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Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Titel: Bernsteinaugen und Zinnsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Eigentum, das ich nach eigenem Gutdünken verwenden kann. Wollen Sie mir nun erzählen, das sei falsch gewesen?“
    Corouda wandte sich um und verließ das Zelt. Die Fragen ließ er unbeantwortet.
    Piper Alvarin Jary saß wie immer allein auf seinem Stein. Das Abendlicht warf seinen Schatten wie einen anklagenden Finger auf Corouda, aber er sah nicht auf, auch dann noch nicht, als Corouda direkt vor ihm stand. Corouda konnte sehen, daß er die Augen geschlossen hatte.
    „Jary?“
    Jary öffnete die Augen, sah zu ihm auf, dann auf seine Hände. Corouda wandte den Blick nicht von seinem schmerzverzerrten Gesicht ab. „Ich sagte Orr, ich hätte nicht gesehen, was du getan hast. Das war alles. Er hat dich angelogen.“
    Jary bewegte sich etwas, dann seufzte er.
    „Glaubst du mir?“
    „Warum sollten Sie sich die Mühe machen, m-mich d-deshalb anzulügen?“ Endlich hob Jary den Kopf. „Aber w-warum sollten Sie sich die M-mühe machen, mich überhaupt anzulügen …“ Er zuckte die Achseln. „Spielt keine Rolle.“
    „Für mich schon.“
    So etwas wie Neid huschte über Jarys Gesicht. Er beugte sich abwesend hinab, um einen Stein, der zwischen seinen Beinen lag, aufzuheben. Corouda sah, daß es sich um ein Stück Obsidian handelte, nachtschwarzes vulkanisches Glas, das die Glätte von Seide besaß und von aschgrauen Eingüssen durchzogen war. Jary schloß einen Augenblick fest die Hand darum, dann ließ er es winselnd wieder fallen, wie ein Stück glühende Kohle. Es fiel zurück auf einen kleinen Steinhaufen und löste eine Kettenreaktion von Farben und Texturen aus. Zwei Blutstropfen fielen herab, dann schloß Jary wieder meditierend die Augen. Corouda zwang sich zuzusehen, und er sah, wie das Bluten aufhörte. Er fragte sich mit morbider Faszination, was für seltsame Gaben Jary sonst haben mochte.
    Jary öffnete erneut die Augen und schien überrascht, Corouda immer noch vor sich zu sehen. Plötzlich lachte er unbehaglich. „Sie dürfen gerne mit meinen Steinen spielen, Wächter, da Sie mich auch zum Squamischspielen eingeladen haben. A-aber ich werde Ihnen keine Gesellschaft leisten.“ Er berührte einen der Steine vorsichtig mit dem Fuß.
    Corouda beugte sich hinab und hob ihn auf. Es war ein Rosenquarz, mit klarem Quarz durchsetzt und vom äonenlangen Rollen in den Flüssen dieser Welt glattgeschliffen. Er lächelte angesichts der Festigkeit und glatten Kühle, doch das Lächeln erlosch, als er daran dachte, wieviel mehr das für Jary bedeuten mußte.
    „Orr läßt mir meine Steine“, sagte Jary. „Ich habe mit dem Sammeln begonnen, als ich zum Institut geschickt wurde. Wenn ich stillhielt und tat, was von mir verlangt wurde, ließen sie mich manchmal eine Weile hinaus … Ich mag Steine. Sie st-st-sterben niemals.“ Seine Stimme brach unerwartet. „Was haben Sie wirklich gesehen, W-wächter?“
    „Genug.“ Corouda setzte sich auf den Boden und legte den Stein zum Stapel zurück. „Warum hast du das getan, Jary?“
    Jarys Augen irrten ruhelos umher und suchten den Höhleneingang zwischen den Bäumen. „Ich w-weiß es nicht.“
    „Ich meine – was du den Leuten auf Angsith angetan hast. Und auf Ikeba. Warum? Wie kann jemand nur …“
    Jarys Augen wandten sich ihm wieder zu. Sie waren verkniffen vom Schmerz eines Mannes, der gezwungen wird, in die Sonne zu sehen. „Ich erinnere mich nicht. Ich erinnere mich nicht …“ Er hätte dabei lachen können.
    Corouda hatte plötzlich die schreckliche Doppelvision eines strengen, uniformierten Jary, der mitgeholfen hatte, ganze Welten in Konzentrationslager zu verwandeln, und des geschundenen Jary, der Steine sammelte.
    Jary ballte die Hände zu Fäusten. „Aber ich habe es getan. Ich bin Piper Alvarian Jary! Ich bin schuldig.“ Er streckte die Finger mit einem leisen Stöhnen. Blut tropfte von seinen Handflächen. „Fünfzehn M-milliarden Menschen k-können sich nicht irren. Und dabei habe ich noch Glück gehabt.“
    „Glück?“ fragte Corouda verständnislos.
    Jary nickte. „Glück, daß sie mich Orr gaben. Einige der anderen … ich habe Gerüchte gehört … sie kümmerte es nicht, wen sie wohin gaben.“ Dann, als spürte er Orrs unausgesprochene Frage: „Orr bestraft mich nur dann, wenn ich etwas Falsches tue. Er ist nicht grausam zu mir … es war nicht seine Pflicht, mir die Schmerzempfindung zu nehmen. Es ist ihm gleich, was ich getan habe. Ich bin einfach nur etwas, das er benützt. So bin ich wenigstens noch nützlich.“ Seine Stimme

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