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Bernstein Verschwörung

Bernstein Verschwörung

Titel: Bernstein Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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her.« Sie folgte Stefan in die Küche
und beobachtete ihn dabei, wie er sich an der Kaffeepad-Maschine zu
schaffen machte. Er nahm einen der weißen Becher mit dem
roten Logo der Wupperwelle aus dem
Hängeschrank über der Spüle und hielt ihn Heike vor
das Gesicht.
    »Auch
einen?«
    »Nein, lieber
was Kaltes.«
    »Gut.«
Nachdem er den Becher positioniert hatte und der Automat schnaufend
seinen Dienst aufnahm, ging er vor dem Kühlschrank in die
Hocke und entnahm ihm eine kleine Flasche Mineralwasser, dazu
stellte er ihr ein Glas hin.
    Heike sank auf den
einfachen Stuhl am Küchentisch und füllte ihr Glas. Sie
trank es in einem Zug leer, unterdrückte ein Rülpser, der
sicherlich nicht sehr ladylike gewesen wäre, und berichtete
von ihrem Außentermin. »Die Bürger wehren sich
gegen die Sparpläne des Oberbürgermeisters. Es hat sich
das Bündnis Pleitegeier im Tal gegründet. Man verlangt
Neuwahlen und hat Alt den Rücktritt vom Amt
nahegelegt.«
    »Und er hat
sicherlich zugestimmt«, grinste Stefan süffisant und
griff zu seinem Kaffee. Er setzte sich Heike gegenüber an den
Tisch und pustete in seinen Kaffee. »Natürlich nicht.
Immerhin war er anwesend — anscheinend hat er von seinem
Büro aus gesehen, was da vor dem Rathaus passiert, und musste
selber nach dem Rechten sehen.«
    »Und dann ging
es ihm an den Kragen?«
    »Aber so was
von.« Heike machte große Augen. »Er hat sich sogar spontan zu
einer Rede entschlossen. Wuppertal müsse den Gürtel enger
schnallen, die Stadtverwaltung kämpfe gegen eine Art
Insolvenz und so weiter. Er selber hat sich keine Schuld
gegeben.«
    »Wie
immer«, murmelte Stefan.
    »Aber er wurde
ausgebuht, die Demonstranten hatten Trillerpfeifen dabei und haben ihn
auf das Übelste beschimpft. Er hätte schon vor Jahren die
Bremse ziehen müssen, anstatt dem Untergang der Stadt tatenlos
zuzusehen.« Heike blickte Stefan nachdenklich an, dann
deutete sie auf das Aufnahmegerät. »Ich habe ein paar
O-Töne eingefangen, die sich gewaschen haben. Alt selber war
nicht zu einem Interview bereit. Er hat sich unmittelbar nach
seiner Rede im Rathaus verschanzt. Stefan, ich glaube, er hat
wirklich Angst.«
    »Aber er wagt
sich an die Öffentlichkeit.«
    »Das ist sein
Job. Ich will endlich wissen, was es mit den Morddrohungen auf sich
hat.«
    »Gut, dass du es
ansprichst: Wir haben in einer guten Stunde ein konspiratives
Treffen mit Kalla. Dann kannst du ihn ausfragen.«
    »Das wird eine
Exklusiv-Story. In der Zeitung stand noch nichts von den Drohungen,
und auch in der Lokalzeit hatten es die Kollegen noch nicht.«
Heikes Wangen glühten vor Aufregung. Sie sprühte vor
Euphorie, wenn sie eine Geschichte witterte.
    Stefan musste
schmunzeln. So kannte er sie, und auch wenn sie in all den Jahren
schon mehrmals in ein Fettnäpfchen getreten war, würde
sich Heike wohl nie ändern. Sie nannte das investigativen
Journalismus. Diesmal fragte er sich aber, ob die Geschichte, an
der sie arbeiteten, nicht eine Spur zu groß war. Es war in
der Redaktion bekannt, dass Michael Eckhardt einen guten Draht zu
Johannes Alt hatte. Und er würde sich weigern, eine Geschichte
über den Sender laufen zu lassen, die diese Freundschaft
trüben konnte.
    Stefan leerte seine
Tasse. Er schielte auf die Wanduhr und erhob sich. »Ich muss
dann auch schon wieder ins Studio. Letzte Stunde, und danach
geht's ins Brauhaus. Für ein kaltes Bier im Biergarten ist es
leider noch zu früh.« Grinsend hauchte er Heike einen
flüchtigen Kuss auf die Wange, dann verschwand er in Richtung
Studio.    
     
    Müllverbrennungsanlage,
13.05 Uhr
    Hoppstedt tobte. Er
marschierte ruhelos wie ein Tiger im Käfig über den
Betriebshof, ballte die Hände zu Fäusten und
schüttelte immer wieder den Kopf. Sein Gesicht hatte eine
gefährlich rote Färbung angenommen, und Ulbricht hoffte,
dass der Mann in seiner Anwesenheit keinen Herzinfarkt erlitt.
Inzwischen war auch Staatsanwalt Adler eingetroffen. Er hatte sich
kurz von Ulbricht über den Stand der Dinge informieren lassen.
Die Rechtsmediziner aus Düsseldorf kümmerten sich um den
Leichnam. Einer der Männer trat auf Ulbricht zu. Er
schätzte ihn auf Ende dreißig. Seine dunklen Haare hatte
er streng zurückgekämmt, und zu einer verwaschenen Jeans
trug er sommerlich leichte Schuhe und ein grünes T-Shirt.
Seine braunen Augen lagen hinter den dünnen Gläsern einer
Nickelbrille. Ulbricht hatte bereits mehrfach mit dem
Rechtsmediziner zusammengearbeitet und ärgerte sich einmal
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