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Bernstein Verschwörung

Bernstein Verschwörung

Titel: Bernstein Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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einfach zu den phantastischen Fritten
dazu.   
    Kalla blickte ihn mit
großen Augen an. »Ich glaube, wir haben uns
missverstanden, Kleiner.« Er drehte das Cola-Glas zwischen
seinen mächtigen Pranken. »Ich kann euch etwas
erzählen, das ihr aber auf keinen Fall senden dürft,
sonst bin ich am Arm.«
    »Auch
gut«, lachte Stefan. »Du kannst dich auf uns verlassen.
Also — schieß los!«
    »Das ist dem
Werner selber unangenehm, was ihm da rausgerutscht ist«,
murmelte Kalla und senkte die Stimme. Er blickte sich kurz zu den
Nebentischen um und schien beruhigt, dass sich niemand der anderen
Gäste im Biergarten für das ungleiche Trio interessierte.
»Wie ich dir schon erzählt habe, kenn ich den Werner
Schlupkothen seit meiner Kindheit. Wir sind gemeinsam aufm Rott
groß geworden, sind in den gleichen Kindergarten und
später in die gleiche Klasse gegangen. Haben uns in die
gleichen Mädchen verknallt und waren das erste Mal gemeinsam
besoffen.«
    »Ich
verstehe«, nickte Stefan, um Kallas Jugenderinnerungen so
kurz wie möglich zu halten. »Und ihr seit noch immer
gute Freunde?«
    »Echte Kumpels,
da kannste einen drauf lassen.« Kalla lachte polternd, dann
senkte er die Stimme wieder. »Und ich bin sicher, dass Werner
mir die Geschichte niemals erzählt hätte, wenn er nicht
selber betroffen wär. Er arbeitet schon seit Jahren als
Cheffahrer — als Chauffeur des Oberbürgermeisters. Ein
echter Kutscher mit guten Manieren, nicht so ein Bauer, wie ich es
bin.« Wieder lachte Kalla. »Und es steht in jeder
Zeitung, dass die Stadt pleite ist.« Der Taxifahrer machte
ein Pause, bevor er fortfuhr. »Und jetzt kommt der Werner ins
Spiel. Er fährt den Boss der Stadt den ganzen Tag im dicken
Benz durch die Gegend.«
    »Und das alles
mit Steuergeldern«, entfuhr es Heike. »Da regt sich
Widerstand.«
    Kalla blickte sie an
wie einen Geist. »Widerstand ist gut. Er muss sich
überall blöd angucken lassen, wenn er mit dem Benz
irgendwo vorfährt.«
    »Ein Polo
würde es ja auch tun«, überlegte Heike.
»Prestige hin oder her - wie dem auch sei, dein Freund Werner
macht auch nur seine Arbeit. Er ist Angestellter der Stadt und
erbringt seine Arbeitsleistung. Nicht mehr und nicht
weniger.«
    »Das sagt sich
so leicht: Auch bei Abendterminen wartet Werner brav, bis die
Veranstaltung vorbei ist. Das ist kein Acht-Stunden-Job, denn der
OB hat neben langen Arbeitstagen des Öfteren auch mal Termine
am Wochenende.
    Und wenn dann doch mal
nichts zu tun ist, kümmert er sich um Botenfahrten und
hält den Wagen tipptopp. Stell dir mal vor, der
Bürgermeister würde in einer alten Dreckschleuder
vorfahren.«
    »Aber er wird
gut bezahlt und hat bei der Verwaltung einen sicheren Job«,
vermutete Stefan. »Sicherheit ist ein anderes Thema.«
Kalla winkte ab und leerte sein Cola-Glas. Als eine junge Kellnerin
am Tisch vorbeikam, winkte er ihr mit dem Glas zu. Sie nickte und
verschwand. »Wie ihr euch denken könnt, nutzt der OB die
Fahrten zwischen den Terminen, um Telefonate zu erledigen und um zu
arbeiten.«
    »Das Auto wird
zum Büro«, kommentierte Stefan. Inzwischen hatte er
seine Portion Fritten verdrückt. Er putzte sich den Mund ab
und schob den Teller an den Tischrand.
    »So ist
es«, nickte Kalla. »Und Werner hat mitbekommen, dass
der Bürgermeister wohl mit einem hohen Tier von der Polizei
telefoniert hat. Es ging um Personenschutz. Und da frage ich euch:
Wozu braucht ein Mann wie Alt Bodyguards?«
    »Weil er
vorsichtig geworden ist«, vermutete Heike. »Immerhin
steht er in der Kritik, seitdem er den Bürgern erklärt
hat, wie pleite die Stadt ist. Die Schließung von
Schwimmbädern, den Wegfall des Schauspielhauses und die
Kürzung von unzähligen Geldern lässt nicht alle
Wuppertaler kalt. Da kann ich mir schon gut vorstellen, dass die
Nerven blank liegen - und zwar auf beiden Seiten.« Kalla
schüttelte seinen massigen Schädel. »Werner hat
erzählt, dass das Wort Morddrohung in dem Telefonat gefallen
ist. Und seitdem hat er Angst.«
    »Das kann ich
gut verstehen. Und weiter?« Stefan trank einen Schluck Bier
und wischte sich den Schaum mit dem Handrücken von den Lippen.
Kallas Cola wurde gebracht, und die Bedienung nahm das leere
Geschirr mit. »Was hat dieser Werner Schlupkothen noch
erzählt?«, hakte Heike nach, als sie wieder alleine
waren. »Keine Ahnung, Mädchen.« Kalla zog die
Mundwinkel nach unten und zuckte mit den Schultern. »Es ist,
wie es ist. Nun habe ich euch alles erzählt, und jetzt geh

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