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Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Titel: Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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erstaunt, dass er gerade in diesem Augenblick in den Jargon seiner friesischen Heimat verfiel. »Auf mich kannst du dich verlassen. Ich werde sämtliche Hebel in Bewegung setzen, um deinen Wunsch zu …«
    »Einen Scheißdreck werden Sie tun, Sie Idiot!«, bellte eine ihm bestens bekannte Stimme dazwischen. »Sonst lasse ich Sie an die Wand stellen.«
    Einen Blick im Gesicht, in dem sich seine abgrundtiefe Verachtung gegenüber von Oertzen spiegelte, rappelte sich Ole Jensen auf, klopfte den Staub von seiner Uniformjacke und drehte sich um. »Seit wann«, schäumte er, kurz davor, die Kontrolle über sich zu verlieren, »seit wann ist es eigentlich verboten, sich um einen sterbenden Kameraden zu kümmern?«
    »Noch so eine impertinente Äußerung«, geiferte von Oertzen, während Holländer ebenfalls kehrtmachte und seine Karbidlampe auf die beiden Streithähne richtete, »und ich lasse Sie vor ein Kriegsgericht stellen. Nur, damit Sie Bescheid wissen.«
    Jensen glaubte, er habe sich verhört. Noch nie in seinem Leben war ihm ein derart borniertes Arschloch über den Weg gelaufen, und er wusste nicht, ob er lachen, losbrüllen oder seinem Vorgesetzten schlicht und ergreifend an die Gurgel gehen sollte. »Tun Sie, was Sie nicht lassen können«, gab Jensen ungerührt zurück. »Und viel Glück bei der Suche nach einem Kriegsgericht.«
    Einen kurzen Moment lang kehrte Stille ein, und es schien, als wolle das Echo von Jensens Stimme nicht verklingen.
    Dann zog von Oertzen seine Dienstpistole. »Was war das da gerade eben?«, kläffte er und richtete die Waffe direkt auf Jensens Stirn. »Sag das noch mal, du friesischer Dorftrottel.«
    Sein Kontrahent verzog keine Miene, wenngleich er innerlich vor Wut kochte. Auf sein Heimatdorf, nur einen Katzensprung von Emden entfernt, ließ er nichts kommen. Wenn ihn jemand auf die Palme brachte, dann Leute, die über die Friesen herzogen. »Falls es Ihnen nichts ausmacht«, gab Jensen mit vorgetäuschtem Gleichmut zurück, »würde ich es vorziehen, wenn wir uns weiter siezen.«
    »Auch noch frech werden, das hab ich gern.« Die Hand am Abzug seiner Luger 08, bebte von Oertzen vor Zorn. »Zu Ihrer Information, Jensen: Ich hätte die drei Grünschnäbel sowieso liquidiert. Diesbezüglich sind die Weisungen, die mir der Reichsführer erteilt hat, glasklar.« Die Mimik von SS-Standartenführer Hans-Hinrich von Oertzen fror buchstäblich ein, und ein eisiger Blick beherrschte sein Gesicht. »Und darum, Sie impertinenter Klugscheißer, werden Sie jetzt den Weg freigeben und nicht weiter den barmherzigen Samariter spielen. So dumm, es sich mit mir zu verderben, sind nicht einmal Sie. Hab ich recht?«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann werde ich Sie auf der Stelle über den Haufen schießen, Jensen. Und als Nächsten diesen Milchbubi da.«
    »An Ihrer Stelle würde ich das besser bleiben lassen, von Oertzen. So, und jetzt runter mit der Pistole, sonst jage ich Ihnen eine Kugel durch den Kopf.«
    Curt Holländer, der sich seinem Vorgesetzten von hinten genähert hatte, meinte es ernst. Das merkte von Oertzen genau. Wütend auf Jensen, sich selbst und vor allem Holländer, der die Stirn besaß, sich gegen ihn aufzulehnen, ließ er die Waffe aus der Hand gleiten und knurrte: »Dafür werden Sie büßen, Holländer. So wahr ich Hans-Hinrich von Oertzen heiße.«
    »Vorausgesetzt, Sie bekommen die Gelegenheit dazu«, parierte Holländer, stellte die Karbidlampe auf einen Felsblock und bückte sich blitzschnell nach der Waffe. »Doch so dumm, sich es mit mir zu verderben, sind nicht einmal Sie, oder?«
    »Wenn ich Sie erwische, Holländer, können Sie Ihr Testament machen.«
    »Nach Ihnen, Herr Standartenführer, nach Ihnen.« Gänzlich unbeeindruckt steckte Holländer die Luger in seinen Gürtel und drückte von Oertzen die Mündung seiner Mauser so heftig in den Nacken, dass dieser unwillkürlich zusammenzuckte. »Die Karte, von Oertzen, aber ein bisschen plötzlich.«
    »Das wird Sie teuer zu stehen kommen, Vaterlandsverräter.«
    »Die Karte, oder ich muss zu anderen Methoden greifen, du Schrumpfgermane.«
    »Ich hab’s ja gleich gewusst!«, knirschte von Oertzen, außer sich vor Wut. »Aber der Reichsführer wollte ja nicht auf mich hören. ›Fachleute‹ – wenn ich das schon höre. Ein Sprengstoffexperte und zu allem Überfluss auch noch ein Kunsthistoriker. Verlässliche Parteigenossen wären mir wesentlich lieber gewesen. Lieber jedenfalls als zwei raffgierige Verräter, die nichts

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