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Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Titel: Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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der mein Klient Hauptaktionär ist. Während die Kripo immer noch im dunkeln tappte, gelang es Ihnen, ein paar gestohlene Aktien wiederzubeschaffen.»
    «Ich erinnere mich.» Und ich hatte Grund dazu. Es war einer meiner ersten Fälle gewesen, nachdem ich das Adlon verlassen und mich als Privatdetektiv niedergelassen hatte. «Ich hatte Glück», sagte ich.
    «Glück soll man nie unterschätzen», sagte er würdevoll.
    Wie recht er hat, dachte ich, man braucht sich bloß den Führer anzusehen.
    Inzwischen waren wir am Rand des Grunewalds, in Dahlern, angekommen, wo ein paar der reichsten und einflußreichsten Leute des Landes, zum Beispiel die Ribbentrops, wohnten. Wir näherten uns einem riesigen schmiedeeisernen Tor, das sich zwischen dicken Mauern spannte, und der Frischling mußte aus dem Auto springen, um es aufzudrükken. Ulrich fuhr durch.
    «Fahren Sie weiter», befahl Schemm. «Warten Sie nicht.
    Wir sind sowieso schon spät dran.» Wir fuhren etwa fünf Minuten eine Allee entlang, bevor wir einen ausgedehnten, mit Kies bestreuten Hof erreichten, an dessen einer Seite das Hauptgebäude stand, an das sich zwei Seitenflügel anschlossen. Ulrich hielt vor einem kleinen Springbrunnen und sprang heraus, um die Wagentüren aufzureißen. Wir stiegen aus.
    Um den Hof zogen sich Arkaden mit einem von dicken Streben und hölzernen Säulen getragenen Dach, unter denen ein Mann mit einem Paar bösartig aussehender Dobermänner auf und ab ging. Von der Laterne an der Eingangstür abgesehen, gab es nicht viel Licht im Hof, doch ich konnte erkennen, daß das Haus Mauern mit weißem Rauhputz und ein tiefes Mansardendach hatte. Es war so groß wie ein dezentes Hotel der Kategorie, die ich mir nicht leisten konnte. Irgendwo in den Bäumen hinter dem Haus schrie aus Leibeskräften ein Pfau.
    Als wir uns der Tür näherten, konnte ich den Doktor zum ersten Mal genauer betrachten. Ich würde sagen, daß er ein ziemlich stattlicher Mann war. Da er wenigstens fünfzig war, würde man ihn wohl eine distinguierte Erscheinung nennen. Er war größer, als er mir im Rücksitz des Wagens vorgekommen war, und anspruchsvoll gekleidet, freilich ohne jede Rücksicht auf die heutige Mode. Er trug einen steifen Kragen, mit dem man Brot hätte schneiden können, einen hellgrauen Nadelstreifenanzug, eine cremefarbene Weste und Gamaschen; dazu kam ein grauer Glacehandschuh, und auf seinem sauber geschorenen, kantigen, grauen Kopf trug er einen großen grauen Hut mit einer Krempe, welche die hohe, sauber gekniffte Krone wie ein Burggraben umschloß. Er sah aus wie eine alte Rüstung.
    Er schob mich zu einer großen Mahagonitür, die sich öffnete. Wir erblickten das aschfahle Gesicht eines Butlers, der zur Seite trat, als wir die Schwelle überquerten und in die ausladende Empfangshalle traten. Es war eine jener Hallen, die ein Glücksgefühl vermitteln, bloß weil man heil durch die Tür gekommen ist. Doppeltreppen mit schimmernden weißen Geländern führten ins Obergeschoß, und an der Decke hing ein Kronleuchter, der größer als eine Kirchenglocke und protziger war als die Ohrringe einer Nackttänzerin. Ich durfte nicht vergessen, mein Honorar anzuheben.
    Der Butler, ein Araber, verbeugte sich gemessen und bat mich um meinen Hut.
    «Ich behalte ihn bei mir, wenn Sie nichts dagegen haben", sagte ich und ließ die Krempe durch meine Finger gleiten. « Das wird mir helfen, meine Hände vom Silber zu lassen."

    « Wie Sie wünschen, mein Herr.»
    Schemm händigte dem Butler seinen Hut aus, als ob er in dieser Welt zu Hause sei. Vielleicht war er das, doch Anwälten unterstelle ich immer, daß sie ihren Wohlstand und ihre Stellung durch Habsucht und mit gemeinen Methoden erlangt haben: Ich bin noch nie einem begegnet, dem ich trauen konnte. Er entledigte sich seines Handschuhs mit nahezu artistischer Geschicklichkeit und ließ ihn in den Hut fallen. Dann sagte er dem Butler, er solle uns melden.
    Wir warteten in der Bibliothek. Nach den Maßstäben eines Bismarck oder Hindenburg war sie nicht groß, und man hätte zwischen dem Schreibtisch, so groß wie der Reichstag, und der Tür nicht mehr als sechs Autos parken können. Der Raum war auf frühes Mittelalter getrimmt, hatte große Balken, einen Kamin aus Granit, in dem leise ein Scheit knisterte, und allerlei Waffen an den Wänden. Es gab jede Menge Bücher, der Art, die man meterweise kauft: deutsche Dichter und Philosophen und Juristen, die mir jedoch nur als Namen von Straßen, Cafes und Bars

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