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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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schwach sein Bein wie ein er schlagenes Insekt. Ich stieß den Hund beiseite und bückte mich, um ihn zu betrachten. Die Haut unter seinem Schnurr bart hatte eine dunkle, graublaue Färbung angenommen, und aus der Menge des Blutes, das über seine Wangen geflossen war, schloß ich, daß ich wahrscheinlich seine Nasenknorpel vom Oberkiefer getrennt hatte.
    « Ich schätze, es wird eine Weile dauern, bis du wieder eine Zigarre rauchen kannst», sagte ich grimmig.
    Ich nahm Königs Mauser aus meiner Hosentasche und prüfte den Verschluß. Dann erblickte ich das vertraute Schimmern einer Patrone in der Kammer. Ich zog das Maga zin heraus und sah weitere sechs, säuberlich aufgereiht wie Zigaretten. Ich schob das Magazin mit meinem Handballen wieder in den Handgriff und drückte mit dem Daumen den Hahn zurück. Es war Zeit, festzustellen, was mit Belinksy passiert war.
    Ich stieg die Kellertreppe hinauf, wartete einen Augenblick hinter der Tür und lauschte. Sekundenlang glaubte ich Atem züge zu hören, ehe ich erkannte, daß es meine eigenen waren. Ich hielt die Mauser in Kopfhöhe, schob mit dem Daumen nagel den Sicherungsbügel zurück und schob mich durch die Tür.
    Für den Bruchteil einer Sekunde erblickte ich die schwarze Katze des Letten, und dann hatte ich das Gefühl, die ganze Decke stürze auf mich herab. Ich hörte ein leises, puffendes Geräusch wie von einem Sektkorken und mußte beinahe lachen, als ich merkte, daß der Knall der Mauser, die von allein in meiner Hand losging, alles war, was mein erschüt tertes Hirn entschlüsseln konnte. Betäubt lag ich auf dem Bo den wie ein auf den Strand gezogener Lachs. Mein Körper summte wie ein Telegrafendraht. Zu spät erinnerte ich mich, daß der Lette, obwohl er großgewachsen war, bemerkens wert leichtfüßig war. Er kniete neben mir und grinste mir ins Gesicht, ehe er abermals mit dem Totschläger ausholte. Dann wurde es dunkel um mich.
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    Da war eine Botschaft, die auf mich wartete. Sie war in Großbuchstaben geschrieben, wie um ihre Bedeutung her vorzuheben. Ich mühte mich ab, meine Augen auf sie zu kon zentrieren, doch die Botschaft hörte nicht auf, sich zu bewe-

    gen. Mit trüben Augen nahm ich mir die einzelnen Buchsta ben vor. Es war mühselig, aber ich hatte keine Wahl. Die Bot schaft lautete: «CARE USA.» Sie erschien irgendwie wich tig, obgleich ich nicht verstehen konnte, warum, Doch dann sah ich, daß es nur ein Teil der Botschaft war, nämlich die zweite Hälfte. Ich unterdrückte einen Brechreiz und kämpfte mich durch den ersten Teil der Botschaft, der verschlüsselt war: «GR.WT.26Ibs.CU.FT.o'ro",» Was konnte das alles bedeuten? Ich versuchte immer noch, den Code zu entschlüs seln, als ich Schritte hörte und dann das Geräusch eines Schlüssels, der im Schloß umgedreht wurde.
    Mein Kopf klärte sich qualvoll, als ich von vier kräftigen Händen hochgezerrt wurde. Einer der Männer stieß den lee ren CA RE-Karton beiseite, als sie mich, mit dem Gesicht nach unten, durch die Tür schleppten.
    Mein Nacken und meine Schulter schmerzten so sehr, daß ich in dem Augenblick eine Gänsehaut bekam, als sie mir unter die Arme griffen, die, wie ich jetzt bemerkte, vor mir mit Handschellen gefesselt waren. Ich erbrach mich heftig und versuchte, auf den Boden zurückzugelangen, wo ich mich ver hältnismäßig wohl gefühlt hatte. Doch sie hielten mich wei terhin fest, und wenn ich mich wehrte, machte das die Schmer zen nur noch schlimmer; und so ließ ich mich durch einen kurzen, feuchten Gang schleppen, vorbei an zwei kaputten Tonnen und einige Stufen hinauf zu einem großen Eichenfaß. Die zwei Männer setzten mich grob auf einen Stuhl.
    Eine Stimme, Müllers Stimme, befahl ihnen, mir Wein zu geben. «Ich will, daß er bei vollem Bewußtsein ist, wenn wir ihn verhören.»
    Jemand setzte mir ein Glas an die Lippen und kippte schmerzhaft meinen Kopf nach hinten. Ich trank. Als das Glas leer war, schmeckte ich Blut in meinem Mund. Ich spie vor mir auf den Boden. «Billiges Zeug», hörte ich mich krächzen. «Kochwein. »
    Müller lachte, und ich drehte meinen Kopf in seine Richtung. Die nackten Glühbirnen brannten nur trübe, doch das Licht schmerzte trotzdem in meinen Augen. Ich preßte die Lider angestrengt zusammen und schlug sie wieder auf.
    «Gut », sagte Müller. «Es ist ja noch ein bißchen Kraft üb riggeblieben. Sie werden sie brauchen, um alle meine Fragen zu beantworten, Herr Gunther, das versichere ich Ihnen.»
    Müller saß mit

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