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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Hundeausstellung. Shields saß mir am nächsten. Ak tentaschen wurden geöffnet, Notizblöcke kamen zum Vor schein.
    « Vielleicht sollte mein Rechtsverdreher dabeisein. " « Ist das wirklich nötig?" fragte Shields.
    « Sagen Sie's mir. Ein Blick genügt, und ich weiß, daß diese bei den Figuren keine amerikanischen Touristen sind, die von mir wissen wollen, wo man in Wien am besten ein hübsches Mädchen aufreißen kann."
    Shields informierte die beiden über meine Bedenken, und der ältere der beiden knurrte und sagte etwas über Verbre cher.
    «Der Major sagt, daß es hier nicht um Straftaten geht», sagte Shields. «Aber wenn Sie einen Anwalt wünschen, wird man einen holen.»
    «Wenn es nicht um Straftaten geht, wie komme ich dann in ein Militärhospital? »
    «Sie trugen Handschellen, als wir Sie aus dem Auto zo gen », seufzte Shields. «Auf dem Boden lag eine Pistole und im Kofferraum ein Maschinengewehr. Hätte man Sie etwa in eine Entbindungsklinik bringen sollen? »
    «Trotzdem, mir gefällt das nicht. Glauben Sie etwa, daß dieser Verband um meinen Kopf Ihnen das Recht gibt, mich wie einen Idioten zu behandeln. Wer sind diese Leute über haupt? Für mich sehen sie wie Spione aus. Ich kenne diesen Typ. Ich kann die unsichtbare Tinte an ihren Fingern rie chen. Sagen Sie ihnen das. Sagen Sie ihnen, daß ich bei Leu ten vom CIC und von Crowcass Sodbrennen kriege, auf grund der Tatsache, daß ich schon einmal einem ihrer Leute vertraut und mir in den Finger geschnitten habe. Sagen Sie ihnen, daß ich jetzt nicht hier liegen würde, gäb's da nicht einen amerikanischen Agenten mit Namen Belinsky.»
    «Darüber wollen sie ja mit Ihnen reden.»
    «Wirklich? Vielleicht würde ich mich etwas wohler füh len, wenn sie diese Notizblöcke wegstecken würden.»
    Das schienen sie zu verstehen. Sie zuckten gleichzeitig die Achseln und verstauten die Notizblöcke wieder in ihren Ak tentaschen.
    « Und noch etwas », fuhr ich fort. «Ich bin selber ein erfah rener Vernehmungsbeamter. Sie sollen daran denken. Wenn ich den Eindruck gewinne, daß man mich einseifen und mir Straftaten anhängen will, ist die Unterhaltung beendet.»
    Der ältere Mann, Breen, rutschte auf seinem Sitz hin und her und umklammerte mit den Händen sein Knie. Er sah darum nicht hübscher aus. Als er sprach, war sein Deutsch gar nicht so schlecht, wie ich vermutet hatte. «Meiner Mei nung nach spricht nichts dagegen», sagte er ruhig.
    Und dann fing es an. Der Major stellte die meisten der Fra gen, während der jüngere Mann nickte und sich gelegentlich in seinem schlechten Deutsch einmischte und mich auffor derte, eine Antwort näher zu erläutern. Die meiste Zeit der zwei Stunden verbrachte ich damit, zu antworten oder ihre Fragen abzuwehren, und verweigerte nur zweimal eine di rekte Antwort, als mir schien, daß sie die Grenze unserer Vereinbarung überschritten. Ich gelangte jedoch allmählich zu der Erkenntnis, daß sie vor allem aufgrund der Tatsache an mir interessiert waren, daß weder das 970. CIC in Deutschland noch das 430. CIC in Österreich etwas von einem lohn Belinsky wußten. Tatsächlich gab es auch keinen lohn Belinsky, der auch nur entfernt mit Crowcass zu tun hatte. Bei der Militärpolizei war niemand mit diesem Namen bekannt; ebensowenig bei der Armee. Es gab zwar einen lohn Belinsky bei der Luftwaffe, aber der war fast fünfzig; und die Marine hatte drei lohn Belinskys, doch alle waren auf hoher See. So ähnlich fühlte ich mich auch.
    Im Laufe des Gesprächs predigten mir die bei den Ameri kaner immer wieder, wie wichtig es sei, daß ich über alles den Mund hielt, was ich über die Org und ihre Beziehung zum CIC erfahren hatte. Nichts paßte mir besser in den Kram, und ich betrachtete das als einen deutlichen Hinweis, daß man mir, sobald es mir besser ging, erlauben würde zu gehen. Aber meine Erleichterung wurde dadurch abge schwächt, daß die beiden sich überaus neugierig zeigten, als es darum ging, wer lohn Belinsky wirklich gewesen sei und was er eigentlich beabsichtigt habe. Keiner meiner Befrager ließ mich in den Genuß seiner Meinung kommen. Aber ich machte mir natürlich meine eigenen Gedanken.
    In den folgenden Wochen kamen Shields und die beiden Amerikaner mehrere Male in das Krankenhaus, um mit ihrer Befragung fortzufahren. Sie waren immer von ausgesuchter, fast komisch wirkender Höflichkeit; und die Fragen drehten sich immer um Belinsky. Wie habe er ausgesehen? Aus wel chem Teil von New York sei er gekommen?

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