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Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Titel: Bernsteinaugen und Zinnsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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„Auf Eider habe ich gehört, daß man sich dort Muster auf die Haut malt, um die Veränderungen zu verbergen. Ntaka nannte sie Jugendbesessen’, nicht wahr?“ Ihr Zorn verrauchte, ihre Augen wurden kühl wie das Meer und auch so graugrün. „Ja, ich denke oft daran – besonders wenn wir über die Landratten und ihren engstirnigen Lebenswandel lachen. Und dabei denken diese armen und geplagten Schwänze manchmal, sie würden uns ausbeuten – dabei sind immer wir es, die sie benützen … Manchmal glaube ich, daß wir sehr grausam sind.“
    „Einem Gott sehr ähnlich, silberne Herrin des Mondes.“
    „So hast du mich nicht mehr genannt seit … seit jener Nacht.“ Sie schloß ihre Hand schmerzend, doch er sagte nichts. „Ich glaube, sie beneiden einen Cyborg aus denselben Gründen …“
    „Der ist wenigstens einfacher zu verstehen – und schwerer zu imitieren.“ Er zuckte die Achseln. „Wir kümmern uns meistens nicht umeinander.“
    „Und wir müssen aufeinander warten, wir Unsterblichen. Es ist trotzdem eine wundervolle Stadt, und mir ist es egal, was die Bewohner denken.“
     
    Während er dasaß, spielten seine Finger mit dem breiten metallenen Armreif, und er lauschte ihrer Stimme, die zwischen dem Zischen heißen Wassers vernehmbar war. Sie wusch die schmutzigen Blicke ab … Er las den dritten Abschnitt der Seite abwesend zum achten Mal durch. Das Singen hörte auf.
    „Maris, hast du …“
    Er sah auf und erblickte ihren schlanken, glänzenden und nackten Körper unter der Tür. „Brandy! Herrgott noch mal, du bist nicht zwischen den Planeten – möchtest du denn der ganzen verdammten Straße alles zeigen?“
    „Aber ich habe doch immer …“ Peinlich berührt von der plötzlichen Erkenntnis ihrer eigenen Nacktheit, floh sie ins Bad zurück.
    Er blieb sitzen und sah zu den vom Sonnenlicht überfluteten Fenstern und war sich dabei vollkommen der Tatsache bewußt, daß keiner da war, der sie sehen konnte. Langsam erlosch das Feuer, sein Atem ging ruhiger.
    Sie kam langsam und schüchtern wieder zurück, in züchtiges Blausilber gehüllt, und ließ sich auf die Kante eines Sessels sinken. „Ich denke einfach nie daran.“ Ihre Stimme klang sehr dünn.
    „Schon gut.“ Er sah beschämt an ihr vorbei. „Tut mir leid, daß ich dich angeschrien habe. Was wolltest du wissen?“
    „Spielt keine Rolle mehr.“ Sie zog heftig an ihrem Haar. „Au! Verdammt!“ Als sie seinen Blick auf sich ruhen spürte, zwang sie sich zu einem Lächeln. „Äh, weißt du, ich bin ganz froh, daß wir Mima auf Treone an Bord genommen haben, denn jetzt bin ich nicht mehr die kleine Schwester. Ich hatte es wirklich verdammt satt, so lange der Grünschnabel zu sein. Sie …“
    „Brandy?“
    „Hm?“
    „Warum werden keine Cyborgs als Besatzungsmitglieder zugelassen?“
    Sie war überrascht. „Das ist Vorschrift.“
    Er schüttelte den Kopf. „Komm mir nicht mit Vorschriften. Sag mir einen Grund.“
    „Nun …“ Sie glättete ihre nassen Haarsträhnen mit den Fingern. „Man hat es versucht, und es hat eben nicht hingehauen. Wie bei den Männern – sie konnten den Weltraum nicht ertragen, brachen zusammen, ihr Hormonhaushalt geriet durcheinander. Und bei den Cyborgs sind die Spannungen zwischen natürlichen und künstlichen Körperteilen zu groß, auch sie brachen zusammen … Am Anfang versuchte man es ja mit Cyborganik, um den Männern den Weltraum zu sichern, wie man auch versuchte, das Hormongleichgewicht zu ändern. Nichts funktionierte. Die physischen und psychischen Belastungen waren zu groß. Daher wurde letztlich eben die Vorschrift daraus: Keine Männer als Besatzungsmitglieder von Raumschiffen.“
    „Aber das war vor über tausend Jahren – inzwischen hat die Cyborganik Fortschritte gemacht. Ich bin gesünder und lebe länger als jede bekannte Person. Und ich bin kräftiger.“ Er beugte sich erwartungsvoll nach vorn.
    „Und langsamer. Kraft brauchen wir nicht, wir haben künstliche Hilfsmittel. Außerdem wäre der Streß für einen Mann immer noch größer, und damit wäre es risikoreicher.“
    „Gibt es weibliche Cyborgs als Besatzungsmitglieder?“
    „Nein.“
    „Hat man es jemals wieder versucht?“
    „Nein …“
    „Siehst du? Die Liga versperrt den Weltraum mit einem archaischen Schloß von Regeln und Vorschriften. Sie wollen niemand anderen dort draußen haben!“ Plötzlich wurde seine Stimme von Widerwillen geschüttelt.
    „Vielleicht … nicht.“ Ihre Finger öffneten und

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