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Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Titel: Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Schrank gehabt hat.«
    »Oder?«
    »Oder dass man ihn in die Klapse gesteckt hat, um ihm in aller Ruhe auf den Zahn fühlen zu können. Fragt sich, was so wichtig war, dass sich die Stasi …«
    »Einspruch, Eure Lordschaft. Eine durchaus denkbare, jedoch durch keinerlei Fakten untermauerte These.«
    »Wo du recht hast, hast du recht, Leichenfledderer.« Nachdenklich geworden, ließ Sydow den Zeigefinger über die Kante seines Schreibtisches gleiten. »Das war’s, oder?«
    »Fast.« Peters ließ sich zurück in den Sessel fallen, legte die Knie über Kreuz und sagte: »Dem Inhalt seines Verdauungstraktes nach zu urteilen, muss er am Abend zuvor Huhn mit Reis konsumiert haben. Als Henkersmahlzeit sozusagen.«
    »Kompliment, Doktorchen«, lobte Sydow am Ende einer kurzen Denkpause, erhob sich und drückte seine Anerkennung durch ein kräftiges Schulterklopfen aus. »Ohne dich bin ich eben nur die Hälfte wert.«
    »Schön, dass du’s einsiehst, Watson«, stellte Peters befriedigt fest, nachdem sein Magen erneut laut und vernehmlich rebelliert hatte. »Wenn ich ehrlich bin, käme mir eine Stulle gerade …«
    Schuld daran, dass sich die Hoffnungen des Gerichtsmediziners in Luft auflösten, war nicht etwa sein Freund, sondern das schrille Läuten des Telefons. Sydow machte eine entschuldigende Geste und nahm ab. »Sydow hier – welcher Affe hat denn Sie … Ach, du bist’s, Eduard, jaja, schon gut, lass hören.«
    Unter den Augen von Peters, dessen gequälter Blick Bände sprach, lauschte ein sichtlich angespannter Tom Sydow den Worten seines Assistenten, der anscheinend nichts Besseres zu tun hatte, als ihn mitten in der Nacht anzurufen. Allerdings sollte keine Minute vergehen, bis Sydows Gereiztheit in gespannte Aufmerksamkeit umschlug. Die Hiobsbotschaften, die ihn im Verlauf des Abends erreicht hatten, schienen nicht abreißen zu wollen, wobei es sich beim vorliegenden Anruf um eine der besonderen Art handelte. »Anonymer Anruf, auch das noch!«, stöhnte er. »Und wann genau? Zehn nach eins, aha.«
    Krokowski war kaum zu bremsen, sehr zum Verdruss von Peters, der allmählich sämtliche Felle davonschwimmen sah.
    »Männlich, na immerhin etwas«, grummelte Sydow und gab ein hörbares Räuspern von sich. Die epische Breite, mit der sein Assistent Bericht erstattete, sprengte wie so oft jeden Rahmen, und wenn es ihm momentan an etwas mangelte, war es Geduld. »Also gut –«, warf er schließlich ein, um den Redeschwall von Krokowski abzuwürgen, »wir sind auf dem Weg. Wann? In etwa einer halben Stunde.«
    Im Anschluss daran legte er auf und fluchte, dass die Wände wackelten.
    »Wir?«, japste Peters, als Sydow sich wieder abgeregt hatte. »Darf man fragen, wen du damit meinst?«
    »Na, wen wohl?«, blaffte Sydow, schenkte sich ein Glas Limonade ein und trank es auf einen Zug leer. »Wer, denkst du, wäre besser geeignet als du und ich, einen Fall von Grabschändung aufzuklären?«
    »Grabschändung.« Untermalt von einem langgezogenen Knurren seines Verdauungsorgans, sackte der Kopf von Peters nach vorn, und was als Frage gedacht war, hörte sich wie ein Echo an.
    »Einfach unerhört, so etwas! Es gibt Leute, die machen wirklich vor nichts halt.«
    Bass erstaunt, sahen sich Sydow und Peters an. Erst als sie sich halbwegs sicher waren, keiner Halluzination erlegen zu sein, wanderte ihr Blick zur Tür.
    »Kopf hoch, ihr beiden!«, schnarrte Luise von Zitzewitz, die rechte Hand auf ihren Stock gestützt. »Ihr werdet das Kind schon schaukeln«, und fügte mit der Andeutung eines Lächelns hinzu: »Bevor ihr eure Pflicht tut, wartet noch eine kleine Stärkung auf euch – Sie haben bestimmt Hunger, Herr Doktor Peters, oder?«

Drei
     
     
     
    Berlin / Hyannis Port, Massachusetts / Sotschi, UdSSR
     
    (17.06.1953)
     
     
     

Nibelungentreue
     
     
     
    Hohenlychen / Mark Brandenburg
     
    (07.03.1945)
     
     
     
     
    ›Es herrscht bei Himmler eine sehr nette, bescheidene und absolut nationalsozialistische Atmosphäre, was außerordentlich wohltuend wirkt. Man kann sich nur freuen, dass wenigstens bei Himmler noch der alte nationalsozialistische Geist vorherrschend ist.‹
     
    Aus dem Tagebuch von Joseph Goebbels unter dem Datum vom 8. März 1945

14
     
    Kurhotel Hohenlychen | 17.45 h
     
    »Auf den frischgebackenen Ritterkreuzträger, SS-Standartenführer Hans-Hinrich von Oertzen!«, schnarrte der meistgefürchtete Scherge Adolf Hitlers und prostete den anwesenden Stabsoffizieren zu. Auf die Tatsache, dass

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