Berlin-Krimi 03 - Notlandung
sollten uns jedoch nicht in Sicherheit wiegen. Und vor allem sollten wir nie vergessen, dass es ganz miese Dreckschweine sind, mit denen wir es da zu tun haben. Die haben viel Geld in Filomena Airways versenkt, und wenn die jetzt aussteigen, ist das Geld zum Großteil endgültig futsch, aber das scheint denen egal zu sein. Die wollen raus, fast um jeden Preis. Wahrscheinlich haben die ihr Investment abgeschrieben und freuen sich über jeden Euro, den sie doch noch zurückbekommen. Und Denis hat recht, es gibt zurzeit nur einen einzigen möglichen Käufer für ihre Anteile. Allerdings will Saab nur einsteigen, wenn es keinerlei Verbindung mehr zwischen der Airline und dem Drogenkartell gibt. Die Tage von Denis Steinkühler als CFO sind also gezählt.«
»Mir alles scheißegal, Hauptsache, es ist vorbei«, meinte Beryl, die müde und am Ende war.
»Dann solltest du dich mit Sami Saab treffen, und das möglichst schnell. Der hat ein Engagement in der Airline von einer Zusammenkunft mit dir abhängig gemacht.«
»Warum mit mir? Warum werde ich immer wieder in all das reingezogen? Ich habe keine Ahnung von Private Equity und dem ganzen Scheiß. Ich interessiere mich nicht für Drogen, und Denis Steinkühler geht mir, gelinde gesagt, am Arsch vorbei. Ich bin einfach nur eine Pilotin, eine von ein paar Hundert Piloten bei Filomena Airways. Was um alles in der Welt will dieser Saab also mit mir besprechen?«
»Ich habe keine Ahnung, Beryl. Aber du solltest das Gespräch führen. Das scheint der einzige Weg zu sein, um rauszukommen.«
»Wer ist denn dieser Kerl, mit dem ich mich treffen muss?«
»Sami Saab ist eine Wallstreetlegende. Er kauft Unternehmen und verkauft sie nach einiger Zeit wieder mit Gewinn.«
»Man nennt diese netten Zeitgenossen auch Heuschrecken, wenn ich mich richtig erinnere«, stellte Beryl fest. »Würdet ihr bitte nicht alle so komisch gucken, ich lese manchmal auch den Wirtschaftsteil der Zeitung. Haltet ihr mich alle für blöde, oder was?«
»Beryl, komm runter, bitte. Ich bin mit den Nerven auch am Ende. Aber wenn wir uns jetzt gegenseitig anmachen, bringt das auch nichts. Und vor allem verkrafte ich das heute Abend nicht mehr.« Lennard hatte recht, und Beryl versuchte, sich etwas zu beruhigen. Sie war immer noch sauer auf Denis und seine scheißüberhebliche Art, mit der er sie alle reingeritten hatte.
»Du hast recht, Lennard. Entschuldigung, es war ein langer Tag. Für uns alle. Also, wenn ich es richtig verstehe, rede ich mit diesem Typen über seine Business-Transaktion, oder was auch immer er mit mir besprechen will. Wenn das Gespräch gut läuft, steigt die Heuschrecke bei Filomena Airways ein, macht damit irgendwie eine Menge Geld, aber das Leben ist für mich dann wieder in Ordnung. Habe ich das so richtig verstanden, Dimitrios?
»Genauso ist es.«
»Und was ist mit Jenny und mit Marcel, soll das alles ungesühnt bleiben? Ich will nicht, dass die Kerle ungeschoren davonkommen«, sagte Beryl leise.
»Beryl, ich kann gut verstehen, was du fühlst. Aber da haben einige Leute riesigen Mist gebaut, und die Scheißkerle im Hintergrund haben dadurch viele Millionen verloren. Glaube mir, keiner von denen, die dafür verantwortlich waren, ist heute noch am Leben. Und die gleichen Leute trugen auch die Verantwortung für den Tod von Jenny und Marcel. Um die haben sich schon ganz andere gekümmert. Und wahrscheinlich hatten sie auch keinen angenehmen Tod.«
Beryl schluckte.
»Mach bitte einen Termin bei dem Equity-Typen, Dimitrios.«
29
Beryl war alles andere als erfreut, sich mit Sami treffen zu müssen. Sie hatte aber schließlich eingewilligt. Und so saß sie jetzt Sami Saab und Alexandra von Wieland in einem Konferenzraum des Ritz Carlton gegenüber.
»Mir ist immer noch nicht ganz klar, was Sie mit mir besprechen wollen«, stellte Beryl gleich am Anfang klar. »Für Sie geht es um ein Geschäft, mit dem Sie wahrscheinlich viel Geld verdienen werden. Für mich ist das alles eine einzige Tragödie. Zwei Menschen, die mir etwas bedeutet haben, sind ermordet worden. Unsere Perspektiven könnten also nicht unterschiedlicher sein. Über was wollen wir uns also unterhalten? Ich würde Ihnen davon abraten, mit solchen Leuten Geschäfte zu machen, aber das ist es bestimmt nicht, was Sie von mir hören wollen, oder?«
Sami sah Beryl eine Weile interessiert an, bevor er ihr antwortete.
»Frau Bogner, darf ich Sie Beryl nennen?«
Beryl nickte.
»Beryl, glauben Sie mir, ich will mit
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