmhm.“ Till hatte die Lippen ein wenig gespitzt.
    „Und was liest du so?“ Max ließ ihn nicht aus den Augen.
    „Mein Bruder hat mir früher Tipps gegeben, was ich lesen soll.“
    Die Antwort überraschte Max ein wenig. „Weißt du das nicht selbst - was du lesen willst, mein’ ich.“ Noch während er sprach, hatte er jedoch den Eindruck, als würde sich ein seltsamer Schatten, eine Art Verletzlichkeit auf Tills Gesicht legen - und beschloss, seinen herausfordernden Ton etwas abzumildern.
    „Woher soll ich wissen, ob ein Buch gut ist, wenn ich es noch nicht gelesen habe?“ Till musterte ihn.
    Max runzelte die Stirn. Das stimmte natürlich.
    „Hast du schon mal ein Buch von deinem Vater gelesen?“, fragte Till.
    Max sah kurz zu Lisa. Nein, hatte er nicht. Es wurde ja immer schlimmer, inzwischen durften sie nicht einmal mehr wissen, worüber er schrieb. Früher hatte sein Vater noch angedeutet, dass er an einer Geschichte über das Eismeer schrieb, über Roboter oder ein Wesen, das nicht sterben konnte. Inzwischen aber schüttelte er nur noch den Kopf, wenn Max ihn fragte, woran er arbeitete. Ja, inzwischen war es sogar so weit gekommen, dass sie nicht einmal mehr die Titelbilder der Bände sehen durften, die sein Vater herausbrachte! Deshalb hatten seine Eltern auch die Exemplare, die sich in der Villa befanden, ganz oben ins Bücherregal im Wohnzimmer gestellt, dorthin, wo weder Max noch Lisa herankamen. Eines Abends, gar nicht lange her, als die Eltern von Freunden zum Essen eingeladen gewesen waren und Rebecca in der Küche mit dem Abwasch beschäftigt war, hatte Lisa darauf bestanden, dass sie sich die Bücher trotzdem einmal ansehen sollten. Sie hatten den niedrigen Couchtisch vor das Regal geschoben, einen Stuhl aus dem Esszimmer darauf gestellt und Max war hochgeklettert. Als er das erste Buch herausgezogen und einen Blick auf den Umschlag geworfen hatte, hatte er allerdings verstanden, warum seine Eltern nicht wollten, dass sie sich das anschauten. Bis heute wusste er nicht genau, was das Bild auf dem Umschlag dargestellt hatte. Es hatte am ehesten noch wie ein Wurm ausgesehen, ein seltsam unbehaartes Tier, das von einem schmerzhaften Krampf befallen zu sein schien, denn ein Geflecht aus Muskeln und Sehnen hatte sich über sein Gesicht gezogen und das aufgedunsene Antlitz des Wesens zu einer Grimasse der Qual und der Auflösung verzerrt. Ein Anblick, der Max unmittelbar abgestoßen hatte, und als er Lisa das Buch nach unten gereicht hatte, hatte sie es gleich fallen gelassen.
    Max kniff die Augen zusammen und sah Till an. „Würdest du alles lesen?“
    Till lächelte. „Wie alles? Lieber nicht. Soviel Zeit hab ich nicht. Nur gute Sachen, wo man richtig reingezogen wird.“ Er

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