Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
Vom Netzwerk:
Wohlfrom-Kühn um ein Gespräch bitten.«
    »Jetzt fallen Sie nicht gleich von einem Extrem ins andere«, kommt es von Tamar. »Wenn Sie zu der Staatsanwältin gehen, müssen Sie der auch sagen, dass die Andermatt Ihre Klientin ist. Will Karen das? Sie müssen sie jedenfalls vorher fragen. Warten Sie doch erst einmal ab, was diese Staatsanwältin tut!« Wieder setzt sich die Schlange in Bewegung, und diesmal schafft es auch Berndorfs kleines blaues Auto über die Kreuzung.
    M aria hat den Weg über das Luch genommen, also die große Route, für die sie eine gute Stunde braucht. Sie läuft ruhig und gleichmäßig, locker, ohne besondere Anstrengung, ihre Beine federn in langen ausholenden Sätzen über den Boden, sie denkt an nichts, sie atmet, sie spürt den Boden, sie spürt ihren Körper. Die Dämmerung hat sich über das Luch gesenkt, aus den Gräben steigt Nebel auf, zieht sich in langgezogenen Streifen über die abgeernteten Äcker und verleiht dem Pappelwäldchen rechts vor ihr ein Aussehen, als müssten dort Feen und Kobolde zu Hause sein. Aber zu Hause sind im Luch nur Füchse und die großen schwerfälligen Vögel, die sie manchmal sieht.
    Sie verlässt den asphaltierten Fuß- und Radweg, überquert die Straße, die am Rande des Luch verläuft, und nimmt den Waldweg, der zu einer Kuppe hinaufführt. Im Wald ist es dunkel, und sie schaltet die Stirnlampe ein, denn manchmal liegen abgebrochene Äste oder Steine auf dem Weg. Die Steigung ist gerade so, dass sie Tempo und Laufrhythmus beibehalten kann, aber sie spürt die Anstrengung, und ihr Atem wird schneller.
    Die Stirnlampe erleuchtet den Weg, aber außerhalb ihres Lichtscheins bleibt nur rabenschwarze Nacht. Dass sie sich der Kuppe nähert, kann sie nur an dem Holzstoß erkennen, an dem sie vorbeikommt. Von da sind es nur noch drei- oder vierhundert Meter. Sie beschleunigt ihr Tempo, denn das ist das Teilstück, an dem sie an ihre Grenze geht. Sie erreicht die Kuppe, biegt nach links ab und läuft locker weiter. Bis zur Datsche sind es nur noch ein paar hundert Meter, leicht abschüssig, gerade richtig zum Entspannen.
    Der Lichtschein der Lampe trifft auf bläulich schimmerndes Metall. Unter den Bäumen ist ein Wagen geparkt, sie verlangsamt den Schritt und wirft einen Blick auf das Kennzeichen, das mit der Buchstabenkombination HRO beginnt, ist das Rostock? Das Auto sieht nicht so aus, wie es Jäger sonst haben, kein Vierrad-Antrieb, dafür sind die Scheiben dunkel getönt, sie kann nicht erkennen, ob jemand darin sitzt oder liegt, jedenfalls schaukelt das Auto nicht, ohnehin ginge sie das nichts an. Sie beschleunigt ihr Tempo wieder, es ist auch Zeit, das Abendbrot zu machen. Muss sie dem alten Mann von dem Auto erzählen? Ja. Nein. Ja. Er hat etwas gegen Fremde. Gegen Leute, die außen am Haus vorbeigehen und die er nicht kennt. Also wird er sich aufregen. Nein.
    Aber wissen wollen würde er es doch?
    W as ich noch immer nicht verstehe«, sagt Finklin, »das ist die Sache mit dem Geld.«
    »Ich hab das nicht für Geld gemacht«, wendet Harlass ein.
    »Eben«, meint Finklin. »Du hast ja auch keines bei dir. Fast keines. Was geht daraus hervor? Wenn dir einer einen Tausender in die Tasche steckt und sagt, der und der muss weg – dann ist die Sache klar. Dann fragst du nicht groß, sondern tust, was dir gesagt wird. Aber wenn es bei dir nicht das Geld war, was zum Teufel hat dir Regulski dann erzählt, warum du den Giselher Marcks umlegen sollst?«
    Harlass schweigt. Dann muss er sich erst eine Zigarette drehen, das geht nicht schnell und auch nicht besonders gut, und als die Zigarette halbwegs geklebt ist, zündet er sie doch nicht an. »Ich sollte den gar nicht umlegen«, sagt er schließlich. »Die wollten, dass ich dem in die Knie schieße. Aber er hatte einen Mantel an.«
    »Er hatte einen Mantel an!«, wiederholt Finklin. »Ja, dann. Und warum solltest du das machen, das mit den Knien?«
    »Ich hätt von denen doch die Knarre bekommen sollen, aber da sagten die, wenn ich damit eine Aktion machen will, die wirklich Sinn hat, dann soll ich mir doch diesen Marx vornehmen, das sei ein ganz übler Drahtzieher und sowieso ein Jud, und wenn ich das richtig mache, dann hätten sie vielleicht auch noch andere Aufträge für mich …« Nun zündet er sich doch die Zigarette an.
    »Wieso und seit wann war Giselher Marcks Jude?«
    Harlass zuckt mit den Schultern. »Weiß ich doch nicht. Man weiß es, weil er so heißt. Marx ist ein Judenname. Dieser eine war

Weitere Kostenlose Bücher