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Bernstein Verschwörung

Bernstein Verschwörung

Titel: Bernstein Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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haben. Hier wird das Gewicht der
Lieferfahrzeuge bei der Ein- und der Ausfahrt kontrolliert. Somit
können wir das exakte Gewicht der angelieferten Güter
ermitteln. Danach geht es in die Kipphalle. Dort wird der
Abfall entladen.«
    »Kann jeder
seinen Müll hier abladen?«
    »Grundsätzlich schon.
Wir haben rund zweihundert LKW und um die hundert private
Anlieferer am Tag.«
    »Und niemand
kontrolliert, was abgeladen wird?«
    »Doch,
doch.« Hoppstedt nickte. »Bevor die Abfälle in den
Müllbunker abgeladen werden, findet eine optische
Eingangskontrolle statt. Wenn unsere Mitarbeiter sich nicht sicher
sind, können wir auch chemische Proben nehmen — die
Ausrüstung dazu haben wir.«
    »Die Kontrollen
finden stichprobenartig statt, nehme ich an?«
    »Unsere
Mitarbeiter haben Anweisung, jedes einfahrende Fahrzeug zu
sichten«, wich Hoppstedt aus, und Ulbricht ahnte, dass hier
Theorie und Praxis weit auseinander lagen.
    »Das würde
bedeuten, dass Ihre Leute im Müll
herumkrabbeln?«
    »Wie gesagt, wir
nehmen Sichtkontrollen vor.«
    »Aber nicht
jeder Müllsack, der angeliefert wird, muss geöffnet
werden?«
    »Nein, das
wäre auch gar nicht machbar, nicht bei der Menge an
Fahrzeugen, die uns täglich frequentieren.« Ulbricht
nickte. Das, was er von Hoppstedt erfahren hatte, war im Grunde die
ideale Lösung, eine Leiche zu entsorgen. Wenn nicht gerade der
Sack aufplatzte, in dem sich der Leichnam befand, war es durchaus
denkbar, dass die Leiche verbrannt wurde, ohne dass jemand in der
gigantischen Anlage davon etwas mitbekam. Und die
Wahrscheinlichkeit, dass die tödliche Fracht eines der
Müllwagen oder der privaten Anlieferer kontrolliert wurde, war
offenbar relativ
gering.          
    »Das kann
dauern, fürchte ich«, murmelte er. »Wovon sprechen
Sie?«
    »Davon, dass wir
den gesamten Müllbunker durchsuchen werden.«
    Hoppstedts Augen
wurden groß. »Sie machen Witze«, polterte er.
»Der Bunker ist siebzig Meter lang, fünfzehn Meter breit
und dreißig Meter hoch. Wissen Sie, wie lange Sie da suchen
müssten?«
    »Das lassen Sie
mal unsere Sorge sein. Ich würde Ihnen empfehlen, die
wartenden Fahrzeuge zu einer anderen Deponie umleiten zu lassen,
sonst bricht hier bald das Chaos aus.« Ulbricht wandte sich
an seinen Assistenten, der inzwischen neben dem Leichnam in die
Hocke gegangen war. Er hatte sich von Trappe Gummihandschuhe geben
lassen. Gemeinsam öffneten sie behutsam den Müllsack. Als
der Kopf des Toten sichtbar wurde, brachen sie ihre Arbeit ab.
Ulbricht musste sich nicht das Foto von Alexander Koljenko ansehen,
um zu wissen, dass es sich bei dem Toten zu seinen Füßen
um den Vermissten handelte. »Das ist er«, sagte er, an
seinen Assistenten gewandt. »Wo bleibt denn die
Gerichtsmedizin?«   
    Heinrichs blickte auf
und rückte sich die blaue Brille zurecht. »Unterwegs,
Chef. Soll ich noch mal nachhaken?« Ulbricht schüttelte
den Kopf. »Lassen Sie gut sein.« Er gab ihm ein
Zeichen. »Kommen Sie mit. Hier drin haben Sie garantiert kein
Funknetz. Wir müssen telefonieren.«

 
    Neun
    11.50 Uhr,
Redaktion der Wupperwelle
    »Und soeben
erreicht uns noch eine aktuelle Meldung: Aufgrund einer technischen
Störung ist die Müllverbrennungsanlage in Küllenhahn
bis auf Weiteres außer Betrieb. Wer also Müll entsorgen
möchte, sollte sich an einen der anderen städtischen
Wertstoffhöfe wenden oder den Weg zu einer anderen Deponie auf
sich nehmen. Wir von der Wupperwelle halten Sie wie immer auf dem
Laufenden und werden Sie informieren, sobald der Ofen auf
Küllenhahn wieder an ist. Bleiben Sie also dran, denn gleich
kommen die Nachrichten, und dann hören wir uns wieder, mein
Name ist Stefan Seiler. Bis gleich!« Stefan schaltete am
digitalen Mischpult das Mikrofon ab und startete den nächsten
Musiktitel. Er nahm den Kopfhörer ab, packte seine
handgeschriebenen Manuskripte zusammen und verließ das
Studio. Der Computer würde am Ende der Musik automatisch die
Werbung schalten, und dann übernahm der Nachrichtenredakteur
zur vollen Stunde das Studio. Bis dahin hatte Stefan eine kleine
Pause. Auf dem Weg zur Teeküche lief er Heike in die Arme, die
offenbar gerade von einem Außentermin kam. Ihre Wangen
glühten vor Aufregung. »Was ist denn mit dir
passiert?«, fragte Stefan. Sie hielt ihm das
Aufnahmegerät, eine kompakte Einheit aus Mikro und MP3-Player,
unter die Nase. »Ich komme eben von einer Kundgebung auf dem
Johannes Rau-Platz«, sprudelte es aus ihr hervor. »Da
ging es heiß

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