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Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Titel: Bernsteinaugen und Zinnsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Neugeborenes war), als sie erkannt hatte, daß er sich mit ihr unterhalten wollte. Sie hatte das alles getan, um sich seine Gunst zu sichern, denn sie wußte, er war nicht ohne Grund zu ihr gekommen, und wenn sie seine Zusammenarbeit gewann, gab es keinen, der es sich leisten konnte, es mit ihr zu verderben.
    Sie hatte jede freie Minute in seiner Gesellschaft zugebracht, um seine wie auch ihre eigene Neugier zu stillen, während sie sein juwelenbesetztes Maul gestopft hatte, bis schließlich die Unterhaltungen mit dem Dämon zu einem Schatz geworden waren, um dessentwillen es sich lohnte, sogar wertvollste Metalle zu opfern. Das Warten, bis sein fremder, langsamer Verstand auf ihre Fragen reagierte, war ihr nie zu lang geworden, sie hatte gelernt, sogar an seinem Schweigen noch Freude zu haben, solange sie nur unter dem warmen Bernsteinglanz seines Blickes ausharren durfte.
    T’uupieh betrachtete den fein gesponnenen Fasergürtel, der sich zwischen ihrer Flanke und dem Flügel erstreckte und ihre Tunika zusammenhielt. Sie betastete die schweren Bernsteinperlen, mit denen er verziert war – Metallschmelze in poliertem Wasserstein gefangen, ein Meisterwerk der geheimen Künste der Juwelenschmiede – und die sie immer an die tausend Augen ihres Dämons erinnerten. Ihres Dämons …
    Sie sah wieder weg, zum Feuer, zu den mantelumhüllten Gestalten ihrer Gesetzlosen. Seit der Dämon zu ihr gekommen war, hatte sie gespürt, wie die Kluft, die sie vorsätzlich zwischen sich als Anführerin und ihren Leuten geschaffen hatte, sich ständig vertiefte. Sie war immer noch die Anführerin, wahrscheinlich sogar noch unangefochtener, da sie den Dämon gezähmt hatte, und das gemeinsame Band erduldeter Gefahren und gegenseitigen Respekts war noch nie gerissen. Doch es gab noch andere Notwendigkeiten, die ihre Leute einander wohl erfüllen konnten, ihr selbst aber niemals.
    Sie sah sie schlafen wie Tote – wie sie jetzt auch schlafen sollte –, um sich auf den morgigen Tag vorzubereiten. Sie schliefen nur gelegentlich, wenn sie die Möglichkeit dazu hatten, wie alle Ausgestoßenen das taten – wie auch sie nun –, anstatt wie vornehme Edle in der Nacht zu hibernieren. Viele schliefen paarweise, Mann und Frau, obwohl sie sich mit dem den Ausgestoßenen eigenen Mangel an Auswahl paarten, wenn eine Frau dazu bereit war. T’uupieh fragte sich, was sie wohl dachten, wenn sie sie hier bis spät in die Nacht hinein neben dem Dämon sitzen sahen. Sie wußte, was sie glaubten, da sie alle in diesem Glauben unterstützte: daß sie sich den Dämon als Gefährten erwählt hatte – oder er sie. Wie sie sah, schlief Y’lirr immer noch allein. Sie mochte ihn und vertraute ihm wie jedem anderen auch, er war schnell und ruchlos, und sie wußte, er verehrte sie. Aber er war ein Gewöhnlicher, und – was noch entscheidender war – er sprach sie nicht an. Nirgends, auch nicht unter den Edlen, hatte sie bisher die Art von Zweisamkeit gefunden, nach der sie suchte – bis jetzt, bis der Dämon zu ihr gekommen war. Nein, sie wollte nicht glauben, daß alle seine Worte Lügen gewesen waren …
    „T’uupieh!“ Der Dämon rief ihren Namen unterdrückt in der nebelverhangenen Dunkelheit. „Vielleicht kannst du das Gespinst des Schicksals nicht zerreißen, aber du kannst deine Meinung ändern. Du hast dem Schicksal die Stirn geboten, indem du zur Gesetzlosen geworden bist und Klovhiri bekämpft hast. Deine Schwester war diejenige, die akzeptierte …“ – unverständliche Worte – „… ließ sich nur vom Rad weitertragen. Kannst du sie dafür wirklich töten? Du mußt verstehen, weshalb sie das tat, weshalb sie es tun konnte. Du mußt sie dafür nicht töten – du mußt überhaupt niemanden töten. Du hast die Kraft und den Mut, die Rache beiseite zu schieben und einen anderen Weg zu deinen Zielen zu suchen. Du kannst dich dafür entscheiden, gnädig zu sein – du kannst dir deinen Lebensweg selbst bestimmen, auch wenn letztendlich das Ziel allen Lebens dasselbe ist.“
    Sie erhob sich voller Groll zur Größe des Dämons und schlang den Mantel enger um ihre Gestalt. „Selbst wenn ich das wollte, ist es dazu nun zu spät. Das Rad ist bereits in Bewegung, und ich muß schlafen, wenn ich bereit sein will.“ Sie ging zum Feuer, sah sich dann aber doch noch einmal um. „Ich kann nichts mehr tun, mein Dämon. Ich kann das Morgen nicht mehr verändern. Nur du kannst das. Nur du ganz allein.“
    Später hörte sie ihn erneut ihren Namen

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