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Bernstein Verschwörung

Bernstein Verschwörung

Titel: Bernstein Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Händen. Ihre Schultern zuckten
unkontrolliert, und sie erlitt einen Weinkrampf. Dann rutschte sie
vom Wannenrand auf den Boden. Sie hatte so große Pläne
mit Alexander gehabt; er war der Mann, mit dem sie alt werden
wollte. Ihre Träume waren zerplatzt wie eine
Seifenblase.    
     
    23.50 Uhr, An der
Bergbahn
    Rauchend stand
Ulbricht auf seinem Balkon und betrachtete die
gegenüberliegenden Häuser. Nichtssagende, anonyme
Mietshäuser. Die meisten Fenster waren um diese Zeit bereits
dunkel, und viel gab es nicht mehr zu sehen. Bei der alten Frau
Beiersdorff gegenüber flackerte das bläuliche Licht des
Fernsehers. Wahrscheinlich war die Rentnerin wieder vor der
Flimmerkiste eingeschlafen. Drei junge Mädchen marschierten
kichernd den Berg hinunter.
    Seit zig Jahren lebte
er in dieser Straße, damals noch mit seiner Familie. Er
erinnerte sich noch an seine Kindheit, als die Wagen der weltweit
zweiten elektrischen Zahnradbahn den Berg hinaufgerumpelt waren und
die Fahrgäste zwischen dem Clef und dem Toelleturm
befördert hatten. Die Bahn, Ende des 19. Jahrhunderts durch
einflussreiche Barmer Bürger wie Adolf Vorwerk initiiert, war
eine Attraktion gewesen, besonders an den Wochenenden. Als das Aus
der Bahn immer näherrückte, hatten die Bürger gegen
die Stilllegung der Strecke protestiert - vergeblich. Man hatte den
Betrieb aus Kostengründen eingestellt. So wie man heute wieder
den Gürtel in der Stadt enger schnallen musste. Die Barmer
Bergbahn war längst verschwunden, und kaum einer der jungen
Wuppertaler wusste heute noch, dass es einst eine Zahnradbahn
gegeben hatte. Ulbricht fragte sich, ob die aktuellen
Sparpläne der Stadt hinnehmbar waren. Die Schließung
eines Schauspielhauses war ein sehr endgültiger Schritt.
Plötzlich war Ulbricht froh, bei der Kripo zu arbeiten anstatt
im Barmer Rathaus. In der Haut des Oberbürgermeisters wollte
er wahrlich nicht stecken.
    Während Ulbricht
an seiner Zigarette zog, dachte er über den seltsamen Fall
nach.
    Ein Mord - und die
Leiche war spurlos verschwunden. Die Untersuchung des Bunkers durch
die Spurensicherung hatte ergeben, dass in dem betreffenden Raum
tatsächlich eine Schießerei stattgefunden hatte; sogar
der Schusswinkel war durch die Blutspurenanalyse festgestellt
worden. Fußabdrücke und Faserspuren aus der Bekleidung
der Unbekannten waren gesammelt worden, und - wohl das
prägnanteste Indiz — vor dem Bunker war der Gipsabdruck
einer Reifenspur angefertigt worden. Alles deutete darauf hin, dass
die unbekannten Täter noch einmal zum Tatort
zurückgekehrt waren, um die Leiche abzuholen. Dabei hatten sie
den richtigen Augenblick abgepasst, denn die drei Musiker befanden
sich zu diesem Zeitpunkt nicht im Bunker. Absicht oder Zufall?
Natürlich waren im Bunker Spuren von Textilien gefunden
worden, die jedoch zu keiner Erkenntnis gereicht hatten.
    Er hatte den Kollegen
Dampf gemacht, deshalb lag auch schon eine DNA-Analyse des Opfers
vor, doch auch der Abgleich der gefundenen Blutspuren des Opfers
hatte in eine Sackgasse geführt. Derjenige, auf den dort
geschossen worden war, war bundesweit noch nicht
erkennungsdienstlich behandelt worden. Ein wenig stolz war er auf
das Ergebnis trotzdem, denn normalerweise dauerte ein solcher
Abgleich ein paar Tage. Doch da das Opfer der Schießerei
verschwunden war, bestand noch die — wenn auch geringe -
Möglichkeit, dass es entgegen der Aussage von Mehrmann und Co
noch lebte. Ulbricht hatte schon so viele vermeintlich Tote in
seinem Leben gesehen, und Menschen, die nicht beinahe täglich
einen Toten zu Gesicht bekamen, irrten sich schnell.
    Ulbricht fragte sich,
was drei Leute, wenn es wirklich drei gewesen waren, im Bunker zu
suchen gehabt hatten, und er tippte auf Drogendealer, die sich hier
zu einem Geschäft verabredet hatten, das offenbar in die Hose
gegangen war. Er beschloss, morgen die Kollegen vom Drogendezernat
zu Rate zu ziehen.
    Wenn die Mörder
wussten, dass sich zum Zeitpunkt der Schießerei Zeugen mit
ihnen im Luftschutzbunker aufgehalten hatten, dann befanden sich
die jungen Männer ebenfalls in Gefahr. Ulbricht
überlegte, ob er ihnen Personenschutz gewähren sollte,
dachte an die frustrierende Personalsituation bei der Polizei und
verwarf den Gedanken wieder.
    Bei dem Fahrzeug, das
die Reifenspuren verursacht hatte, handelte es sich offenbar um ein
schweres Fahrzeug, um einen Van oder eine schwere Limousine. Ein
Geländewagen schied aus, das hatte ihm Meyer von der
Spurensicherung sofort

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