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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Platz nahm, an dem ich saß. Statt dessen mußte ich mit einem Wiener Kuppler vorliebnehmen.
    « Sie suchen ein nettes Mädchen?» fragte er.

    «Dann wäre ich nicht hierhergekommen. »
    Der Zuhälter bekam das in die falsche Kehle und deutete auf einen großen Rotschopf, der an der anachronistischen amerikanischen Bar saß. «Ich kann dafür sorgen, daß Sie's mit der nett und behaglich haben.»
    «Nein danke, ich kann ihre Unterhosen bis hier riechen.» «Hör zu, Piefke, dieses kleine Schätzchen ist so sauber, daß du zwi~chen ihren Beinen zu Abend essen könntest.» «Ich bin nicht hungrig.»
    «Dann vielleicht etwas anderes. Wenn's der Tripper ist, der dir Sorgen macht, ich weiß, wo ich dir hübschen frischen Schnee besorgen kann, ohne Fußspuren. Verstehst du, was ich meine?» Er beugte sich über den Tisch. «Ein Mädchen, das noch zur Schule geht. Wie gefällt dir so ein Knaller?»
    «Verschwinde, Wichser, bevor ich dir das Maul stopfe.» Er lehnte sich plötzlich zurück. «Reg dich ab, Piefke», zischte er. «Ich hab ja bloß versucht ... » Er kreischte vor Schmerz, als er an einer seiner Koteletten hochgezogen wurde, die Belinsky zwischen Zeigefinger und Daumen hielt.
    « Du hast meinen Freund gehört», sagte er mit ruhiger Dro hung, stieß den Mann beiseite und nahm mir gegenüber Platz. «Gott, ich hasse Zuhälter», murmelte er kopfschüttelnd.
    «Darauf wäre ich nie gekommen», sagte ich und winkte dem Kellner noch einmal, der sich, als er den Abgang des Zu hälters verfolgte, dem Tisch unterwürfiger als ein ägypti scher Boy näherte.
    «Was nehmen Sie?» fragte ich den Amerikaner. «Ein Bier», sagte er.
    «Zwei Gosser», sagte ich dem Kellner.
    «Sofort, die Herren », sagte er und huschte fort.
    «Na, das hat ihm sicher Beine gemacht», bemerkte ich. «Ja, aber man kommt nicht ins Oriental, weil der Service so stinkvornehm ist. Man kommt, um Geld zu verlieren, am Spieltisch oder in einem Bett.»
    «Was ist mit der Vorstellung? Sie vergessen die Show.»

    «Von wegen.» Er lachte widerlich und begann mir zu er klären, gewöhnlich versuche er die Show im Orienta! wenig stens einmal in der Woche mitzukriegen.
    Als ich ihm von dem Mädchen mit den Tätowierungen auf den Brüsten erzählte, schüttelte er mit welterfahrener Gleich gültigkeit den Kopf, und ich sah mich gezwungen, eine Weile seinen Erzählungen über exotische Nackttänzerinnen zu lau schen, die er im Fernen Osten gesehen hatte, wo man ein Mädchen mit einer Tätowierung für nichts Ungewöhnliches hält. Diese Art von Unterhaltung war für mich von geringem Interesse, und als Belinsky nach einigen Minuten die abge schmackten Anekdoten ausgingen, war ich froh, das Thema wechseln zu können.
    «Ich habe Königs Freundin gefunden, Fräulein Hartmann», verkündete ich. «Ja? Wo?»
    <    «Der weibliche Croupier? Die blonde Biene mit der Son nenbräune, vom Arsch aufwärts ein Eiszapfen? »
    Ich nickte.
    «Ich habe versucht, ihr einen Drink zu spendieren», sagte er, «aber da hätte ich ebensogut Bürsten verkaufen können. Wenn Sie versuchen, sich bei der lieb Kind zu machen, kön nen Sie sich die Mühe sparen, Kraut. Sie ist so kalt, daß ihr Parfüm einem die Nase abfriert. Sie hätten vielleicht eine Chance, wenn Sie vorhätten, sie zu entführen.»
    «An so etwas Ähnliches habe ich gedacht. Im Ernst, wie niedrig ist Ihr Kredit bei der MP hier in Wien? »
    Belinsky zuckte die Achseln. «So lala. Aber sagen Sie mir, was Sie vorhaben, dann sag ich's Ihnen genau.»
    «Wie wär's damit: Die Internationale Patrouille kommt eines nachts hier rein und verhaftet mich und das Mädchen unter irgendeinem Vorwand. Dann verfrachten sie uns in die Kärntner Straße, wo ich anfange herum zu brüllen, welchen Fehler sie gemacht haben. Vielleicht schieb ich sogar ein paar

    Scheine rüber, damit es wirklich überzeugend aussieht. Schließlich glauben alle Leute gern, die ganze Polizei sei kor rupt, oder? Also wissen sie und König dieses elegante Detail vielleicht zu schätzen. Jedenfalls, wenn die Polizei uns gehen läßt, gebe ich Lotte Hartmann zu verstehen, ich hätte ihr ge holfen, weil ich sie attraktiv fände. Natürlich ist sie dankbar und möchte es mir gern zeigen, nur daß sie diesen Herrn zum Freund hat. Vielleicht kann er es auf die eine oder andere Art wiedergutmachen. Mir ein Geschäft zu vermitteln oder et was in der Art.» Ich machte eine Pause und zündete eine Zi garette an. «Also, was

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