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Bernstein Verschwörung

Bernstein Verschwörung

Titel: Bernstein Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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anhand von Mirja Blums Foto hatte eindeutig ergeben,
dass es sich bei dem im Müll gefundenen Leichnam um Alexander
Koljenko handelte. Ulbricht hatte darauf verzichtet, der jungen
Frau den Anblick ihres toten Freundes zuzumuten. Der junge Russe
lag wahrscheinlich in diesem Moment bei den Gerichtsmedizinern in
der Düsseldorfer Universitätsklinik auf dem
Obduktionstisch. Mit ein wenig Glück kam morgen im Laufe des
Tages der Bericht.
    »Und jetzt sagen
Sie mir bitte nicht, dass ich dem Mädchen auch noch schonend
beibringen darf, dass es sich bei dem gefundenen Leichnam
tatsächlich um ihren Freund handelt«, bettelte
Heinrichs. Sein rundes Gesicht war knallrot. Theatralisch
fächerte er sich mit der flachen Hand frische Luft
zu.
    Ulbricht bedachte ihn
mit einem süffisanten Lächeln. »Machen Sie sich mal
keinen Kopp«, sagte er schließlich. »Ich werde
auf dem Heimweg bei ihr vorbeifahren und es ihr sagen. Vielleicht
bekomme ich dann noch etwas über Alexander Kalenko
heraus.« Nun nahm er doch die Füße vom
Schreibtisch. Er beugte sich zu seinem Assistenten hinüber.
»Haben Sie inzwischen sein Handy gefunden?«
    »Ja.« Nun
nickte Heinrichs eifrig. »Es wurde in einer Mülltonne an
der Haltestelle Sedanstraße geortet, also nicht weit vom
Tatort entfernt. Anscheinend haben es die oder der Mörder von
Alexander Koljenko dort unmittelbar nach der Tat entsorgt. Dumm
nur, dass sie es nicht ausgeschaltet haben.« Er nahm die
blaue Brille von der Nase und begann sie mit dem Kragen seines
Jacketts zu polieren. »Flüchtigkeitsfehler, würde
ich mal sagen.«
    »Was ist mit
unserem Toten? War er einer unserer Kunden?«
    »Ich habe ihn
durch die Datenbanken gejagt und bin nicht fündig geworden.
Insofern war er sauber und nicht aktenkundig.«
    »Hm. Muss ja
nichts heißen.« Ulbricht stand auf und öffnete das
Fenster, um frische Luft in den Raum zu lassen. Der
Straßenlärm der B 7 drang nun ungefiltert ins Büro.
Auf der Hauptverbindungsstraße zwischen Elberfeld und Barmen hatte die Rush
Hour eingesetzt. Doch den Lärm nahm er gern in Kauf, bevor ihm
selber noch von dem Gestank, den sein Assistent anschleppte,
schlecht wurde. Ulbricht hockte auf der Fensterbank und musterte
seinen Assistenten. Er stellte fest, dass Heinrichs Augen ohne die
markante blaue Sehhilfe noch listiger und kälter wirkten. Fast
erinnerte »Brille« Heinrichs ihn an einen halbblinden
Maulwurf.          
    »Und wo befindet
sich der elektronische Kommunikationsknochen
augenblicklich?«
    Heinrichs setzte die
Brille wieder auf und schlug die Beine
übereinander.
    »Das Gerät
habe ich von den Kollegen gleich zur Auswertung in die IT bringen
lassen. Wahrscheinlich wissen wir morgen früh mehr.«
Heinrichs grinste selbstverliebt und heischte nach Lob, doch das
Gegenteil trat ein. Ulbricht sprang wütend auf. »Morgen
kann es zu spät sein. Es kann doch nicht so lange dauern, bis
die ein verdammtes Handy ausgelesen haben - notfalls mache ich das
noch selber.« Er rauschte an seinem Assistenten vorbei. An
der Tür angekommen, wandte er sich noch einmal zu Heinrichs
um. »Machen Sie Schluss für heute, bevor Sie sich noch
wehtun. Und gehen Sie duschen, das hat noch keinem
geschadet!« Dann war er
draußen.   
     
    Bunker
Münzstraße, 16.10 Uhr
    »Tut mir leid,
ich bin zu Fuß hier hochgekommen, das hat gedauert«,
entschuldigte sich Heike ein wenig außer Atem, als sie den
Betonklotz erreicht hatte. Dort stand Mehrmann und wartete geduldig
auf sie. »Der Sedansberg hat's in sich, was?«, grinste
er. Daniel Mehrmann hielt eine selbstgedrehte Zigarette
zwischen Daumen
und Zeigefinger. Er nahm einen tiefen Zug. Heike nickte und
versuchte, ihren Atem unter Kontrolle zu bringen. Dann blickte sie
an der unansehnlichen Fassade des Bunkers empor. Der Beton war im
Laufe der Jahrzehnte rissig geworden, hier und da ragten verrostete
Stahlträger aus dem Bauwerk. Weiter oben gab es
schießschartenartige, glaslose Öffnungen. Unkraut und
Efeu rankte sich an dem Bauwerk in die Höhe. Links neben dem
Klotz gab es einen schmalen Weg, der zum Haupteingang führte.
Längst hatte die Natur begonnen, das Terrain um den Bunker
herum zurückzuerobern. Überall wucherte Unkraut. Die
Türen des Luftschutzbunkers hatte man mit Brettern zugenagelt.
Ein Schild machte allen Neugiergen klar, dass das Betreten des
Bunkers streng verboten war. Heike atmete tief durch und
spürte die Beklemmung in sich aufsteigen. Der Bunker war von
alten Kastanien umgeben, sodass sie

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