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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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reagiert nicht. Er hat die Stöpsel des Nintendo in den Ohren.
    Patzert zuckt mit den Schultern und nimmt das Fernglas wieder auf. Nichts hat sich geändert – oder doch: jetzt brennt nur noch ein Licht im Haus, das der Schreibtischlampe. Noch immer redet der Alte mit den Händen, vielleicht ist er bloß gaga und führt Selbstgespräche? Patzert will das Fernglas absetzen, weil er nun wirklich ein Bier braucht, als er doch noch eine Bewegung im Zimmer wahrnimmt. Jemand ist aufgestanden und geht zum Fenster, das Licht der Schreibtischlampe beleuchtet ihn nur von der Seite, auch das Nachtsichtgerät kann das Gesicht des Mannes am Fenster nicht heranholen, und doch! Es ist die Haltung, denkt Patzert. Aus irgendeinem Grund kannst du die Leute allein schon daran erkennen, wie sie g ehen und wie sie sich halten. Oder wie ihre Umrisse sind. Die Neigung des Kopfes. Egal. Der an dem Fenster dort, das weiß Patzert jetzt, das ist Lutz Harlass, der übereifrige Pisser, und das bedeutet, dass die Sache heute zu einem Ende gebracht wird. Er setzt das Fernglas ab, stellt es neben sich auf die Bank und schaut auf die Uhr. Für eine Aktion ist es jetzt noch zu früh. Er rüttelt an der Leiter, bis Uwe auf seiner Sprosse endlich aufschreckt. Dann klettert er vorsichtig hinunter.
    »Und?«, fragt Uwe.
    »Wachablösung«, antwortet Patzert. »Du bist dran.«
    »Ja, und dieser Kerl?«
    Patzert hebt die Hand mit dem hochgestreckten Daumen. »Alles bestens. Aber eine Aktion ist erst in ein paar Stunden möglich. Bis dahin müssen wir das Haus im Auge behalten.« Er streckt die Hand aus. »Ich brauch jetzt ein Bier und dann eine Mütze Schlaf. Aber gib mir dein Nintendo. Ich will sicher sein, dass du wirklich aufpasst.«
    D ämmerung senkt sich über die Stadt, die Autofahrer haben Licht eingeschaltet, an den Kreuzungen schimmert das Rot-Grün-Gelb der Ampeln im Zwielicht. Berndorfs kleines blaues Auto steht in einer Schlange, am Steuer sitzt Tamar, auf dem Beifahrersitz hat Berndorf seinen Straßenatlas aufgeschlagen, obwohl er ohne eine Kartenleuchte nichts mehr darauf erkennen kann.
    »Finden Sie nicht, wir sollten uns erst einmal diesen Hintze ansehen?«
    »Warum?«
    »Er müsste wissen, was mit Carmencita passiert ist.«
    »Sie meinen, er hat ihn womöglich irgendwo eingemauert? Das ist erstens nicht gesagt, zweitens erreichen wir gar nichts, wenn wir ihn jetzt danach fragen. Wir haben noch zu wenig in der Hand, und wir machen ihn nur kopfscheu.«
    Während er das sagt, geht ihm durch den Kopf, dass das alles nur Ausreden sind. Er glaubt zu wissen, wer dieser Hintze ist und dass er ihn beobachtet hat, wie er vor dem Grab mit dem Findlingsstein stand. Und deshalb hat er ganz einfach keine Lust oder – genauer – eine Scheu, diesen Mann jetzt aufzusuchen. Morgen, denkt er, oder übermorgen. Dann fällt ihm doch noch etwas ein.
    »Was aus Carmencita geworden ist«, so fährt er fort, »wird man vermutlich am ehesten in den Wasserlöchern im Spandauer Forst herausfinden. Dort können aber nicht wir herumstochern, sondern die Staatsanwältin müsste das veranlassen. Die Berliner Polizei hat Taucher für so was. Wir nicht.« Berndorf wirft einen Blick zur Seite. Tamar blickt auf die Fahrbahn, aber man kann sehen, dass sich um ihren Mund ein strenger Zug eingegraben hat.
    »Ich habe durchaus verstanden, worauf Sie hinauswollen«, sagt sie plötzlich. »Sie wollen wissen, ob ich dieser Karen Andermatt eingetrichtert hab, was sie der Staatsanwältin sagen soll. Aber Menschen funktionieren nicht wie Billardkugeln. Trotzdem habe ich mir von Karen erzählen lassen, wie das war, als sie und die Staatsanwältin sich den toten Regulski angesehen haben. Und während sie erzählte, wusste ich ganz genau, dass irgendwann die Rede auf diese bescheuerten Kartoffelsäcke kommt, und plötzlich war ich so sauer, dass das arme Mädchen richtig erschrocken ist.«
    »Warum waren Sie sauer? Und auf wen?«
    »Auf Sie. Auf mich. Weil ich für Sie die Puppenspielerin gemacht habe, darum!« Die Autoschlange setzt sich in Bewegung, so tröge und langsam, als wäre man nicht in Berlin, sondern sonst in einer Beamtenstadt. Berndorf murmelt ein Tut-mir-Leid und lehnt sich im Sitz zurück. Dann kommt die Schlange schon wieder zum Stehen.
    »Sie haben Recht.« Berndorf hat sich zur Einsicht aufgerafft, dass es mit seiner Entschuldigungs-Floskel nicht getan ist. »Es war weder korrekt noch professionell, das über die Andermatt zu spielen. Ich werde diese

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