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Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Titel: Bernsteinaugen und Zinnsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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es hat Ntaka vor einigen Jahren verdrängt. Ich halte es für nicht so wichtig, aber wer sind wir schon, daß … Warum lachst du?“
    „Was ist nur aus dem rotznäsigen Kind geworden?“
    „ Was?“ Sie rümpfte die Nase.
    „Wie alt bist du jetzt?“
    „Vierundzwanzig. Oh …“ Sie schien sich zu freuen.
    „Madame Poetin, möchten Sie mit mir essen gehen?“
    „Oh, Essen , natürlich!“ Sie vollführte einen Luftsprung, hielt sich an ihm fest, beruhigte sich dann aber wieder. „Gehen wir zum ‚Guten Essen’?“
    „Das hat kurz nach deiner Abreise zugemacht.“
    „Oh … dabei war die Musik so wild. Nun, wie wär’s dann mit dem Meeresfrüchtelokal, das mit dem Fischnamen …?“
    Doch er schüttelte wieder den Kopf. „Der Besitzer ist gestorben. Es sind fünfundzwanzig Jahre vergangen.“
    „Verdammt, niemals können wir uns auf etwas verlassen!“ Sie seufzte. „Warum kann ich uns eigentlich nichts machen? Ich bin immer noch hier, und mir würde es Spaß machen.“
    In dieser Nacht wie auch in den darauffolgenden Nächten sah er sie in der Bar bei Partys mit viel Gekicher und Gelächter, oder aber mit einem Schwanz weggehen. Einmal winkte sie ihm zu; da zerbrach er ein bruchsicheres Glas mit einer Hand. Verwirrt und zornig kickte er es unter die Theke.
    Aber an drei Nächten in den zwei Wochen kam sie früher heim. Dieses Mal stellte er ihr absichtlich keine Fragen. Und sie war dankbar, ihm keine Lügen auftischen zu müssen, und sie schlief auf seiner Couch, um gemeinsame Nachmittage mit ihm zu verbringen …
    Sie schritten langsam über den kühlen Sand des Ufers zum Raumschiff. Maris sah zum Meer, wo frostige Finger an Land griffen, sich wieder zurückzogen, wieder herausgriffen. „Du gehst morgen wieder, was?“
    Brandy nickte. „Hmhm.“
    Er seufzte.
    „Maris, wenn …“
    „Was?“
    „Ach, nichts.“ Sie wischte Sand von ihrem Stiefel.
    Er betrachtete immer noch das Greifen und Zurückweichen des Meeres …
    „Hast du noch nie ein Schiff sehen wollen? Ich meine von innen.“ Sie öffnete die Tür des Gleiters, ihr Körper schien seltsam angespannt.
    Er folgte ihr. „Doch.“
    „Möchtest du gern meines sehen? Die Wer hat sie?“
    „Ich dachte, das sei verboten.“
    „,Kein wacher Mann soll den Fuß in ein Schiff der Raumfahrerliga setzen.’ Das ist eine Vorschrift … aber sie basiert auf einem Aberglauben, der schon mindestens tausend Jahre alt ist –‚Männer auf einem Schiff bedeuten Unglück.’ Und das ist dumm. Deine Anwesenheit an Bord wird uns kein Unglück bringen.“
    Er schien unentschlossen zu sein.
    „Ich möchte gerne, daß du unser Leben kennenlernst, Maris, so wie ich deines kennengelernt habe. Daran ist nichts Schlimmes. Und außerdem …“ – sie zuckte die Achseln – „… wird es keiner erfahren, weil niemand an Bord ist.“
    Er begegnete einem verschwörerischen Lächeln und gab sich beste Mühe, es zu erwidern. „Wenn du willst, will ich auch.“
    Sie stiegen ein. Der Gleiter stieg lautlos empor. Piräus tauchte hinter dem Horizont auf, die Abendsonne wurde golden von den Fensterscheiben reflektiert.
    „Ich wünschte, es würde sich nicht so rasch verändern … Oh! Dort ist schon wieder ein neues Gebäude. Ein Wolkenkratzer!“
    Er überblickte die Bucht. „Gerade fertiggestellt – vielleicht wird Neu Piräus doch noch groß werden, dank der Oro-Minengesellschaft. Nach all den Jahren, in denen es kaum Veränderungen gab, ist das hier jetzt fast ein wenig erschreckend.“
    „Auch nach drei Jahren … oder fünfundzwanzig?“ Sie deutete hinab. „Dort unten, Maris – das ist unsere Luftschleuse.“
    Das Landeboot setzte auf der Wasseroberfläche neben der hoch aufragenden transparenten Hülle der WHS- 709 auf.
    Maris sah auf und zurück. „Es ist viel größer, als ich immer gedacht habe.“
    „Das Leergewicht beträgt zwanzigtausend Tonnen.“ Brandy hielt sich an einer Leiter fest. „Wir werden hier raufgehen müssen, okay?“ Sie sah ihn an.
    „Klar. Wird langsam gehen, aber warum nicht?“
    Sie schlüpften durch die Schleuse hinein und gingen durch spärlich erleuchtete Korridore und weiträumige Vorratshallen.
    „Ist das ganze Schiff transparent?“ Er berührte eine Wand, Plastik auf Plastik. „Wie könnt ihr da ein Privatleben haben?“
    „Warum flüsterst du?“
    „Ich flüst… ich flüstere nicht. Warum flüsterst du?“
    „Pssst. Weil es so still ist.“ Sie blieb stehen, Stolz zeigte sich in ihrem Gesicht. „Das ganze Schiff

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