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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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platzen und den Saft freigeben. Wie Ihnen ohne Zweifel bekannt sein wird, machte man das früher durch Trampeln in riesigen Bottichen. Aber die modernsten Pressen sind Maschinen, die pneumatisch oder elektisch ar beiten. Das Zerquetschen wird mehrere Male wiederholt, wobei die erste Pressung, die die beste von allen ist, auf die Qualität des Weins schließen läßt. Auch der kleinste Rest von Saft muß ausgepreßt werden, der Rückstand - ich glaube, Nebe nennt ihn - kommt in die Brennerei; oder er wird, wie auf diesem kleinen Weingut, zu Düngemittel verar beitet.»
    Müller blickte Arthur Nebe an. «He, Arthur, habe ich das richtig wiedergegeben? »
    Nebe lächelte nachsichtig. «Vollkommen richtig, Herr Ge neral.»
    «Ich täusche ungern jemanden», sagte Müller gut gelaunt, «selbst wenn es sich um einen Mann handelt, der sterben wird.» Er machte eine Pause und warf einen Blick in das Faß. «Natürlich ist es exakt in diesem Augenblick nicht Ihr Le benssaft, den ich aus Ihnen herauspressen will, wenn Sie mir diesen geschmacklosen kleinen Scherz gestatten.»
    Der große Lette lachte mir wiehernd ins Ohr, und mein Kopf war plötzlich in den Gestank seines Knoblauchatems gehüllt.
    «Ich rate Ihnen also, schnell und genau zu antworten, Herr Gunther. Fräulein Zartls Leben hängt davon ab.» Er nickte den Mann an der Schalttafel zu, der einen Knopf drückte, wodurch eine Maschine in Gang gesetzt wurde, de ren Geräusch allmählich immer lauter wurde.
    «Denken Sie nicht zu schlecht von uns», sagte Müller. «Wir leben in harten Zeiten. Alles ist knapp. Wenn wir Na trium-Pentathol hätten, würden wir es Ihnen geben. Wir würden uns sogar darum bemühen, es auf dem schwarzen Markt zu kaufen. Aber ich denke, Sie werden zugeben, daß diese Methode in jeder Hinsicht so wirksam ist wie eine Wahrheitsdroge. »
    «Stellen Sie Ihre verdammten Fragen.»
    «Aha, Sie haben es eilig zu antworten. Das ist gut. Dann sagen Sie mir: Wer ist der amerikanische Polizist? Der Mann, der Ihnen half, Heims Leiche zu beseitigen.»
    «Sein Name ist John Belinsky. Er arbeitet für Crowcass.» «Wie haben Sie ihn kennengelernt ? »

    «Er wußte, daß ich daran arbeitete, Beckers Unschuld nachzuweisen. Er trat mit dem Angebot an mich heran, mit ihm zusammenzuarbeiten. Am Anfang sagte er, er wolle her ausfinden, warum Captain Linden ermordet worden war, doch nach einer Weile sagte er mir, in Wirklichkeit wolle er etwas über Ihre Organisation herausfinden. Ob sie etwas mit Lindens Tod zu tun habe.»
    «Die Amerikaner sind also nicht davon überzeugt, daß sie den richtigen Mann haben? »
    «Ja und nein. Die Militärpolizei, ja. Aber die Leute von Crowcass, nein. Die Waffe, mit der Linden ermordet wurde, ließ sich zu einem Mord in Berlin zurückverfolgen. Zu einer Leiche, die man für die Ihre hielt, Müller. Und die Waffe war auch in den SS-Akten des Document Center in Berlin aufge listet. Die Leute von Crowcass informierten die Militärpoli zei nicht darüber, weil sie fürchteten, sie könnten Sie aus Wien verscheuchen.»
    «Und Sie wurden ermutigt, die Org im Auftrag von Crowcass zu infiltrieren? »
    «Ja.»
    «Sind die Amis so sicher, daß ich hier bin? » «Ja.»
    «Aber bis heute morgen hatten Sie mich noch nie gesehen.
    Erklären Sie mir bitte, woher die Amerikaner das wußten.»
    «Die Informationen über den KGB, die ich Ihnen brachte, war dazu bestimmt, Sie aus der Deckung zu locken. Sie wissen, daß Sie sich gern als Experte in diesen Dingen be trachten. Man hatte sich das so gedacht, daß Sie, angesichts einer so erstklassigen Information, die Überprüfung selber übernehmen würden. Wenn ich Sie beim Treffen heute mor gen sah, sollte ich Belinsky vom Toilettenfenster aus ein Zei chen geben. Ich sollte dreimal das Rollo runterziehen. Er wollte das Fenster mit dem Fernglas beobachten.»
    « Und was dann? »
    «Er sollte das Haus durch Agenten umstellen lassen. Er sollte Sie festnehmen. Die Abmachung war, daß man Becker laufenlassen würde, wenn es gelang, Sie zu verhaften.»
    Nebe warf einem seiner Männer einen Blick zu und machte mit dem Kopf eine Bewegung zur Tür. «Nehmen Sie ein paar Männer und durchsuchen Sie das Anwesen. Bloß für den Fall.»
    Müller zuckte die Achseln. « Sie wollen also sagen, daß der einzige Beweis dafür, daß ich hier in Wien bin, darin besteht, daß Sie ihnen vom Toilettenfenster ein Zeichen geben. Ist es das?»
    Ich nickte.
    « Aber warum hat dann dieser Belinsky seine Leute nicht

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