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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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bei sich, mindestens einen, und ich kann dir auch sagen, was die wollen: Die wollen mich fertigmachen, so wie der Regulski das gewollt hat …«
    »Und wie soll das geschehen?«, fragt Finklin. »Kommen die hierher und klingeln und sagen, entschuldigen Sie bitte die Störung, wir müssen hier kurz mal jemand liquidieren, oder wie darf ich mir das vorstellen?«
    »Das glaub ich nicht.« Harlass bekommt plötzlich ganz schmale Augen. »Die werden heute Nacht kommen und deine Datsche anzünden. Aber so, dass keiner mehr rauskommt. Du nicht, die Maria nicht. Dein Hund nicht.«
    »Und du auch nicht?«
    »Ich auch nicht«, sagt Harlass. »Keiner von uns …« Er unterbricht sich, denn das Telefon hat geklingelt. Es ist ein gewöhnliches grausilbernes Telefon, und das Klingeln tönt wie ein Glockensignal. Finklin betrachtet das Telefon, als sehe er es zum ersten Mal, dann rafft er sich auf, nimmt den Hörer ab und meldet sich mit einem knappen: »Ja?«
    »Mein Name ist Wegenast«, meldet sich eine Frauenstimme, »Tamar Wegenast …« Finklin registriert eine leicht süddeutsche Klangfärbung und eine Tonlage, die ihm nicht unangenehm ist – oder genauer: die ihm unter anderen Umständen nicht unangenehm wäre. Die Stimme fragt, ob er Brutus Finklin sei, und erklärt, sie recherchiere im Fall Giselher Marcks … »Es ist doch richtig, dass Sie ihn kannten, vielleicht sogar befreundet waren?«
    »Sie recherchieren?«, fragt Finklin zurück. »Sie sind Journalistin?«
    »Nein. Mein Kollege Hans Berndorf und ich sind private Ermittler und haben den Auftrag, einem bestimmten Aspekt im Mordfall Marcks nachzugehen – aber ich fürchte, das lässt sich am Telefon schlecht erklären. Da wir bereits in Crammenow sind, wäre es möglich, dass wir kurz bei Ihnen vorbeischauen?«
    »Sie kommen nicht zufälligerweise aus Rostock? Oder scheinen von dort zu kommen?«
    »Wir kommen aus Berlin«, sagt die Anruferin, »und jetzt sind wir gerade im Gasthof zum Alten Zieten.«
    »Wenn ich das richtig sehe«, sagt Finklin, »und Sie nicht jemand ganz anderes sind, als die Sie zu sein vorgeben – dann haben Sie sich einen sehr merkwürdigen Zeitpunkt ausgesucht, um mich besuchen zu wollen … Aber gleichwohl oder vielleicht ganz im Gegenteil … sollen Sie mir also willkommen sein! Sie wissen, wo ich wohne?« Dann erklärt er, wie die Anruferin vom Alten Zieten zur Bauernende Sieben findet. »Ich erwarte Sie dann …« er zögert kurz und wirft einen Blick zu Harlass, »… in zwanzig Minuten!«
    Er legt auf. »Du kennst doch so allerhand Leute«, sagt er dann und fasst Harlass ins Auge, »ist da eine Frau aus Süddeutschland drunter?«
    »Weiß nicht, wer das sein soll. Aber sag mal – wer kommt da? Ich lass mich nämlich da oben nicht noch mal einsperren, dass du es nur weißt. Nicht, wenn der Patzert draußen lauert. Dreimal nicht.«
    »Hab ich auch gar nicht vor.« Finklin holt aus seinem Hosensack einen umständlich großen Schlüsselbund. Dann bückt er sich, schließt die Seitentür an seinem Schreibtisch auf und wuchtet Regulskis Aktentasche auf den Schreibtisch. Er öffnet die beiden Verschlüsse, holt dann die Walther PPK heraus, überprüft das Magazin und legt die Waffe griffbereit vor sich auf den Schreibtisch. »Ich kann übrigens damit umgehen«, fügt er hinzu und wirft Harlass unter seinen buschigen Augenbrauen einen zugleich forschenden und warnenden Blick zu. Dann schiebt er die 464 Viking samt dem zweiten Ladestreifen über den Schreibtisch. »Du kannst jetzt ein erstes Mal selbst entscheiden, was du tust. Du kannst einfach in den Garten gehen, dir eine Deckung suchen und aufpassen, dass keiner kommt und Brandbomben schmeißt … Moment!« Er schlägt sich vor den Kopf. »Das geht ja wegen der Hexe nicht. Meine Hündin kann dich nicht ab … Aber du kannst auch einfach gehen, einfach in die weite Welt, wohin die Füße dich tragen. Du kannst dir sogar einen Wagen besorgen, da oben im Wald steht einer, hat die Maria gesagt – was wartest du noch?«
    Harlass ist aufgestanden und hat sich die 464 Viking in den Hosenbund gesteckt. »Heißt das – du schmeißt mich hier raus?«
    Finklin schüttelt den Kopf. »Du wirst lernen, selbst zu entscheiden. Das heißt es.«
    F inklin hat das Tor an der Einfahrt aufgeschoben, die zu seinem Schuppen führt, und an der Straße Posten bezogen. Der hässliche Hund ist in der Küche, bei Maria, und Harlass wartet an der Haustür, die nur angelehnt ist. Das Flurlicht ist ausgeschaltet. Wenn

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