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Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Titel: Bernsteinaugen und Zinnsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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wurde etwas lauter. „Ich bin wirklich sehr dankbar, daß ich so gut dran bin. Daß ich nur hin und wieder einmal aufgeschlitzt werde wie ein Flachwurm oder mit Fieber und allen möglichen Krankheiten im Bett liegen muß oder daß ich mich übergeben muß oder mittels Röhren ernährt werde oder die Eingeweide von Tieren säubern muß …“ Jarys Hände verharrten dicht vor seinem Gesicht. Er wischte sich achtlos mit dem groben Tuch übers Gesicht und stand dann auf, um seine Steine wieder einzusammeln.
    „Jary – warte einen Augenblick.“ Corouda erhob sich auf die Knie. „Setz dich wieder.“
    Jary hatte sein Gesicht wieder unter Kontrolle, und daher konnte Corouda nicht sagen, ob er sich glücklich oder nur gehorsam wieder umwandte. Er ließ sich einfach fallen, ohne sich mit den Händen abzustützen.
    „Weißt du … wenn du nützlich sein willst …“ Corouda zögerte, da sein Einfall erst halb ausgegoren war. „Was du für mich getan hast, diese Pflanzen zu untersuchen … wie du Gegengifte synthetisieren kannst … Du könntest sehr nützlich sein, würdest auf einer neuen Welt arbeiten – wie hier.“
    Jary starrte ihn an. „Was m-m-m –“ – er biß sich auf die Lippen – „meinen Sie damit?“
    „Könnte es sein, daß Orr bereit ist, dich für eine andere Gruppe arbeiten zu lassen?“
    Jary blieb still sitzen, während sein Unglaube über Argwohn zu einem Nichts verblaßte. Sein Mund formte die Imitation eines Lächelns, die Corouda schon vorher gesehen hatte. „Es hat viel gekostet, ein biochemisches Wunder aus mir zu machen, Wächter. Ich wäre viel zu teuer für Sie – es sei denn, Orr würde mich entlassen. Dann würde ich keinem mehr gehören – oder jedem.“
    „Du meinst, er könnte dich einfach gehen lassen? Und dann wärst du frei?“
    „Frei.“ Jary verzog den Mund. „W-wenn ich ihn genug erzürnen w-würde, würde er es vielleicht tun.“
    „Mein Gott! Warum hast du ihn denn dann noch nicht genug erzürnt?“
    Jary legte die Hände geduldig auf die Brust. „Manche Leute sehen sich g-gern meine N-narben an, Wächter. Wenn ich nicht einem Forschungsinstitut gehören würde, k-könnten sie mehr tun, als sie nur ansehen. Sie könnten tun, was sie wollen …“
    Corouda suchte nach Worten. Er wischte einen Käfer vom braunen Ärmel seiner Jacke.
    Jary wand sich auf seinem Steinklotz. „Das Simeu-Institut beschützt mich. Und Orr braucht mich. Ich würde ihn zorniger als je zuvor machen müssen, damit er mich hinauswirft.“ Er sah Corouda seltsam feindselig an.
    „Piper!“
    Einem plötzlichen Reflex zufolge, stand Piper sofort auf, als er Orrs Stimmte hörte. Corouda sah, daß er erleichtert aussah, und Erleichterung war auch seine hauptsächliche Empfindung. Verflucht, auch wenn Orr Jary hinauswarf oder auslieh oder ihn verkaufte – woher sollte er wissen, daß die anderen Wächter ihn akzeptieren würden? Xena vielleicht, wenn sie ihr Wort auch in die Tat umsetzte.
    Aber Albe tat es nicht einmal leid, daß er an Jarys Absturz die alleinige Schuld trug …
    Jary war ohne ein Wort an ihm vorbeigegangen und schritt auf Orrs Labor zu.
    „Jary!“ rief Corouda plötzlich hinter ihm her. „Ich bin immer noch der Meinung, daß Piper Alvarian Jary bestraft werden muß. Aber ich glaube, man bestraft den falschen Mann.“
    Jary blieb stehen und wandte sich um, um ihn anzusehen. Corouda erkannte, daß sein Gesichtsausdruck nicht etwa Dankbarkeit widerspiegelte, sondern vielmehr eine Art Haß.
     
    „Gut, das hätten wir hinter uns. Ich warte hier auf dich.“
    Jary stand allein in der Dunkelheit jenseits des Spaltes, festgenagelt von Orrs Lampe. Er nickte schwer atmend, da er sich seiner Stimme nicht sicher war.
    „Du kennst den Weg und weißt, was du zu tun hast. Geh.“ Orrs Stimme war schneidend. Er war wütend, weil Etchamendy der Beschwerde von Soong-Hyacin stattgegeben hatte.
    Jary griff nach der Schachtel zu seinen Füßen. Er schloß die Augen, als er seine Hand benutzte, und legte sich das Band so schnell wie möglich über die Schulter. Ohne weitere Antwort kehrte er Orr den Rücken und machte sich auf den Weg.
    „Und komm bloß nicht ohne sie zurück!“
    Jary schluckte seine Wut hinunter und ging weiter. Orr schickte ihn ganz allein in die Höhle, um neue Trogs zu holen. Als wären seine steifen, verbundenen Hände noch nicht Beweis genug, was für ein Narr er gewesen war. Er hatte die Hälfte seines Essens verschüttet, weil er mit den Händen kaum einen Löffel

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