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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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die Waffe von meinem Schoß, beugte mich hinaus und feuerte zwei Schüsse nach hinten auf das Haus. Dann warf ich sie auf den Beifahrersitz, zog die Tür zu und trat aufs Gaspedal. Die Hinterreifen radierten über die Aus fahrt, als der BMW nach vorn schoß. Im Augenblick behin derte es mich nicht, daß meine Hände noch gefesselt waren:
    Die Straße verlief gerade und hügelabwärts.
    Aber der Wagen schlingerte gefährlich von einer Seite auf die andere, als ich meine Hände für eine Sekunde vom Steuerrad nahm und in den zweiten Gang schaltete. Als ich es wieder gepackt hatte, riß ich es herum, um einem geparkten Wagen auszuweichen, und setzte den BMW um ein Haar in einen Gartenzaun. Ich brauchte bloß bis zur Stifts kaserne und zu Roy Shields zu kommen, dann würde ich ihm alles über Veronikas Ermordung erzählen. Wenn die Amis schnell genug waren, konnten sie sie vielleicht wenigstens wegen Mordes drankriegen. Erklärungen über Müller und die Org konnte ich dann immer noch abgeben. Wenn die MP Müller hinter Gitter hatte, würde ich Belinsky, Crowcass, CIC eine Verlegenheit nach der anderen bereiten - dieser ganzen ver dammten Bande.
    Ich blickte in den Rückspiegel und sah die Scheinwerfer eines Wagens. Ich war nicht sicher, ob er mich verfolgte oder nicht, aber ich jagte den bereits heulenden Motor noch höher und bremste fast unmittelbar darauf und riß das Steuer hart

    nach rechts. Der Wagen krachte gegen den Bordstein und schleuderte zurück auf die Straße. Mein Fuß berührte wieder das Bodenblech, und der Motor beklagte sich laut über den niedrigen Gang. Aber ich konnte es nicht riskieren, in den dritten zu schalten, da die Straße jetzt mehr Kurven aufwies, mit denen ich fertig werden mußte.
    An der Kreuzung von Billrothstraße und Gürtel mußte ich mich fast aus dem Fenster hängen, um den Wagen scharf nach rechts herumzureißen, vorbei an einem Sprengwagen. Ich sah die Straßensperre erst, als es zu spät war und wäre nicht der geparkte Lastwagen hinter der provisorischen Bar riere gewesen, die man errichtet hatte, hätte ich mich wohl nicht bemüht, auszuweichen oder anzuhalten. So kam es, daß die Hinterräder, als ich scharf nach links auswich, auf der nassen Straße ins Rutschen kamen.
    Als der BMW schleudernd außer Kontrolle geriet, lief alles vor meinen Augen ab wie in einer Camera obscura: die Bar riere, die Militärpolizisten, die mit den Armen winkten oder mir nachjagten, die Straße, die ich gerade entlanggefahren war, der Wagen, der mich verfolgt hatte, eine Reihe von Lä den, eine Spiegelglasscherbe. Der Wagen tanzte seitwärts wie ein mechanischer Charlie Chaplin, und dann ergoß sich ein Sturzregen von Glas über mich, als ich in einen der Läden krachte. Ich rollte hilflos über den Beifahrersitz und schlug gegen die Tür, als etwas Hartes durch die andere Wagenseite drang. Ich spürte etwas Scharfes unter meinem Ellbogen, dann prallte mein Kopf gegen den Rahmen, und ich muß ohnmächtig geworden sein.
    Das Ganze kann nur ein paar Sekunden gedauert haben.
    Einen Augenblick lang war Lärm, Bewegung, Schmerz und Chaos um mich und im nächsten nur noch Stille, in der sich nur ein Rad langsam drehte, um mir zu sagen, daß ich noch lebte. Zum Glück war der Motor abgestorben, so daß mir die erste Furcht, der Wagen könnte Feuer fangen, genommen war.

    Ich hörte Schritte auf Glasscherben, amerika nische Stim men, die riefen, daß sie mich rausholen würden, und ich wollte eine Erwiderung rufen, aber zu meiner Überraschung kam wenig mehr als ein Flüstern aus meinem Mund. Und als ich versuchte, den Arm zu heben, um nach dem Türgriff zu greifen, verlor ich abermals das Bewußtsein.
    37
    «Na, wie fühlen wir uns heute? » Roy Shields beugte sich auf dem Stuhl neben meinem Bett vor und tippte auf den Gips verband an meinem Arm. Ein Seil und eine Rolle hielten ihn hoch in die Luft. «Das muß ziemlich praktisch sein», sagte er. «Ein permanenter Hitlergruß? Scheiße, ihr Deutschen schafft es, daß sogar ein gebrochener Arm noch patriotisch aussieht. »
    Ich blickte mich kurz um. Es schien sich um ein ziemlich normales Krankenzimmer zu handeln, nur daß die Fenster Gitter hatten und die Pfleger an den Unterarmen tätowiert waren. «Was ist das für ein Krankenhaus? »
    «Sie sind im Militärhospital in der Stiftskaserne », sagte er. «Zu Ihrem Schutz.»
    «Wie lange bin ich schon hier? »
    «Fast drei Wochen. Sie hatten bloß eine Beule an Ihrem Quadratschädel. Einen

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