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Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Titel: Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Stollensystem vorzudringen, sind bislang gescheitert.‹
     
    Guido Knopp: Das Bernsteinzimmer – dem Mythos auf der Spur . München 2003, S. 161f.

28
     
    Berga an der Elster, in unmittelbarer Nähe der Front | bei Einbruch der Dunkelheit
     
    Für sich anbahnende Katastrophen hatte Ole Jensen schon immer einen siebten Sinn gehabt. Hier, einen halben Kilometer vom Stolleneingang entfernt, sollte ihm dieser jedoch nichts nützen.
    Dabei hatte sich alles so gut angelassen. Die 24 Kisten befanden sich an Ort und Stelle, Zeugen hatte es keine gegeben. Bis vor Kurzem war das unterirdische Stollensystem noch zur Herstellung von Treibstoff benutzt und erst am Vortag von der SS geräumt worden. Tausende hatten hier Tag für Tag rund um die Uhr bis zur Erschöpfung geschuftet. Kriegsgefangene, KZ-Häftlinge, Zwangsarbeiter. Wie umfangreich das unterirdische Labyrinth in Wahrheit war, konnte man beim besten Willen nicht sagen, auch nicht, wohin die einzelnen Schächte führten. Es gab Dutzende davon, darüber hinaus ein Gewirr von Gängen, Fabrikationshallen, Depots und Lagerstätten, wie geschaffen als Versteck für das Bernsteinzimmer und so unübersichtlich, dass man ohne Planskizze stundenlang herumgeirrt wäre. Genau das war ihm und den Kameraden jedoch erspart geblieben, dank der Karte, aus der von Oertzen beinahe eine Staatsaffäre gemacht hatte. Bislang hatte er sie wie einen Schatz gehütet, weder ihn noch Holländer oder Kempa einen Blick darauf werfen lassen. Überhaupt war der Herr Standartenführer mit wachsender Dauer der Operation Alberich zusehends nervös, um nicht zu sagen hektisch geworden. Kein Wunder, hatte es sich doch längst herumgesprochen, dass die Amerikaner nicht mehr weit weg waren und der Traum vom Endsieg nicht viel mehr als ein Trugbild war, das sich demnächst in Luft auflösen würde. Ab durch die Mitte, raus aus den Uniformen und untertauchen, solange es noch möglich war. So und nicht anders lautete die Losung für den Tag.
    Doch so einfach, wie er sich das dachte, lagen die Dinge wahrscheinlich nicht. Ole Jensen konnte das Unheil förmlich riechen, lange bevor es über ihn, die Sondereinheit Alberich und die drei Lkw-Fahrer, die beim Transport des Zimmers mit eingespannt worden waren, hereinbrach.
    Die Bahngleise, auf denen ein ausrangierter Tankwagen, Treibstoffbehälter und leere Ölfässer vor sich hinrosteten, waren bereits in Sichtweite, als Ole Jensen bemerkte, wie die Wände des Stollens urplötzlich in Bewegung gerieten. Nicht weiter schlimm!, machte er sich selbst Mut, so was kommt hier bestimmt öfter vor. Ein Blick auf Kempa, seinen Vordermann, überzeugte ihn vom Gegenteil. Der introvertierte Dresdener begann nämlich zu rennen, zumindest sah es so aus. Viel weiter als ein paar Meter kam er allerdings nicht, und was als Fluchtversuch begonnen hatte, wurde zu einer kläglichen Pantomime. Der Bergwerksingenieur stöhnte leise auf, zog die Schultern ein und blieb stehen.
    Jetzt mach schon, du Idiot!, schoss es Jensen durch den Kopf, doch bevor er seinem Unmut Luft machen konnte, war es bereits zu spät.
    »Wassereinbruch!«, schrie Kempa mit sich überschlagender Stimme, kurz bevor das Inferno über sie hereinbrach.
    Erst im letzten Moment, für den Rest des Trupps viel zu spät, setzte sich Kempa in Bewegung, gefolgt von Jensen, der Mühe hatte, mit ihm Schritt zu halten. Holländer und von Oertzen waren da wesentlich besser dran, ihnen und den Lkw-Fahrern, drei blutjungen Wehrmachtsgefreiten, um mindestens 20 Meter voraus. Jensen sah weder nach rechts noch nach links, duckte sich und rannte um sein Leben. Das dumpfe Grollen aus dem Inneren des Berges nahm zu, wurde zu einem Rumpeln, am Ende gar zu einem Krachen, wie bei einer Kollision zweier Lokomotiven. Kurz darauf, nicht einmal einen Atemzug später, war es so weit. Die Decke über ihnen begann zu bröckeln, und ehe sich Jensen versah, schoss eine Wasserkaskade daraus hervor. Nass bis auf die Haut, rannte der baumlange Friese weiter, folgte den Bahngleisen, geriet ins Stolpern und lief wie von Furien gehetzt auf den Ausgang des Stollens zu, ohne einen Blick für seine Kameraden, die ihm im Abstand von wenigen Schritten folgten.
    Innerhalb weniger Sekunden, die Jensen wie eine Ewigkeit vorkamen, sollte sich das ändern. Der Stollen, den er gerade hinter sich gelassen hatte, brach zusammen. Eine nicht enden wollende Gerölllawine rollte heran, zermalmte, zerquetschte und zerdrückte alles, was sich ihr in den Weg stellte.

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