Berlin - reisen mit Insider-Tipps
vorherrschende Motto. Man möchte selbst gerne als Individuum wahrgenommen werden, und das gesteht man auch anderen zu.
Menschen aus 186 Nationen leben in Berlin. Gerade der Austausch mit Osteuropa bereichert das kulturelle Leben. DJs aus Bukarest legen auf, Tanztheatercompagnien aus Kiew zeigen neue Produktionen, und aus Warschau kommen Autoren, um ihre Bücher vorzustellen. Mindestens 200 000 Russen, Polen, aber auch Ukrainer und Tschechen leben in Berlin. Hier wird nicht nur das Zusammenwachsen des ehemals geteilten Landes sichtbar, sondern auch das Europas. Berlin gehört, einzigartig für den ganzen Kontinent, sowohl zu Ost- als auch zu Westeuropa! Da viele der Russen und Ukrainer in Berlin jüdischen Glaubens sind, hat auch jüdische Alltagskultur wieder ihren Platz. Beim Spaziergang durch das Viertel rund um die Oranienburger Straße in Mitte können Sie eine jüdische Schule und auch Café-Restaurants mit jüdisch-orientalischem Essen entdecken. Türkisches Leben wiederum prägt besonders die ehemals westlichen Innenstadtbezirke, vor allem aber Kreuzberg und Wedding. Auf den Märkten kaufen türkische Großfamilien gleich kistenweise Auberginen und Weintrauben, hier wird gefeilscht und diskutiert, preisen die Händler lautstark ihre Ware an. Ein echtes Erlebnis!
Kulturelle und wirtschaftliche Impulse gingen in der 770-jährigen Geschichte der Stadt häufig von Zugezogenen aus. Ob Hugenotten, Böhmen oder Schlesier – sie alle fanden in Berlin eine neue Heimat und prägten die Stadt mit ihren Sitten und Gebräuchen, nicht zuletzt auch kulinarisch. Bouletten (bzw. Buletten) etwa, die französische Bezeichnung für Fleischküchlein, sind eine Berliner Spezialität geworden. Vor allem Glaubensflüchtlinge zog es an die Spree, denn über die Landesgrenzen hinaus waren die Herrscher Preußens bekannt für ihre religiöse Toleranz. So wurde unter Friedrich I. für die protestantischen Hugenotten 1701 eine eigene Kirche gebaut, der Französische Dom, und für die Schlesier Ende des 18. Jhs. ein katholisches Gotteshaus, die St.-Hedwigs-Kathedrale. 1866 kam in der Oranienburger Straße Europas größte Synagoge mit 3200 Sitzplätzen hinzu. Letztere wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und nur teilweise wieder aufgebaut.
Berlin stand im Lauf der Geschichte nicht nur einmal im Zentrum der Weltpolitik, mahnendes Gedenken spielt in der Stadt eine große Rolle. Die Erinnerung an Nazidiktatur, Judenverfolgung und die schrecklichen Folgen des Zweiten Weltkriegs wird mit zahlreichen Gedenkstätten und Mahnmalen wachgehalten. Viele historische Bauten sind trotz der Zerstörung der Innenstadt erhalten geblieben oder wurden wieder aufgebaut. Die Staatsoper Unter den Linden, der Berliner Dom, das Schauspielhaus sowie der Deutsche und der Französische Dom am Gendarmenmarkt sind wunderschöne Beispiele dafür. Oder auch die Museumsinsel, ein einzigartiges Ensemble klassizistischer Prachtbauten mit archäologischen und kunsthistorischen Sammlungen, die seit Abschluss der Sanierungsarbeiten wieder vollständig zu besichtigen sind.
Die grüne Metropole schafft Lebensqualität
Natürlich hat auch die jüngere Vergangenheit ihre Spuren hinterlassen. Viele junge Bewohner und Besucher Berlins haben die Teilung der Stadt nicht mehr selbst erlebt. Gedenkstätten, wie etwa das Mauer-Dokumentationszentrum in der Bernauer Straße oder das Alliiertenmuseum in Zehlendorf, sind deshalb wichtiger denn je. An die Luftbrücke, als der westliche Teil der Stadt 1948/49 wegen der sowjetischen Blockadepolitik komplett aus der Luft versorgt werden musste, erinnert noch manchmal das Brummen einer Douglas DC3, eines Transportflugzeugs aus jenen Tagen, das zu besonderen Anlässen zu Rundflügen über Berlin startet. Von der einstigen Präsenz der vier Besatzungsmächte zeugen die französischen, englischen, russischen und amerikanischen Bildungseinrichtungen und Kulturzentren, weshalb so manches Berliner Kind eine französische Musikschule oder ein Gymnasium mit russischsprachigem Schwerpunkt besucht. Und auch die rund 400 000 Straßenbäume, seinerzeit gepflanzt, um das Dasein in der Mauerstadt erträglicher zu machen, sind geblieben.
Kaum eine vergleichbare Stadt hat so viele Parks und Grünflächen wie Berlin! Grün denken die Berliner auch, wenn es um die Lebensqualität in ihrer Stadt geht: Mehr als 43 Prozent aller Wege werden zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt und 26 Prozent mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Nur die Hälfte aller
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