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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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anrücken und mich wie geplant verhaften lassen? »
    « Glauben Sie mir, dieselbe Frage stelle ich mir selber.»
    « Kommen Sie, Herr Gunther. Das ergibt doch keinen Sinn, oder? Bleiben Sie bei der Wahrheit. Wie soll ich Ihnen das glauben?»
    « Hätte ich mich wohl auf die Suche nach dem Mädchen gemacht, wenn ich nicht davon ausgegangen wäre, daß die Agenten eintreffen würden?»
    « Um welche Zeit sollten Sie das Zeichen geben? »
    «Wenn das Treffen zwanzig Minuten im Gang war, sollte ich mich entschuldigen.»
    « Also um zwanzig nach zehn. Aber Sie suchten schon heute morgen um sieben Uhr nach Fräulein Zartl.»
    « Ich kam zu dem Schluß, sie sei vielleicht nicht mehr in der Lage, die Ankunft der Amerikaner abzuwarten.»
    « Sie verlangen von uns, Ihnen zu glauben, daß Sie eine ganze Operation aufs Spiel gesetzt haben wegen einer ... » Müller rümpfte angeekelt die Nase « ... einer Nutte?» Er schüttelte den Kopf. « Es fällt mir sehr schwer, das zu glau ben.» Er nickte dem Mann an der Schalttafel zu. Dieser drückte einen zweiten Knopf, und die Hydraulik der Ma schine setzte sich knurrend in Gang. « Kommen Sie, Herr Gunther. Wenn es stimmt, was Sie sagen, warum sind die Amerikaner nicht gekommen, als Sie ihnen das Zeichen ga ben? »
    «Ich weiß es nicht», rief ich.
    «Dann spekulieren Sie», sagte Nebe.
    «Sie hatten nie vor, Sie zu verhaften», sagte ich und sprach damit meinen eigenen Verdacht aus. «Alles, was sie wissen wollten, war, ob Sie lebten und für die Org arbeiteten. Sie haben mich benutzt, und nachdem sie erfahren hatten, was sie wissen wollten, haben sie mich fallenlassen. »
    Ich versuchte mich von dem Letten loszureißen, als die Presse sich langsam zu senken begann. Veronika lag bewußt los da, ihre Brust hob und senkte sich bei jedem Atemzug, und sie schien die sich senkende Platte nicht zu ahnen. Ich schüttelte den Kopf. «Hören Sie, ich weiß wirklich nicht, warum sie nicht aufgetaucht sind.»
    «Also», sagte Müller, «um jeden Irrtum auszuschließen:
    Der einzige Beweis, den die Amis für meine fortgesetzte Exi stenz haben, ist Ihr Signal, sehen wir von dem ziemlich dürf tigen ballistischen Indiz mal ab.»
    «Ja, das denke ich.»
    «Noch eine Frage. Wissen sie - die Amis -, warum Cap tain Linden getötet wurde? »
    «Nein», sagte ich, kam dann aber zu dem Schluß, daß ne gative Antworten nicht in Müllers Sinn waren, und fügte hinzu: «Wir nahmen an, daß er mit Informationen über Kriegsverbrecher in der Org versorgt wurde. Daß er nach Wien kam, um Sie unter die Lupe zu nehmen. Zuerst glaub ten wir, daß er die Informationen von König bekam.» Ich schüttelte den Kopf und versuchte, mir einige der Theorien ins Gedächtnis zu rufen, die ich aufgestellt hatte, um Lindens Tod zu erklären. «Dann dachten wir, er versorge die Org vielleicht mit Informationen, um ihr bei der Anwerbung neuer Mitglieder zu helfen. Schalten Sie diese Maschine ab, um Gottes willen.»
    Veronika verschwand aus dem Blickfeld, als die Presse sich über dem Rand des Fasses schloß. Es blieb nur noch ein Zwi schenraum von zwei oder drei Metern.
    «Wir wußten nicht, warum, verdammt noch mal.» Müllers Stimme war bedächtig und beherrscht wie die eines Chirurgen. «Wir müssen sicher sein, Herr Gunther. Lassen Sie mich die Frage wiederholen ... »
    «Ich weiß es nicht.»
    «Warum war es für uns notwendig, Linden zu töten? » Ich schüttelte verzweifelt den Kopf.
    «Sagen Sie mir die Wahrheit. Was wissen Sie? Sie sind nicht anständig dieser jungen Frau gegenüber. Sagen Sie uns, was Sie wissen.»
    Das schrille Heulen der Maschine wurde lauter. Es erin nerte mich an das Geräusch des Fahrstuhls in dem Haus in Berlin, wo ich mein Büro hatte. Ich hätte dort bleiben sollen. « Herr Gunther », Müllers Stimme wurde unmerklich dringlicher, «um dieses armen Mädchens willen, ich bitte Sie.»
    «Um Gottes willen ... »
    Er warf dem Burschen an der Schalttafel einen Blick zu und schüttelte seinen kurzgeschorenen Schädel.
    «Ich kann Ihnen nichts sagen», schrie ich.
    Die Presse zitterte, als sie auf das lebendige Hindernis stieß.
    Das mechanische Heulen ging für kurze Zeit zwei Oktaven in die Höhe, als die Hydraulik den Widerstand überwand und das Geräusch wieder seinen alten Pegel erreichte, ehe die Presse schließlich am Ende ihres grausamen Weges angekom men war. Müller nickte wiederum, und der Lärm erstarb.
    «Können Sie nicht oder wollen Sie nicht, Herr Gunther? » «Sie

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