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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Arthur. Das muß ich Ihnen lassen: Sie sind sehr schlau gewe sen.»
    «Das war Max' Idee», sagte Nebe. «Genial, ja, aber mit Königs Hilfe nicht sehr schwer zu organisieren. Sehen Sie, König befehligte das Hinrichtungskommando in Plötzensee und hängte Hunderte von Verschwörern. Er stellte alle De tails zur Verfügung.»
    «Herr Gunther », sagte König, und das Taschentuch, das er auf seine Nase gepreßt hielt, machte seine Stimme undeut lich, «ich hoffe, dasselbe für Sie tun zu können.»
    Müller runzelte die Stirn. «Wir verschwenden Zeit», sagte er schroff. «Nebe erzählte Ihrer Wirtin, die österreichische Polizei glaube, Sie seien von den Russen entführt worden. Anschließend war sie sehr hilfsbereit. Offensichtlich werden Ihre Räume von einem Dr. Ernst Liebl bezahlt. Dieser Mann ist uns als der Rechtsanwalt von Emil Becker bekannt. Nebe ist der Ansicht, daß Sie von ihm verpflichtet wurden, nach Wien zu kommen, um zu versuchen, Becker vom Verdacht des Mordes an Captain Linden zu befreien. Ich selbst teile diese Meinung. Alles paßt sozusagen zusammen.»
    Müller nickte einem der Schläger zu, der vortrat und Veronika aufhob. Sie rührte sich nicht, und wäre ihr Atmen nicht gewesen, das lauter und schwerer wurde, als ihr Kopf ihr ins Genick fiel, hätte man meinen können, sie sei tot. Sie sah so aus, als hätte man sie unter Drogen gesetzt.
    «Warum lassen Sie das Mädchen nicht aus der Sache raus, Müller», sagte ich. «Ich werde Ihnen alles sagen, was Sie wissen wollen.» Müller tat so, als sei er verblüfft. «Das bleibt sicherlich noch abzuwarten.» Er stand auf, ebenso Nebe und König. «Bring Herrn Gunther her, Rainis.»
    Der Lette zog mich hoch. Die bloße Anstrengung, auf die Füße gestellt zu werden, trieb mich fast in eine Ohnmacht. Er schleppte mich ein paar Meter vor ein versenktes kreisrundes Eichenfaß mit den Ausmaßen eines kleinen Fischteiches. Das Faß selbst war durch eine dicke Stahlsäule, die bis zur Decke führte, mit einer rechteckigen Stahlplatte verbunden, die zwei halbkreisförmige hölzerne Flügel hatte, ähnlich den Ausziehplatten eines großen Eßtisches. Der Schläger, der Veronika trug, stieg in das Faß hinunter und legte sie auf den Boden. Dann kam er heraus und drehte die beiden Eichenflü gel herunter, bis sie die Form eines perfekten tödlichen Krei ses hatten.
    «Das ist eine Traubenpresse », sagte Müller nüchtern.
    Ich wehrte mich schwach in den großen Armen des Letten, aber es gab nichts, was ich tun konnte. Ich hatte das Gefühl, meine Schulter oder mein Schlüsselbein sei gebrochen. Ich warf ihnen allerlei Schimpfwörter an den Kopf, und Müller nickte beifällig. «Ihre Sorge um diese junge Frau ist ermuti gend », sagte er.
    «Sie war es, die Sie heute morgen gesucht haben», sagte Nebe, «als Sie Rainis in die Arme liefen, war's nicht so? »

    «Ja, es war so. Jetzt lassen Sie sie gehen, um Gottes willen.
    Ich gebe Ihnen mein Wort, Arthur, sie weiß absolut nichts.»
    «Ja, das ist wahr», bestätigte Müller. «Oder zumindest nicht viel. Das hat König mir jedenfalls gesagt, und er ist eine höchst überzeugende Person. Doch es wird Ihnen schmei cheln, zu erfahren, daß es ihr trotzdem gelungen ist, eine ganze Weile für sich zu behalten, welche Rolle Sie bei Heims Verschwinden gespielt haben. Stimmt's, Helmut?»
    «Ja, General.»
    «Aber am Ende erzählte sie uns alles», fuhr Müller fort. «Noch vor Ihrem unbeschreiblich heldenhaften Erscheinen auf dem Schauplatz. Sie erzählte uns von einer sexuellen Be ziehung und daß Sie sehr nett zu ihr gewesen seien. Darum hat sie Sie um Hilfe gebeten, als es darum ging, Heims Leiche loszuwerden. Darum sind Sie hergekommen, um sie zu suchen, nachdem König sie weggschafft hatte. Übrigens muß ich Ihnen ein Kompliment machen. Sie haben einen von Ne bes Männern ganz fachmännisch getötet. Es ist ein großer Jammer, daß ein Mann mit Ihren beträchtlichen Fähigkeiten nun doch nie wieder für unsere Organisation arbeiten wird. Aber eine ganze Reihe von Punkten bleibt dunkel, und ich er warte von Ihnen, Herr Gunther, daß Sie uns aufklären.» Er blickte sich um, und ich sah, daß der Mann, der Veronika in das Faß gelegt hatte, jetzt an einem kleinen Schaltbrett stand, das an der Wand befestigt war.
    «Wissen Sie etwas über die Herstellung von Wein? » fragte er und umkreiste das Faß. «Das Pressen ist, wie das Wort sagt, der Prozeß, bei dem die Trauben zerquetscht werden, so daß die Schalen

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