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Bernstein Verschwörung

Bernstein Verschwörung

Titel: Bernstein Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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ich
wieder Geld verdienen, wenn es recht ist.« Er grinste schief.
»Macht daraus was ihr wollt, aber lasst um Gottes willen mich
und den Werner da raus.«
    »Ehrenwort«, versprach
Heike und verzog schmerzhaft das Gesicht, als Kalla erst ihr, dann
Stefan die Hand reichte und sich erhob. Er warf einen
Fünf-Euroschein auf den Tisch und brummte ein knappes
»den Rest zahlt ihr«, dann verschwand er in Richtung
Parkplatz. Keine fünf Minuten später sahen Heike und
Stefan sein Taxi davontuckern.

 
    Zehn
    Wupperwelle, 14.20
Uhr
    »Du hast
Besuch.« Manfred Jordan blickte kurz von seinem Monitor auf,
als Heike die Redaktion betrat. »Herrenbesuch«,
fügte der Nachrichtenredakteur mit einem vielsagenden Grinsen
hinzu.
    »Das hatte ich
ganz vergessen, natürlich.« Heike schlug sich mit der
flachen Hand vor die Stirn und warf einen Blick auf die große
Funkuhr an der Wand. Sie war um zwei Uhr mit Daniel Mehrmann, dem
Wuppertaler Rapper, verabredet gewesen. Er arbeitete an einem neuen
Album. »Warum habt ihr mich nicht auf dem Handy
angerufen?«
    Schulterzucken,
während Jordan wie ein Besessener auf der Tastatur
herumhackte. Er steckte in den Vorbereitungen für die
Lokalnachrichten, die er in zehn Minuten sprechen würde. In
den letzten Minuten vor den Nachrichten befanden sich die
Nachrichtenredakteure immer in einer Art Fieber, stellte Heike ein
wenig amüsiert fest. Eckhardt hatte sie auch das eine oder
andere Mal als Nachrichtenredakteurin eingesetzt, wenn die Kollegen
krank oder im Urlaub waren, und für sie war der
Nachrichtendienst immer eine Qual gewesen. Das war nicht jedermanns
Sache, sie war lieber draußen und sprach mit den Leuten vor
Ort, wenn in der Stadt etwas geschehen war. Heike blickte sich
suchend im Großraumbüro der Wupperwelle um. Stefan hatte
es gleich nach der Pause ins Büro des Chefredakteurs
verschlagen. Nun sah sie ihn hinter der großen Glaswand, die
Eckhardts Büro vom Rest der Redaktion abtrennte, sitzen. Die
beiden waren in ein sehr intensives Gespräch verwickelt.
Eckhardt wanderte in seinem Büro auf und ab, blieb am Fenster
stehen, blickte hinaus, schüttelte immer wieder den Kopf und
wandte sich zu Stefan um, um gestenreich mit ihm zu
diskutieren.
    »Er wartet im
Konferenzzimmer«, bemerkte Jordan und kratzte sich seinen
Bart. Er grinste schief und zuckte mit den Schultern. »Sorry,
Stress hier. Ich habe ihm aber Kaffee und Kekse
gebracht.«
    »Danke.«
Heike eilte in den schmalen, langen Raum, in dem allmorgendlich die
Redaktionskonferenzen stattfanden. Hier saß ein junger Mann
von Anfang zwanzig am langen Tisch. Tatsächlich standen ein
Teller mit Gebäck und eine Tasse Kaffee vor ihm. Den Kaffee
hatte er nicht angerührt. Mehrmann hatte kurze, dunkle Haare
und einen fein gestutzten Kinnbart. Seine grünen Augen
blickten ein wenig traurig drein und erinnerten Heike an einen
kleinen Hund.
    »Entschuldigung«,
sagte sie und schloss die Tür. »Warten Sie schon
lange?«
    »Nein, das ist
absolut kein Problem.« Mehrmann sprang auf und reichte ihr
lächelnd die Hand. Er trug eine weite Jeans, Turnschuhe und
ein dunkelgrünes T-Shirt, das ihm mindestens zwei Nummern zu
groß war. »Danke für die Einladung, ich bin froh,
dass Sie sich die Zeit nehmen.« Heike registrierte, dass der
junge Rapper über gute Umgangsformen verfügte. Er war ihr
vom ersten Moment an sympathisch. »Sollen wir nicht gleich Du
sagen? Ich bin Heike.«
    »Ja, find ich
cool. Ich bin der Daniel.« Er tippte sich mit zwei Fingern an
die Schläfe.
    »Wollen wir uns
hier unterhalten, oder sollen wir gleich ins Studio
gehen?«
    »Von mir aus
kann's gleich losgehen.« Er zwinkerte Heike zu.
    »Gut, dann ab
mit uns.«
    Im Gänsemarsch
durchquerten sie die Redaktion und betraten das zweite, kleinere
Studio. Von hier aus wurde nur in Ausnahmefällen gesendet.
Üblicherweise war dies das Studio, in dem Interviews
geführt und Beiträge vorbereitet wurden.
    Das Interview mit
Daniel Mehrmann hatte sie in zwei Parts geplant - der erste Teil
würde schon heute Nachtmittag laufen, der zweite Teil in der
Frühsendung zur besten Zeit, wenn alle Leute im Auto
saßen und auf dem Weg zur Arbeit waren. Heike setzte sich
hinter das Mischpult und klickte sich durch das Aufnahmeprogramm.
Es blieb ihr nicht verborgen, dass Mehrmann sich neugierig
umblickte. Durch die gläserne Wand konnte er ins Live-Studio
sehen, wo Karin Dahl mit einem Headset am Pult stand und das
Programm der Wupperwelle moderierte. »So«, sagte sie
schließlich.

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