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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Ob ich mich an seine Autonummer erinnern könne? Ich sagte ihnen alles, was ich über ihn im Gedächtnis hatte. Sie durchsuchten sein Zimmer im Hotel Sacher und fanden nichts: Er hatte es exakt an dem Tag geräumt, als ich ihn mit der Kavallerie in Grin zing erwartet hatte. Sie überprüften seine beiden Lieblings bars. Ich glaube, daß sie sogar die Russen nach ihm frag ten. Als sie versuchten, mit dem georgischen Offizier in der IP, Hauptmann Rustaweli, zu sprechen, der auf Belinskys Anweisung Lotte Hartmann und mich verhaftet hatte, hieß es, der Hauptmann sei plötzlich nach Moskau zurückgerufen worden.
    Natürlich kam das alles zu spät. Das Kind war bereits in den Brunnen gefallen, und es war inzwischen sonnenklar, daß Belinsky die ganze Zeit für die Russen gearbeitet hatte. Kein Wunder, daß er die Rivalität zwischen CIC und MP ausgenutzt habe, sagte ich meinen neuen amerikanischen Freunden auf den Kopf zu. Ich hielt mich für einen besonde ren Schlaukopf, das so rasch herausgefunden zu haben. In zwischen hatte er vermutlich seinem KGB-Vorgesetzten er zählt, daß die Amerikaner Heinrich Müller und Arthur Nebe verpflichtet hatten.
    Doch es gab ein paar Punkte, über die ich Stillschweigen bewahrte. Erstens gab es da einen Oberst Poroschin. Ich mochte nicht daran denken, was passiert wäre, wenn sie ent deckt hätten, daß ein ranghoher KGB-Offizier mich nach Wien gelotst hatte. Ihre Neugier, was meine Reisedokumente und meine Zigaretten-Konzession anging, war schon unan genehm genug. Ich erzählte ihnen, ich hätte eine große Summe zahlen müssen, um einen russischen Offizier zu schmieren, und diese Erklärung schien ihnen zu genügen.
    Insgeheim fragte ich mich, ob mein Zusammentreffen mit Belinsky immer Teil von Poroschins Plan gewesen war. Und dann die Umstände, unter denen wir uns zur Zusammenar beit entschlossen: War es möglich, daß Belinsky diese beiden russischen Deserteure erschossen hatte, um mir seine Glaub würdigkeit zu demonstrieren, um mir klarzumachen, wie un erbittlich er alles Russische verabscheute?
    Absolutes Stillschweigen bewahrte ich auch über etwas anderes, und das betraf Arthur Nebes Bericht, wie die Org mit der Hilfe von Captain Linden das US-Document Center in Berlin sabotiert hatte. Das, so beschloß ich, war ihr Pro blem. Es fiel mir nicht im Traum ein, einer Regierung zu hel fen, die bereit war, montags, dienstags und mittwochs Nazis aufzuhängen und sie an Donnerstagen, Freitagen und Sams tagen für ihren eigenen Sicherheitsdienst zu verpflichten. Zu mindest in diesem Punkt hatte Heinrich Müller recht.
    Was Müller selbst anging, waren Major Breen und Major Medlinskas der festen Überzeugung, daß ich mich geirrt haben mußte. Der frühere Gestapo-Chef sei lange tot, ver sicherten sie mir. Aus Gründen, die sie selber am besten kannten, beharrten sie darauf, daß Belinsky mir das Foto eines anderen Mannes gezeigt habe. Die Militärpolizei hatte Nebes Weingut in Grinzing sehr sorgfältig durchsucht und festgestellt, daß der Eigentümer, ein gewisser Alfred Nolde, sich auf einer Geschäftsreise im Ausland befand. Man hatte weder Leichen noch einen Hinweis gefunden, daß jemand getötet worden war. Es sei zwar zutreffend, daß es eine Or ganisation ehemaliger russischer Militärangehöriger gebe, die mit den Vereinigten Staaten zusammenarbeitete, um die weitere Ausbreitung des internationalen Kommunismus zu verhindern, doch es sei, so beharrten sie, ganz undenkbar, daß diese Organisation flüchtige Nazi-Kriegsverbrecher in ihren Reihen habe.
    Ich hörte mir gleichmütig diesen Unsinn an, durch die ganze Affäre zu ausgelaugt, um mich sonderlich darum zu kümmern, was sie glaubten oder auch mich glauben machen wollten. Meine erste Reaktion auf ihre Gleichgültigkeit gegen über der Wahrheit, nämlich sie zur Hölle zu wünschen, unterdrückend, nickte ich bloß höflich und kam mir dabei schon fast wie ein echter Wiener vor. Der bestmögliche Weg, meine Freiheit zu erwirken, schien mir, ihnen recht zu geben.
    Shields jedoch war weniger entgegenkommend. Je länger er übersetzte, desto verdrießlicher und abweisender wurde er, und es wurde deutlich, daß er mit dem Vorgehen der bei den Offiziere unzufrieden war, die sich mehr darum zu be mühen schienen, die Bedeutung dessen, was ich zuerst ihm erzählt und das er mit Sicherheit geglaubt hatte, herunterzu spielen, als unter die Lupe zu nehmen. Zu Shields' großem Ärger verkündete Breen, er sei zufrieden, daß der Fall

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