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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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schleierhaft, was Sie zu mir führt.«
    »Es geht um den Tod von Giselher Marcks«, beginnt Tamar, wird von Finklin aber sofort unterbrochen.
    »Giselher war mein Freund, das haben Sie schon am Telefon zutreffend vermutet, wir standen uns politisch sehr nahe, was zwar nicht automatisch auch Freundschaft bedeuten muss, durchaus nicht, aber in unserem Fall ist dieses persönliche, emotionale Element dazugekommen, jedenfalls im Lauf der Zeit … Jetzt ist er tot, und wenn Trauer etwas bewirken könnte, würde ich trauern. Was wollen Sie sonst noch wissen?«
    »Sie standen sich politisch nahe, sagten Sie«, tastet sich Tamar vor. »Hat der Tod Ihres Freundes etwas mit seinen politischen Überzeugungen zu tun?« Sie wirft einen Blick zu Berndorf. Aber dessen Gesicht wirkt seltsam unbeteiligt.
    »Wenn politische Überzeugungen ein Leben bestimmen«, sagt Finklin, »und das Leben auf diese Weise endet, dann muss wohl das eine mit dem anderen zu tun haben.« Er hat dabei den Kopf ein wenig gesenkt, was ihm ein unvermittelt angriffslustiges Aussehen gibt.
    »Stopp!« Zum ersten Mal sagt Berndorf etwas. »Marcks ist tot, und Sie halten eine Walther PPK griffbereit. Also geht es hier und heute Abend um nichts weniger als um Leben und Tod. Wollen Sie uns nicht sagen, wer die Leute sind, vor denen Sie sich schützen müssen?«
    »Aha«, macht Finklin und fasst Berndorf ins Auge. »Ich habe mich schon gefragt, ob die schöne Dame Sie vielleicht bloß zur Dekoration dabeihat. Aber Sie haben gefragt, und wer fragt, soll eine Antwort bekommen! Wenn es stimmt, was ich aus leider absolut unzuverlässiger Quelle weiß, haben es irgendwelche Neonazis aus Berlin auf dieses Haus abgesehen. Zufrieden?«
    »Nein«, antwortet Berndorf. »Wer schickt die Neonazis, und warum?«
    Finklin betrachtet ihn, den Kopf ein wenig schief gelegt. »Vielleicht darum«, sagt er plötzlich, zieht eine Schublade auf, holt ein Blatt heraus, das wie ein Flugblatt aussieht, mit einem roten Aufdruck als Blickfang. »Ein Ausdruck aus meinem Blog acht 21 . Ein bescheidener Beitrag zur neuen deutsch-russischen Achse, dem klandestinen Gaunerbündnis der Urenkel Ribbentrops und Stalins … Lesen Sie es nur, es steht nichts drin als die Wahrheit, die niemand hören will!« Er blickt auf, denn es hat an die Tür geklopft. Maria tritt herein und will wissen, ob die Dame und der Herr einen Tee möchten oder Kaffee. Tamar hätte gerne einen Tee, Berndorf blickt von dem Ausdruck auf und schließt sich an. Finklin nickt Maria zu. »Und draußen?«, fragte er noch.
    Maria zuckt die Schultern. »Alles ruhig.«
    R obben, das ist ein Wort, das macht viel zu viel von sich her. Im Tiergarten hat Harlass schon mal Robben gesehen, oder vielleicht waren es auch Seelöwen, das sah witzig aus, wenn die zu ihrem Gewässer watschelten, aber es sah nicht nur witzig aus, sondern die Viecher selber waren witzig und schlau. Aber einer, der sich auf allen vieren einen Straßengraben entlangquält, der dabei auch noch eine Feldtasche mit sich schleppt, die sich ständig irgendwo verhakt, der robbt nicht und der ist auch nicht witzig und nicht schlau, sondern der kriecht bloß, der ist ein Kriechtier, und das Wort muss man nur ein paarmal vor sich her sagen, dann weiß man, was das für Geschöpfe sind.
    Wie weit ist er gekommen? Er riskiert einen Blick über die Straße, rechts ist die Datsche, noch ganz nah, das Auto von diesem Besuch steht noch immer vor dem Schuppen, und links ist die dunkle Linie des Waldes, noch ganz fern. Trotzdem braucht er eine Pause. Außerdem muss er irgendetwas gegen das Gebaumel der Feldtasche tun. Er tastet die Tasche ab und findet tatsächlich eine Schlaufe, damit könnte er die Tasche hinten am Hosengürtel festmachen, auch wenn das vielleicht albern aussieht. Aber wenn ihn einer sieht, kommt es darauf auch nicht mehr an.
    Aber was macht er mit der Pistole? Es ist blöd, mit der 464 Viking in der Hand rumzukriechen. Aber es wäre auch blöd, saublöd sogar, wenn Patzert oder einer seiner Gehilfen die Straße herunterkäme und er hätte die Viking nicht griffbereit. Aber warum sollten sie das tun? Wenn sie vorhaben, was er denkt, dass sie vorhaben, dann machen sie das erst gegen Mitternacht. Wenn die Männer von der Feuerwehr schon brav in ihren Betten liegen und sich einen wegschnarchen. Und dann gehen sie auch nicht zu Fuß zu der Datsche, sondern sie fahren hin und machen ihren Job und sind sofort wieder weg, noch ehe einer der Schnarchsäcke auch nur den

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