Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berndorf, Jacques (Hrsg)

Berndorf, Jacques (Hrsg)

Titel: Berndorf, Jacques (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel
Vom Netzwerk:
eines Sonnenschirms, drapieren sich vor der Bigbandbühne auf vier Strohballen.
    Die Band ist noch nicht da, aber halb Bad Neuenahr turnt bereits zwischen Tränke und Heuhockern hin und her. Glucksendes Kinderlachen mischt sich mit schunkeltauglichen Akkordeonklängen. Die Damen sehen durstig aus. Viel trinken soll der Mensch bei dieser Hitze. Besonders alte Menschen. Ich bestelle vier Rote und ein Wasser. Frau Gerlach räumt mir lächelnd einen Platz auf ihrer Altgrasbank ein. Gerlach, Charlotte. Versicherungsnummer 987253, geboren am 15. Juni 1940. Ihr Kränzchen prostet mir dankbar zu. Sie leert ihr Glas in einem Zug. Der Mann am Schifferklavier stimmt ein neues Lied an.
    Gedränge am Tresen. Ich hätte einen Hut aufsetzen sollen. Da wo einst mein Haar war, droht ein schwerer Sonnenbrand. Wein schwappt auf das Tablett. Nur Wein, kein Wasser. Zu spät. Die Lücke hat sich schon wieder geschlossen. Die Damen strahlen. Frau Gerlachs Wangen röten sich. Auf die Bilanz! Mir schießt der Spätburgunder in die Knie.
    Über uns schwebt ein Ballon. Mein Kopf fühlt sich genauso leicht an. Die Sonne brennt auch gar nicht mehr. Charlotte drückt mir ein frisch gefülltes Glas in die Hand. Seit der dritten Runde sind wir beim Du. Die Band spielt auf. Ein Ritter in voller Rüstung kniet vor seiner Angebeteten. Das Burgfräulein erhört sein Flehen, schwebt an seinem metallenen Arm über die Tanzfläche. Charlotte seufzt und schaut mich an. Irgendetwas stimmt nicht mit ihrem Gesicht. Zu viele Augen. Aus allen spricht der Wunsch nach einem Tanz.
    Ja, Charlotte, tanz mit mir. Walzer bringt das Blut in Wallung. Eins, zwei, drei. Eins, zwei, drei. Und jetzt links herum. Die Paare verwischen zu einer Airbrushkulisse. Schneller, schneller, immer schneller. Du musst mich retten. Dein Fluffhaar fliegt, dein Herzschlag rast. Spürst du den Schwindel?
    Gleich ist die Bilanz bereinigt.

Ameisen, Bienen und Vulkane
von Jürgen Ehlers
    Vielleicht hätten wir alles etwas besser planen sollen, aber ich hab natürlich gedacht, der Peter, der kennt sich aus. Den hatten wir extra eingeschaltet, damit es uns nicht wieder so geht wie im März in Gillenfeld, wo wir ohne Beute abhauen mussten. Jetzt müssen wir sehen, wie wir klarkommen.
    »Wenn alles gut geht heute, dann könnten wir endlich mal an die Riviera fahren.«
    »Das hast du schon so oft gesagt«, sagt Susi. »Aber schön wäre es schon ...«
    »Diesmal klappt es bestimmt.«
    Susi sieht mich skeptisch an. »Dein Hemd ist zerknittert«, sagt sie.
    »Das macht nichts.«
    »Doch, natürlich macht das was. Man kann sich nicht einfach irgendwo bewerben, und dann sieht das Hemd so aus.«
    Wir haben ihr nicht erzählt, dass das ein Überfall sein soll. Wir brauchen sie ja nur wegen des Wagens, weil der Peter ausgefallen ist.
    »Das geht schon in Ordnung«, sage ich.
    Susi seufzt. »Das sagst du immer. Aber wenn du dich ab und zu mal ein bisschen netter angezogen hättest, dann wärst du heute noch bei dem Ingenieurbüro. Und wenn du ein bisschen mehr gearbeitet hättest ...«
    »Ja«, sage ich, um die Diskussion abzukürzen. Es ist gar nicht so leicht, als Geologe in der Eifel einen Job zu kriegen. Jedenfalls nicht für mich. Inzwischen kennen sie mich alle. Selbst den Geologischen Wanderpfad haben sie ohne mich gemacht.
    Susi sagt: »Vergiss nicht, dass wir heute Abend bei Probsts zum Geburtstag sind. Und – helft mit dran denken – vorher muss ich die Bienen versorgen.«
    Susi ist Hobby-Imkerin. Das bringt jedenfalls soviel ein, dass wir nicht völlig auf dem Schlauch stehen, wenn gerade mal nichts läuft mit irgendeinem Einbruch oder Überfall.
    »Der Schwarm kann nicht ewig in dem Pappkarton bleiben.«
    »Weiß ich doch.«
    »Die waren ja schon drüben in Preutes Obstbäumen. Einfach abgehauen. Kein Wunder bei dem schönen Wetter. Gut, dass ich sie überhaupt noch gekriegt habe.«
    Der Otto und ich, wir sind Brüder. Nicht mehr ganz jung, der Otto jedenfalls. Ich bin zwei Jahre jünger als er. Otto war mit dem Tipp angekommen. Meist kriegt er ja nichts mit von dem, was so um ihn herum vorgeht, und wenn man ihn irgendwas fragt, sagt er höchstens »Hä?« Aber diesmal hat er richtig aufgepasst, als er die Brötchen geholt hat. So gegen zehn war das, und da hatte es sich schon rumgesprochen: Ein gewisser Grigoleit oder Grigorius hatte den Jackpot geknackt. In Hillesheim, keine fünfzig Kilometer von hier.
    »Das ist die Lösung«, sagt Otto. »Mensch, das ist die Lösung! Den schnappen wir

Weitere Kostenlose Bücher