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Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Titel: Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Todesurteil unterschrieben zu haben, ließ Laurin seinem Groll freien Lauf. »Etwas dagegen, wenn ich dir einen Rat gebe, Genosse?«, ahmte er den verhassten Oberleutnant nach. »Ein Berufswechsel stünde dir gut zu …«
    Weiter kam Willy Lippmann, der sich zu Recht auf der Verliererstraße wähnte, jedoch nicht. Fast zeitgleich mit einem Blitz, der sich unweit des Grabes von SS-Standartenführer von Oertzen in die Erde des Zehlendorfer Waldfriedhofes bohrte, traf ihn eine Kugel aus dem Lauf der Tokarew mitten in die Stirn.
    Mit einer derartigen Präzision, dass ein zweiter Schuss reine Verschwendung gewesen wäre.
    »Das zum Thema Berufswechsel«, belächelte ihn Rembrandt, nachdem der Körper seines Widersachers auf dem demolierten Sarg aufgeschlagen war. »Ich hoffe, ihr beide vertragt euch gut.«
    Anschließend klemmte er die Tokarew hinter seinen Gürtel, entledigte sich seines Trenchcoats und griff zum Spaten, um die Spuren seiner Tat zu beseitigen.
    Es gab noch viel zu tun heute Nacht.
    Weit mehr, als ihm lieb war.
     

13
     
    Berlin-Wilmersdorf, Koenigsallee | 01.45 h
     
    »Du brauchst eine Frau, Tom«, schärfte Luise von Zitzewitz, knapp 80-jährige Witwe eines pommerschen Junkers, ihrem Neffen Tom Sydow ein. An den leichten Schlaganfall, den sie vor gut vier Stunden erlitten hatte, verschwendete sie offenbar keinen Gedanken mehr.
    »Na, du machst mir vielleicht Spaß, Tante Lu«, lachte Sydow amüsiert auf, einmal mehr voller Dankbarkeit für die Frau, die ihn immer wieder aufgepäppelt hatte, rückte den Stuhl näher an die Chaiselongue und tätschelte ihre Hand. »Das Wichtigste ist doch wohl, dass es dir wieder besser geht.«
    »Ob du’s nun hören willst oder nicht«, insistierte die resolute alte Dame, deren rollendes R im Verein mit ihrer rauchigen Stimme stark an Zarah Leander erinnerte, »du brauchst eine Frau. Nicht morgen oder übermorgen, sondern am besten heute. Punkt.«
    Beim Anblick der als spröde verschrienen Hausherrin, die mit Argusaugen über sein Wohlergehen wachte, huschte ein liebevolles Lächeln über Tom Sydows Gesicht. In abgewandelter Form hatte er den gut gemeinten Rat ja bereits aus dem Mund von Lili gehört. Folglich musste etwas dran sein, besonders, wenn zwei so unterschiedliche Frauen wie eine Animierdame und ein pommerscher Dragoner vom Schlage seiner Tante zu der gleichen Schlussfolgerung gekommen waren.
    »Und woher nehmen und nicht stehlen?«
    »Eine berechtigte Frage«, konzedierte Luise von Zitzewitz, richtete sich trotz abwehrender Gestik von Sydow auf und rückte die Silberbrosche zurecht, eines der wenigen Erinnerungsstücke, die sie auf ihrer Flucht in den Westen hatte retten können. »Wenn du willst, kann ich mich mal für dich um…«
    »Untersteh dich, Tante Lu!«, drohte Sydow mit erhobenem Zeigefinger, die Andeutung eines Stirnrunzelns auf dem übernächtigten Gesicht. »Angelegenheiten wie diese möchte ich lieber selbst regeln.« Sydow glättete die Decke, in die sich seine Tante gehüllt hatte, und schob ihr ein Kissen ins Genick. Das half. Die Patientin, dank Spitzenkragen, Lesebrille und hochgesteckter Locken Adele Sandrock [25] zum Verwechslen ähnlich, dankte es ihm mit einem huldvollen Kopfnicken und ließ das Thema auf sich beruhen. »Und außerdem kann ich mich vor Arbeit kaum retten. Ich und heiraten – ein Ding der Unmöglichkeit.«
    »Schon wieder ein Mord?«, fragte seine Tante mit lauerndem Blick, wobei das rollende R apokalyptische Ausmaße annahm.
    »Und was für einer.«
    »Da haben wir’s mal wieder!«, schimpfte Luise von Zitzewitz und ließ das Parkett ihrer guten Stube mithilfe eines Stocks mit Elfenbeinknauf, ihrer bevorzugten Waffe, weithin hörbar erzittern. »Merk dir eins, mein Junge!«, verkündete die alte Dame, während sie kerzengerade auf ihrer Jugendstil-Chaiselongue thronte und den Blick auf das Porträt des ehemaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg heftete, mit dem sie zuweilen geheime Zwiesprache hielt. »Im Verlauf dieses Jahrhunderts hat es zwei Katastrophen gegeben, die unser Vaterland an den Rand des Untergangs …«
    »… gebracht haben«, ergänzte Sydow gequält und reichte seiner Tante eine Tasse Tee, um ihre vaterländische Ader nicht über Gebühr anschwellen zu lassen. »Nämlich die Abdankung Seiner Kaiserlichen Majestät und die Inthronisation Adolfs des Wahnsinnigen 15 Jahre später.«
    »Exakt!«, bekräftigte seine Tante, wobei ihre Replik in Ermangelung des Buchstabens R eher moderat ausfiel.

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