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Berndorf, Jacques (Hrsg)

Berndorf, Jacques (Hrsg)

Titel: Berndorf, Jacques (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 2
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bei dieser Geschwindigkeit ganz schön hin und her. Der Hund darin knurrt bedrohlich. Soll er auch. Ist schließlich ein frisch scharfgemachter, hungriger Pitbull. Der seinen Käfig selbst sprengen wird, sobald ich den Kofferraum aufgemacht habe und wieder sicher im Auto sitze. Da hat der kleine Teich-Terrorist nicht die geringste Chance. Und sollte der Pitbull je eingefangen werden, kann ihn niemand zu mir zurückverfolgen.
    Da schaust du, Luxemburger! Ganz schön fix, wir Deutsche, was! Ah, ein Motorradfahrer, dem verschaffe ich gleich auch zusätzlich frischen Fahrtwind! So schnell wie die Harley bin ich allemal
.
    Jetzt nur noch hoffen, dass der Junge, wie sonst auch, allein durch den Wald geht. Unschuldige darf ich in diese Sache nicht reinziehen. Aus Pietätsgründen werde ich die Umzäunung noch ein paar Tage stehen lassen. Dann kommt sie weg, und ich kann mit meiner Frau endlich wieder in Frieden im Garten sitzen, den unvergitterten Ausblick auf unseren meditativen Naturteich genießen und mich auf eine Nacht ohne Albträume von einem ertrinkenden Jungen freuen. Zugegeben, eine recht drastische Methode, unseren Nachbarssohn vor dem Ertrinken zu retten …
    Oh Gott, ein Traktor …

    Auf der Beerdigung wurde der unnötige Tod des zugezogenen Kölners beklagt. Vehement wurde gefordert, die unübersichtlichen Ausfahrten auf der B 51 zwischen Stadtkyll und Prüm endlich zu schließen. Die Frau aus dem Haus gegenüber fragte sich, welcher Zeitpunkt wohl geeignet war, die Siedlung über den Lebenswandel der Witwe aufzuklären, die schon am Tag nach dem furchtbaren Unfall wieder ihren Liebhaber empfangen hatte.
    Später, dachte sie und flüsterte der Nachbarin mit dem kleinen Jungen an der Hand zu: »Der Hund war sein Vermächtnis, und dann hat sie den doch tatsächlich gleich ins Tierheim gegeben! Was ein Glück, dass er wenigstens kein Kind hinterlassen hat!«

Blutige Karriereleiter
    von M ANFRED R EUTER
    Das Zeug trocknet verdammt schnell, dachte Hans-Werner Rodenstrauch-Scholtes und fasste sich ungläubig an den Hals. Wenn er nicht bald ein Waschbecken fände, würden seine blutbesudelten Finger am Ende noch zusammenkleben – wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit, murmelte er mit hängender Unterlippe in den exakt auf 3,5 Millimeter gestutzten Bart hinein.
    Dass einem Mann seines Kalibers so etwas passieren konnte, hätte er nie für möglich gehalten. Türrahmengroß und ebenso breit, Oberarme wie Kanthölzer und ein Nacken vom Volumen mehrerer Kilogramm Schweinsgulasch in wabbliger Plastiktüte aus der Metzgerei von nebenan, dazu das ewig gewinnende Lächeln im sonnenbankgebräunten Gesicht – maskulin konturiert und wie aus Eifeler Eiche geschnitzt. Um noch nachhaltiger auf sich aufmerksam zu machen, trug Rodenstrauch-Scholtes stets auffällige Brillen mit besonders breiten Rändern, weshalb man ihn in Kollegenkreisen und hinter vorgehaltener Hand gerne auch ein wenig despektierlich Rodenstock-Scholtes nannte. Wie viele Brillen er besaß, wusste er selbst nicht so genau. Das war ihm eigentlich aber auch vollkommen egal. Hauptsache, er fiel auf.
    Wie auch immer: Jedenfalls war von dem akkuraten Schnitt, etwa einen Zentimeter unterhalb der Kehle, kaum noch etwas zu sehen. Von der klaffenden Wunde von vorhin, an die er sich in breiter Empörung und mit der geübten Mimik nachhaltigen politischen Protests gefasst hatte, sah man wenige Minuten nach der Gräueltat an ihm nur noch eine feine Linie.
    Das hat der Mörder wirklich gut hinbekommen; saubere Arbeit, bilanzierte der Bundestagsabgeordnete Hans-Werner Rodenstrauch-Scholtes, pardon: der Ex-Bundestagsabgeordnete Rodenstrauch-Scholtes, als ihm endlich ein weißbärtiger Mann mit wadenlangem Gewand die Himmelstür öffnete.
    »Ach du bist‘s, Rodenstock.« Petrus stöhnte, senkte den Kopf und fuhr sich mit der Hand an die Stirn. »Einfach unfassbar. Da muss etwas schief gelaufen sein. Ich hätte nämlich nie gedacht, dass wir dich hier oben einmal sehen würden. Wen hast du denn diesmal bestochen?«
    »Nun aber mal halblang«, beschwerte sich Rodenstrauch-Scholtes und spreizte die blutverklebten Finger so weit er konnte, während seine Augen immer noch nervös nach einer Waschgelegenheit suchten. »War doch wohl klar, dass ich in den Himmel kommen würde. Immerhin bin ich jeden Sonntag zur Kirche gegangen und habe meiner Frau jeden einzelnen Seitensprung gebeichtet. Außerdem war ich dreißig Jahre lang Mitglied in der Partei der Christen, und zwar in

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