Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Titel: Bernsteinaugen und Zinnsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
Vom Netzwerk:
winkte mit einer Hand zu dem zweihundert Meter entfernten Höhleneingang. „Dort drüben in dieser Höhle ist er, und sogar Tiere können in ihr überleben! Wir müssen herausfinden, wie sie sich an soviel Strahlung gewöhnen konnten – ist es nicht wichtig für uns, das herauszufinden?“
    „Selbstverständlich ist es das.“ Xenas Ausdruck wurde schmerzerfüllt. „Komm mir nicht auf die väterliche Tour, Albe. Das weiß ich so gut wie du. Und du weißt ganz genau, daß es mir nicht darum geht.“
    „Ja, das weiß ich …“ Er seufzte, gab nach. „Diese ganze Expedition wird bald erledigt sein. Sie haben bereits die meisten der Daten, die sie haben wollten. Und dann können wir sechs uns an die Arbeit machen und vergessen, daß wir ihnen jemals begegnet sind. Wir werden eine neue Welt ganz für uns allein haben.“
    „Bis sie damit anfangen, die verdammten Touristen einzufliegen …“
    „He, sachte“, sagte Corouda etwas zu laut. „Kommt schon. Weswegen sitzen wir hier? Laßt die Würfel rollen.“
    Albe lachte und schüttelte den Becher. Er ließ die geschnitzten Steine über die Erde kullern. „Ha! Zwei-Quadrat!“
    Corouda grunzte. „Ich weiß, daß du schummelst. Wenn ich nur dahinterkäme, wie. Xena …“
    Sie wandte den Blick wieder von Piper Alvarian Jarry ab, ihr Gesicht war gespannt.
    „Xena, wenn es dich beruhigt, Jary spürt überhaupt nichts. Nur in den Händen und vielleicht ein bißchen im Gesicht.“
    Sie sah ihn ausdruckslos an. „Was?“
    „Das hat mir Jary selbst erzählt. Orr hat seine Empfindungen abgetötet, als er ihn bekam, damit er bei den Experimenten nicht unnötig leiden muß.“
    Sie sperrte den Mund auf.
    „Stimmt das?“ Albe schob das Stirnband höher in seine braune, kahl werdende Stirn. „Erinnert ihr euch, letzte Woche lief er mitten ins Lagerfeuer … Wußte gar nicht, daß du mit ihm gesprochen hast, Juah-u. Wie ist er denn so?“
    „Das weiß ich nicht. Wer kann das bei so einem schon sagen? Vor einer Weile kam er zu mir und bot mir an, eine Sammlung möglicherweise eßbarer Pflanzen für mich zu untersuchen …“ Und Jary war am nächsten Tag mit den Proben zurückgekommen, ermüdet und übernächtigt, und hatte ihm exakt gesagt, was davon eßbar war und was nicht und bis zu welchem Grad. Erst viel später, als er Zeit für eigene Tests gefunden hatte, fand er heraus, wie Jary so rasch und so genau zu den Antworten gekommen war. „Er hat sie gegessen, um herauszufinden, ob sie ihn vergifteten. Fragt mich nicht, warum. Vielleicht macht es ihm Spaß, gequält zu werden.“
    Xena peitschte ihn mit ihrem Blick.
    „Ich hatte keine Ahnung, daß er sie essen würde.“ Corouda schlug zornig nach einem Käfer. „Außerdem müßte er literweise Strychnin trinken, um sich selbst zu töten. Sie machten aus Jary ein wandelndes biologisches Labor – sein Körper kann Immunstoffe gegen alles erzeugen. Sie benutzen ihn, um Seren herzustellen. Man kann alles abschneiden, von seinem Kopf mal abgesehen, und es wächst wieder nach …“
    „Oh, um Himmels willen.“ Xena stand auf, ihr braunes Gesicht war gerötet. Sie warf den Becher wie etwas Unreines zwischen sie und verschwand zwischen den Bäumen.
    Corouda sah ihr nach. Die weinrote Krone des Waldes beschützte sie vor seiner Gefühllosigkeit. In weiter Ferne, hinter den Bäumen, konnte er die Vegetation vor dem Höhleneingang sehen. Die Radioaktivität hatte eine ganze Hügelflanke zerfressen, und das Herz der Höhle war immer noch eine Strahlenhölle, die heiß genug war, um Wasser zum Kochen zu bringen. Und doch hatten einige winzige außerirdische Geschöpfe sich entschieden, darin zu leben – was bedeutete, diese Expedition würde auch weiterhin in der Sonne schmoren, bis Orr der Durchbruch gelingen würde oder bis er sich dazu entschloß aufzugeben. Corouda sah seufzend wieder zu Hyacin-Soong. „Tut mir leid, Albe. Dieses Mal verabscheue ich mich selbst dafür.“
    Albes Ausdruck entspannte sich. „Sie wird sich wieder beruhigen … Sag ihr das, was du eben sagtest, wenn sie zurückkommt.“
    „Das werde ich.“ Corouda, dem es unsäglich warm war, krempelte seine Ärmel ein weiteres Mal hoch. „Wir brauchen einen dritten Mann, wenn wir weiterspielen wollen.“ Er deutete auf Piper Alvarian Jary, der immer noch in der Sonne saß. „Ihr wolltet doch wissen, wie er ist – warum fragen wir ihn nicht?“
    „Ihn?“ Die Verblüffung in Albes Gesicht wurde von Neugier verdrängt. „Warum nicht. Geh, frag

Weitere Kostenlose Bücher