Berndorf, Jacques (Hrsg)
war.
Braune Flecken.
Auf der Klinge, am Stiel …
Er richtete sich auf. Oh verdammt, damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte höchstens erwartet, dass Wennerscheid hier irgendwo in der Ecke hockte – aber Blut? Gedankenverloren sah er zum Wohnhaus. Was hatte Hermann-Josef Menges gesagt, als er die Tür geöffnet hatte? Er war in der Waschküche gewesen? Und um die Axt zu reinigen hatte wohl die Zeit gefehlt? Hermann-Josef Menges müsste ihm vielleicht doch ein paar Fragen beantworten. Schade, das mit dem Schnäpschen musste jetzt leider ausfallen.
Das Besprechungszimmer des Untersuchungsgefängnisses in Aachen ließ alles vermissen, was man mit Besprechungszimmern in Untersuchungsgefängnissen im Allgemeinen in Verbindung brachte. Weder gab es Gitter zwischen dem Gefangenen und seinem Anwalt, noch Polizeibeamte, die argusäugig darüber wachten, dass den Gefangenen keine Feilen oder Handys untergeschoben wurden. Es war wirklich nur ein Zimmer, in dem ein nackter Tisch und zwei ebenso schmucklose Stühle standen. Hoch oben in der seit Jahren nicht mehr neu gestrichenen Wand schwebte ein Fenster, dessen Gitter deprimierende Schatten warfen.
»Vielleicht wären Sie wirklich mit einem Geständnis besser bedient«, sagte der Anwalt und blickte sorgenvoll.
»Was soll ich denn gestehen, um Himmels willen, wie oft soll ich es denn sagen, ich habe dem Wennerscheid nichts getan, ich habe den gar nicht gesehen!« Menges stützte den Kopf in die Hände und kämpfte mit den Tränen. Was passierte hier nur?
»Herr Menges, ich sehe ja ein, dass das alles nicht so einfach für Sie ist, aber Sie müssen auch den Tatsachen ins Auge sehen. Das Blut an der Axt ist definitiv von Tobias Wennerscheid, das hat die DNA-Analyse ergeben. Die Säge trägt seine Fingerabdrücke, und darüber sind auch Ihre.«
»Ja klar, ich hab’ das blöde Ding bei mir auf dem Hof stehen sehen und dann weggestellt, damit nichts drankommt! Ich weiß doch, wie der Wennerscheid ist, wenn was an seine Säge kommt!«
»Was sich auch niemand erklären kann, ist, warum der Trecker von Wennerscheid auf einem Parkplatz im Wald gefunden wurde. Und da drin sind auch Blutspuren nachgewiesen worden. Außerdem …«, er machte eine Kunstpause, die Perry Mason nicht besser gelungen wäre, hier jedoch jegliche Wirkung vermissen ließ, »konnte man Ihnen tatsächlich den Holzdiebstahl zuordnen. Man hat den Besitzer des Harvesters gefunden, den Sie gemietet haben, und wenn ich das gerade richtig verstanden habe, was der ermittelnde Kommissar mir im Vorübergehen gesagt hat, konnte man sogar den Spediteur ermitteln, der für Sie das Holz aus dem Wald von Tobias Wennerscheid abgefahren hat.«
»Ja, na und? Ich habe ihm halt ein paar Bäume geklaut, das ist doch nicht schlimm! Das wäre doch ein Motiv, wenn er mich ermordet hätte – aber doch nicht ich ihn!«
»Ja, sehen Sie, genau das meine ich!« Er schlug bestätigend auf den Tisch. »Das ist es doch: Notwehr! Ganz einfach! Sie kommen sogar mit einer Bewährungsstrafe davon, wenn wir es nur geschickt anstellen. Tobias Wennerscheid kommt auf Ihren Hof und greift Sie mit der Kettensäge an, und Sie haben gerade die Axt zur Hand und schwupp!«
»Schwupp?!« Menges war entsetzt.
»Ja, oder was das halt für ein Geräusch macht, weiß ich doch nicht! Na, Herr Menges, wie wäre das denn?«
Menges dachte nach. »Und dann gibt es eine Bewährungsstrafe?«
»Wenn wir Glück haben.«
Menges seufzte. »Na gut, ist vielleicht das Einfachste. Also, der Wennerscheid kam mit der Kettensäge auf den Hof, und ich habe ihm mit der Axt den Schädel gespalten. Schwupp.«
»Na prima, es geht doch.« Der Anwalt stand zufrieden auf und griff nach seiner Aktentasche. »Ich werde nachher meine Sekretärin vorbeischicken, die wird das Geständnis aufnehmen. Jetzt müssen Sie nur noch verraten, wo Sie die Leiche versteckt haben.«
Menges stutzte. »Was denn für eine Leiche?«
»Na, die von Wennerscheid natürlich!«
»Aber ich habe keine Leiche!« Jetzt war Menges wirklich kurz davor zu weinen.
Der Anwalt setzte sich wieder. »Herr Menges, Sie machen es mir aber wirklich nicht leicht. Sie brauchen schon die Leiche für ein Geständnis, sonst zählt das nicht. Aber die Polizei findet die sowieso. Nachdem man das blutverschmierte Hemd in Ihrem Garten gefunden hat, ist der Kommissar überzeugt, dass Sie die Leiche in die Holzstapel verbaut haben. Morgen wird man deshalb hingehen und die Stapel auseinandernehmen, bis man etwas
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