Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
Vom Netzwerk:
übernommen, die Harlass bei sich gehabt habe, eine Walther PPK und eine 464 Viking, und weigert sich …«
    »Ich bin unterrichtet«, unterbricht ihn die Staatsanwältin. »Missenpfuhl hat ihm zugesagt, die Waffen von einem Experten des BKA untersuchen zu lassen. Einigen wir uns darauf, dass wir das beide jetzt nicht kommentieren?«
    Keith versucht ein Lächeln. »Es wird wohl besser sein. Allerdings habe ich auf meinem Schreibtisch eine Aktennotiz gefunden, in der ich angewiesen werde, die Vorwürfe oder Unterstellungen des Anwalts Dingeldey anhand der Seriennummern zu überprüfen – Sie sehen, ich kann gar nicht krankfeiern. Ich hatte den Kollegen Täubner dann mit der Nachprüfung beauftragt, und das Ergebnis ist negativ. Die Berliner Waffenbehörde hat Unterlagen weder zu der Walther PPK noch zu der 464 Viking.«
    »Dingeldey behauptet, beide Pistolen könnten aus den Beständen dieser Waffennarren stammen, die Anfang der Neunziger Jahre in der Freiwilligen Polizeireserve aufgeflogen sind.«
    »Nach unseren Unterlagen stimmt das nicht«, antwortet Keith. »Die Depots mit den fraglichen Beständen sind 1992 ja ausgehoben worden. Im Verzeichnis der damals sichergestellten Waffen findet sich aber weder die Seriennummer der Walther PPK noch der 464 Viking.«
    »Na ja, beide können ja vorher weitergegeben worden sein«, meint die Staatsanwältin, »noch bevor die Depots entdeckt wurden. Wir haben gerade ein wenig Gegenwind.«
    »Ja?«
    »Lieber Herr Keith«, sagt die Staatsanwältin und lächelt freundlich, »wir stehen alle hinter Ihnen. Aber in bestimmten Kreisen will das Gemurmel nicht verstummen, Ihr Einsatz im Kongresszentrum sei etwas sehr – wie soll ich sagen? – etwas sehr wildwestmäßig gewesen. Es wäre deshalb gut, wenn Sie in einer dienstlichen Erklärung begründen würden, warum Sie nicht auf das Eintreffen eines Einsatzkommandos gewartet haben … Aber ich bin zuversichtlich, dass Sie Ihr Vorgehen gut und schlüssig begründen können. Eine andere Sache betrifft nicht Sie, ist aber wirklich ärgerlich, und zwar geht es darum, ob dieser Dolf Patzert V-Mann des Verfassungsschutzes oder des Berliner polizeilichen Staatsschutzes gewesen ist …«
    Keith betrachtet die Staatsanwältin aus Augen, die plötzlich sehr schmal geworden sind. »Mein Vorgehen im Kongresszentrum erklärt sich sehr einfach, Frau Leitende Staatsanwältin. Ich ging davon aus, dass Sie in besonderem Maße gefährdet sind. Ich habe den für Sie abgeordneten Personenschutz als unzureichend angesehen, und ich hätte es für richtig gehalten, dass Sie vorübergehend ganz auf öffentliche Auftritte verzichten.«
    »Moment!«, sagt die Staatsanwältin. »Mir haben Sie das nicht vorgetragen …«
    »Es war aber meine Überzeugung«, beharrt Keith. »Nur bin ich damit nicht durchgedrungen. Das ist so. Leider. Und irgendetwas musste ich tun.« Er beugt sich vor und versucht, mit den Augen den Blick der Staatsanwältin festzuhalten. »Wir säßen sonst nicht hier.« Er wartet kurz, dann fährt er fort: »Aber zu Dolf Patzert! Dass er Verbindungen zur Polizei gehabt hat, ist völlig richtig und aktenkundig und für jedermann einsehbar. Dolf Patzert, oder vielmehr: Detlef Patzert, wie er richtig heißt, gehörte von 1990 an der Freiwilligen Polizeireserve Berlin an, und zwar bis zu ihrer Auflösung 2002. Ich nehme an, dass dieser Sachverhalt auch dem Rechtsanwalt Dingeldey bekannt ist. Vermutlich hat er deshalb diese alte Geschichte mit den angeblichen Waffenhändlern in der Polizeireserve ausgegraben.« Er lehnt sich zurück.
    »Das mag so sein«, meint die Staatsanwältin. »Aber zurück zu Patzert … Wann und warum ist er in die rechte Szene abgedriftet?«
    »Das entzieht sich meiner Beurteilung«, antwortet Keith förmlich. »Vielleicht hätte man die Polizeireserve beibehalten sollen. Aber ich habe das nicht zu diskutieren …«
    »Und was würden Sie dann diskutieren wollen?«
    »Diskutieren? Das ist nicht meine Aufgabe. Ich möchte nur auf einen Sachverhalt aufmerksam machen, der offen zu Tage liegt: dass nämlich Lutz Harlass eben kein Einzeltäter ist. Irgendwer hat ihn bewaffnet und ihm seine Ziele genannt und ihn losgeschickt, und ich denke, dass es derselbe Mann sein muss, bei dem Harlass nach seiner Verwundung Zuflucht suchte …«
    »Sie sprechen von diesem Brutus Finklin«, fällt ihm die Staatsanwältin ins Wort. »Wie ist er an Harlass geraten? Und warum soll er all das inszeniert haben?«
    »Wie er an Harlass geraten ist,

Weitere Kostenlose Bücher