Berlin-Krimi 03 - Notlandung
mein Bestes dazu beigetragen, dass es auch so blieb. Was war schon dabei, das Jeppesen Manual nach dem Flug mit von Bord zu nehmen? Ich gehe mal davon aus, ihr habt inzwischen herausgefunden, wie es funktionierte?«
»Wir hören es gern noch mal mit deinen Worten.«
»Jemand brachte das Zeug von einem internationalen Flug mit. Wir fliegen Lateinamerika nicht an, aber das war auch gar nicht notwendig. Sie brachten das Zeug ohne große Probleme nach Afrika und von dort auch auf die Kanaren. Nur der letzte Schritt nach Europa, der war das Problem. Wir haben das Zeug also zum Beispiel in Tunesien übernommen, in Ägypten oder eben auf den Kanaren. Unsere Crews müssen nach Auslandsflügen, genauso wie alle anderen auch, durch den Zoll. Es gibt spezielle Ausgänge für die Crews, und normalerweise werden sie nicht wirklich kontrolliert. Aber mir war das trotzdem zu unsicher. Ab und an gibt es eben doch Kontrollen, wenn auch lustlos und nur, weil der Zoll zeigen will, dass er tätig ist. Es war zwar sehr unwahrscheinlich, aber wir hätten in eine dieser wenigen Kontrollen geraten und auffliegen können. Wir brauchten ein absolut sicheres Verfahren. Und dann kamen wir durch Zufall drauf. Das Zeug wurde mit einem internationalen Flug reingebracht, blieb dann aber so lange an Bord, bis die Maschine einen innerdeutschen Flug absolvierte. Und damit war unser Problem gelöst. Jemand übernahm also die Drogen zum Beispiel in Ägypten, und seine Maschine flog nach Köln. Er ließ das Zeug dann einfach im Flugzeug und ging. Ein Kollege übernahm die Maschine in Köln für den Weiterflug nach Berlin. Und dort nahm dieser dann die Tasche und verließ ohne Kontrolle den Airport. Da er nur einen Inlandflug gemacht hatte, brauchte er nicht durch den Zoll. Ganz einfach und absolut sicher.«
»So in etwa haben wir uns das auch schon gedacht.«
»Wir haben das eine Zeit lang ohne Probleme so gehandhabt, und wir hatten es fast hinter uns. Die waren dabei, ihr Logistikproblem zu lösen, und hatten bereits damit begonnen, einen anderen Weg zu etablieren, um ihr Zeug nach Europa zu bringen. Für uns hätte es damit ein Ende gehabt. Ich habe auch keinen Gedanken daran verschwendet, dass sie uns auf Dauer nutzen könnten. Es hat zwar gut funktioniert, aber es waren viel zu kleine Mengen, die wir bewegen konnten. Das war alles nichts weiter als eine Notlösung. Ich war heilfroh, dass alles bald vorbei sein würde, das Ende war wirklich greifbar nahe, noch ein oder zwei Wochen, und wir hätten es hinter uns gehabt. Aber dann musste dieser Idiot von Marcel unbedingt nachsehen, was er transportiert. Er hat das Zeug gefunden und Muffensausen bekommen. Er wollte nichts mit Drogen zu tun haben. Er wollte aussteigen, womit die sich vielleicht sogar noch hätten abfinden können. Aber der Schwachkopf hat sich geweigert, das Zeug zurückzugeben, er wollte es vernichten. Er wollte sich angeblich nicht schuldig machen. Er hätte wissen müssen, dass er sich damit sein eigenes Grab schaufelt.«
»Du kannst natürlich nicht verstehen, dass jemand nach seinem Gewissen handelt?«
»Doch, das kann ich, und vielleicht bewundere ich ihn sogar für seine Haltung. Das wirst du wahrscheinlich nicht verstehen wollen, Beryl, aber ich habe mir gesagt, die Leute auf der Straße kriegen ihr Zeug so oder so. Entweder wir oder die anderen, was würden ein paar Kilos und ein paar Wochen schon ausmachen? Wir würden durch unsere Transporte weder ein neues Drogenproblem schaffen, noch würde sich etwas verbessern, wenn wir nicht mitmachten. Die Gewissensdiskussion fand ich daher ziemlich neben der Sache. Und dann hat Marcel auch noch eins draufgesetzt, er hat damit gedroht, zur Polizei zu gehen. Er war tatsächlich drauf und dran, alles hinzuschmeißen. Ich habe versucht, mit Marcel zu reden, ihm klarzumachen, dass er sich nicht mit der Koks-Mafia anlegen kann, ohne dafür zu zahlen, aber er wollte nicht auf mich hören. Die haben mir dann befohlen, mich aus allem rauszuhalten, und haben die Sache selbst übernommen. Ich dachte, sie würden ihn in die Mangel nehmen, aber ich habe nie damit gerechnet, dass sie ihn umbringen. Wahrscheinlich ist das naiv gewesen, wie vieles, was ich in den letzten Wochen gemacht habe.« Denis zuckte mit den Schultern.
»Jedenfalls war ich geschockt und völlig fertig, als mir klar wurde, dass sie ihn umgebracht haben. Die wollten vor allem auch das Zeug von seinem letzten Flug sicherstellen. Aber er hatte den Koffer nicht dabei, als sie
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