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Bernstein Verschwörung

Bernstein Verschwörung

Titel: Bernstein Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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und wedelte sich bezeichnend mit der Hand vor dem Gesicht
herum.
    Mit Betreten des
Bunkers hatte Heike ein beklemmendes Gefühl beschlichen, das
sicherlich nicht nur von der muffigen Luft hervorgerufen wurde. Sie
dachte an die vielen Menschen, die hier im Krieg Unterschlupf
gesucht hatten, während die Stadt im Bombenhagel gestorben
war. Schon nach wenigen Schritten wurden sie von der Dunkelheit im
Innern des Baus verschluckt, und der starke Lichtfinger von Heikes
Handlampe huschte geisterhaft über die kahlen und teils
feuchten Wände. Immer wieder erfasste der Lichtstrahl
vergessene Relikte aus der Kriegszeit, die seit Jahrzehnten vor
sich hingammelten und der Szenerie einen morbiden Charme verliehen.
Heike erschauderte.
    »Und wo soll
hier was passiert sein?«, fragte sie Mehrmann, ohne sich
umzublicken. Sie erschrak über den dumpfen Klang ihrer
Stimme.
    Der Musiker trat neben
Heike und deutete auf eine verrostete Eisentür, die lose in
den Angeln hing. »Da vorne ist der Raum, in dem wir gedreht
haben.«
    »Wo habt ihr die
Leiche gefunden?«
    »Hier.«
Sie standen an einem etwas kleineren Raum, an dem sich die Reste einer
schrecklich gemusterten Tapete befanden. Es gab kein Mobiliar, nur
Fragmente einer uralten Maschine, dessen Verwendungszweck Heike
nicht ansatzweise erraten konnte. Unter der Decke ragten die
verrosteten Überbleibsel von Lüftungsrohren wie
scharfkantige Stumpfe aus dem Mauerwerk. Am Boden und an den
Wänden tauchten Blutspuren im Lichtkegel auf. »Die
Männer haben sich hier getroffen. Und wir haben gehört,
wie sie sich zuerst unterhalten, und dann lautstark gestritten
haben.«
    »Was haben sie
denn gesagt?«
    »Sorry, aber wir
haben kein Wort verstanden. Sie haben nicht deutsch gesprochen. Das
war eine osteuropäische Sprache, würde ich tippen.
Weiß nicht, vielleicht russisch, polnisch oder
slowakisch.« Mehrmann überlegte im Schein der Lampe und
legte den Kopf schräg. »Kein Plan, was das für eine
Sprache war, echt nicht.«
    »Und die haben
euch nicht gehört, als sie sich hier getroffen haben?«
Heike schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich meine,
wenn ihr ein paar Räume weiter einen Videoclip dreht, geht das
wohl kaum ohne Musik und Gesang, oder?«
    »Wir haben eine
Pause gemacht, weil es gerade nicht so gut lief«, murmelte
Mehrmann. »Andererseits hatten wir auch Leuchten mit, und der
Lichtschein war bestimmt auf dem Gang zu sehen, ob wir nun still
waren oder nicht. Ich habe schon darüber nachgedacht, dass sie
es in Kauf genommen haben, nicht alleine hier zu
sein.«
    »Das würde
ja bedeuten, dass sie euch genauso gut erschossen hätten, wenn
ihr denen in die Quere gekommen wärt.«
    »So schätze
ich die Lage auch ein«, nickte Mehrmann.
    »Wenn die
wissen, wer wir sind, dann müssen wir ziemlich vorsichtig
sein.«
    »Ich frage mich,
was die Leute hier gesucht haben«, murmelte Heike.
»Entweder haben sie ihr Opfer in eine Falle gelockt, um ihn
hier unbemerkt erschießen zu können, oder
…«
    »Ich weiß
es wirklich nicht.« Mehrmann zog die Schultern hoch.
»Hast du genug gesehen? Ich hab dir jedenfalls alles
gezeigt.«
    Heike nickte.
»Mich hält es hier auch nicht länger als
nötig.«
    Im gleichen Augenblick
drangen Geräusche an ihre Ohren. Sie zuckte zusammen und
bedeutete auch Mehrmann, still zu sein. Eilig schaltete sie die
Handlampe aus. Von einer Sekunde zur anderen standen sie in
völliger Finsternis da. Heike glaubte, einen Luftzug
spüren zu können. Schritte näherten sich, und sie
hörten Stimmen. Heike hielt die Luft an. Hatte Mehrmann mit
seiner Befürchtung, dass es die Täter zurück zum
Tatort zog, recht behalten? »Ist hier jemand? Wenn ja, dann
zeigen Sie sich. Hier ist die
Polizei!«          
    Heike atmete laut
hörbar aus. Sie schaltete die Lampe ein und trat in den Gang.
»Hier sind wir!« Die uniformierten Polizisten richteten
die Kegel ihrer Stablampen auf sie. Nun wagte sich auch Mehrmann
aus seinem Versteck.
    »Was haben Sie
hier drinnen zu suchen?«, wurden sie von dem älteren der
beiden Polizisten angeherrscht. »Mein Name ist Heike
Göbel, ich arbeite für die Wupperwelle und
recherchiere.« Langsam normalisierte sich ihr Puls. Heike
deutete auf den Musiker, dem es offenbar immer noch die Sprache
verschlagen hatte. »Und das hier ist Daniel Mehrmann.«
    »Beiinden sich
noch andere Personen im Gebäude?« Der Polizist, den
Heike im Gegenlicht nur schemenhaft erkennen konnte, schien
misstrauisch zu sein. Beide Beamte hatten die freie

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