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Berndorf, Jacques (Hrsg)

Berndorf, Jacques (Hrsg)

Titel: Berndorf, Jacques (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 2
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hauchdünnen, giftigen Film überzogen. Es roch nach Schwefel, und ein kalter Wind bauschte jede Falte seiner Kleidung. Ewig würde er hier nicht bleiben können. Wie konnte man sich sicher fühlen, wenn man ein ganzes Eifelstädtchen gegen sich hatte?

Der Teich
    von M ARTINA K EMPFF
    Zugegeben: es ist eine drastische Methode. Aber es gibt keine andere Lösung. Alle friedlichen Mittel habe ich ausgeschöpft. Ich war krank vor Sorge um das Wohl eines anderen Menschen, habe alles unternommen, um ihn vor sich selbst zu retten, ihm sein Leben zu erhalten. Damit ist jetzt Schluss. Heute Abend erobere ich mir meinen Seelenfrieden zurück. Die Ruhe, deretwegen ich ja mit meiner Frau aus der Großstadt aufs Land gezogen bin, und auf die ich ein Recht habe.
    Mensch, gib Gas, du blöder Holländer! Ich hab’s eilig! Kein Schwein hält sich hier auf der B 51 an die Geschwindigkeitsbegrenzung!
    Ich muss schließlich zeitig vor Ort sein, damit alles wie geplant klappt. Natürlich wird es wie ein Unglück aussehen. Und natürlich werde ich zur Beerdigung gehen und mit den anderen darüber klagen, wie schrecklich es doch sei, so jung auf so fürchterliche Weise aus dem Leben gerissen zu werden.
    Was fällt dir ein, auf die Bremse zu treten, du traniger Holzschuh? Berge anschauen, was? Ja, tute nur ruhig weiter. Ich habe die weiße Linie auch gesehen
.
    Linien sind dazu da, um überschritten zu werden. Ich werde nachher eine weitere überschreiten. Und da wird keiner hupen. Schade, dass es so weit hat kommen müssen.
    Dabei hat alles so schön angefangen. Der ideale Neubau für ’nen Appel und ’n Ei mit traumhaftem Weitblick. Kein olles Bruchstein-Bauernhaus, an dem man ewig zimmern muss. Bin ja nicht blöd wie die anderen Kölner, die mit ihrem Eifeler Landleben nur Huddel haben. Vor allem mit den Bauern und so. Die Gülle fahren, wenn man grillen will. Nein, wir haben uns in eine adrette, kleine Siedlung nahe Prüm eingekauft. Mit ordentlichen Vorgärten, gepflegten Rasenflächen und sauber gestrichenen Jägerzäunen. Wie ein Großstadt-Vorort ohne Großstadt.
    Endlich zweispurig! Was kommt denn da hinten angedüst? Ein Porsche, klar, an den häng ich mich jetzt mal dran. Bremse dann kurz vor Schmidtheim ab und lach mir ’nen Ast, wenn der Porsche vom Starenkasten geblitzt wird!
    Erst hatten wir sehr netten Kontakt zu den Nachbarn. Fanden auch den Sohn süß, haben ja selbst keine Kinder. War alles prima, bis meine Frau die Idee zu dem Teich hatte. Ginge nicht, wehrte die Nachbarin ab, da könnte ihr Jung drin ertrinken. Dann soll er doch schwimmen lernen, schlug ich vor. Seitdem ist unser Verhältnis gespannt.
    Den Teich haben wir natürlich trotzdem angelegt, einen natürlichen Badeteich mit Selbstreinigung und Bachlauf, fast zweihundert Quadratmeter groß. Und zum Nachbargrundstück hin haben wir eine Mauer gebaut. Oben auf den Zement kleine Glasscherben eingelassen, damit der Junge gar nicht erst auf Kletterideen kommt. Er kam auf andere, zwängte sich durchs Gebüsch, marschierte einfach durch den Vorgarten und einmal sogar durch unsere offene Haustür nach hinten durch. Der Teich zog ihn an wie der Speck die Maus, ganz gleich, wie oft wir ihn fortscheuchten. Erst fürsorglich, dann wütend.
    Verdammt, ein Holzlaster, da muss der Porsche in die Eisen. Werde wieder nicht erfahren, ob da ein Film im Starenkasten ist. Und ausgerechnet jetzt wird die Straße wieder einspurig. Scheiß-Gegenverkehr!
    Dann fingen meine Albträume an. Schweißgebadet wachte ich allmorgendlich auf und stürzte ans Fenster, nur, um erleichtert festzustellen, dass kein lebloser Kinderkörper in unserem Teich trieb. Wie sollte ich meines Lebens jemals wieder froh werden, wenn der Junge in meinem Teich ertrinken sollte? Wie nur konnte ich ihn davor schützen?
    Ich redete auf das Kind ein, wies es auf die Gefahren hin und zeigte ihm den Untergang einer jener Nacktschnecken, die meine Frau sonst mit der Schere zerschneidet. Der Junge steckte einen Fuß ins Wasser, grinste mich herausfordernd an und blieb unzugänglich.
    Seine Eltern drohten mich anzuzeigen, wenn ich keinen unüberwindlichen Zaun um meinen Teich errichtete. Was ich zähneknirschend tat. Die Optik unseres Gartens ist durch dieses Stahlgitter stark beeinträchtigt. Damit hätte ich not-falls noch leben können. Nicht aber mit dem Anblick, der sich mir am Tag nach der Fertigstellung des Zauns bot. Dieses unbezwingbare, fürchterliche Kind hockte hinter der seinetwegen errichteten

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