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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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doch auch ein Jud.«
    »Ja so!«, sagt Finklin. »Dieser eine! Der hat sich übrigens mit X geschrieben, und mein alter Freund Giselher mit Ce-Ka-Es, geht das in deinen Kopf?«
    »Das haben die mir aber anders gesagt.«
    »Die?«, fragt Finklin. »Du meinst Regulski? Dieser Polizist lässt anderen Leuten in die Knie schießen, nur weil sie so ähnlich heißen wie Karl Marx?«
    »Das meiste hat der andere geredet«, erklärt Harlass. »Regulski war eigentlich bloß der Fahrer. Nur beim zweiten Mal, da war der Regulski allein.«
    Nun ist es Finklin, der sich die nächste Zigarette drehen muss. »Wir machen Fortschritte«, stellt er fest und öffnet den Tabakbeutel. »Dieser andere – war das auch ein Polizist?«
    »Woher soll ich das wissen? Dass Regulski einer ist, hab ich auch erst an seinem Ausweis gesehen.«
    »Aber du musst doch eine Vorstellung von diesen Leuten haben? Und mit der Polizei hast du nicht das erste Mal zu tun gehabt. Also weißt du, wie die reden und auftreten …«
    Harlass überlegt. Eine Stimme drängt sich in seine Erinnerung. Eine kühle, geschäftsmäßige arrogante Stimme. Du warst im Knast. Achtzehn Monate. Weil du auf diesen Rebbe losgegangen bist. Wer weiß so was, und wer redet so darüber? »Das kann schon sein«, antwortet er bedächtig, »dass dieser andere auch so was war. Der saß die ganze Zeit hinten im Auto, so dass ich gar nicht weiß, wie der eigentlich ausgesehen hat. Aber es war sofort klar, dass er das Sagen hat. Der hat so … so einen verächtlichen Ton hat der draufgehabt.«
    »Aha«, sagt Finklin. »Wir kommen der Sache näher. Da sitzt also einer hinten im Fond und gibt seine Anweisungen. So aus dem Dunkel heraus, wie? Das kommt mir doch sehr bekannt vor.« Er legt die Hände in seinen Nacken und massiert ihn mit den Fingerspitzen, als sei er verspannt und habe Kopfschmerzen. »Du beschreibst da einen Typus, von dem ich nicht gedacht hätte, dass ich so schnell wieder mit ihm zu tun bekomme. Fahrlässiger Weise habe ich das gedacht. Aber vermutlich wirst du schon wieder nicht wissen, wovon ich rede, nicht wahr? Nie werden es Leute wie du begreifen, für wen sie die Dreckarbeit machen …« Er unterbricht sich, denn man hört, wie die Haustüre geöffnet und wieder geschlossen wird. Dann nähern sich rasche Schritte, jemand klopft an die Tür und öffnet sie auch gleich.
    »Fremde Leute«, sagt Maria und streift sich die Stirnlampe vom Kopf, »da oben an Wald. Auto aus Rostock. Ganze Zeit.«
    »Jäger«, schlägt Finklin vor. »Oder ein Liebespaar?«
    »Nix Bumsen. Kein Jäger.«
    H arlass macht einen Schritt vom Fenster weg und noch einen zweiten und bleibt schließlich vor dem Bücherregal neben der Tür stehen. »Ich weiß«, sagt er und muss sich räuspern, denn seine Stimme ist belegt, »ich weiß, wer da oben … wer da oben wartet.«
    Finklin neigt den Kopf und betrachtet ihn, ein wenig wie ein Vogel, der ein ihm noch unbekanntes Insekt entdeckt hat. »Ja?«
    Harlass gibt den Blick zurück, fragend, und zeigt auf Maria. Finklin versteht. »Geh duschen!«, sagt er zu Maria, die kurz zögert, dann die Schultern zuckt, sich abwendet und die Tür ziemlich geräuschvoll hinter sich schließt. Finklin steht auf, geht um den Schreibtisch herum und lässt den Rollladen herunter. »Bitte sehr«, sagt er dann, »wir sind jetzt unter vier Augen. Und von draußen glotzt niemand herein. Willst du dich also nicht setzen?«
    Harlass schüttelt den Kopf. »Der Mann da draußen – der heißt Dolf Patzert. Und er ist nicht aus Rostock, sondern aus Berlin.«
    Finklin, die Arme vor der Brust gekreuzt, nickt.
    »Ich weiß das, weil er manchmal das Rostocker Nummernschild benutzt«, fährt Harlass fort. »Das benutzt er zur Tarnung. Wenn er eine Aktion macht.«
    Wieder nickt Finklin.
    »Patzert war es auch, der mir gesagt hat, für eine richtige Aktion brauche ich eine Pistole«, fährt Harlass fort. »Und von wem ich eine bekommen kann. Von diesen beiden nämlich, dem Regulski und dem anderen. Und wo ich die treffen kann.«
    »Ja?«, sagt Finklin, und in seinem Ton klingt Frage und Ermunterung zugleich an.
    »Das war vor einer Woche. Abends, am U-Bahnhof Onkel Toms Hütte. Da haben sie mir auch den Auftrag gegeben, den am Hallenbad, du weißt schon.« Harlass löst sich von dem Bücherregal, weiß nicht wohin und setzt sich schließlich wieder in den knarzenden Korbsessel vor dem Schreibtisch. »Und wenn der Patzert da oben im Wald ist, dann ist er nicht allein, sondern er hat einen

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