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Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Titel: Bernsteinaugen und Zinnsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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verdammt froh, Sie zu sehen!“ Der Mann lachte erneut. „Mein Gott – das ist wunderbar!“
    „Ganz unsererseits“, erwiderte Siamang leichthin, „die Freude, einem einzelnen Mann oder der ganzen Menschheit dienen zu können, ist immer unsererseits.“
    Endlich erreichten sie die Kuppel. Dartagnan zeichnete sie vorsichtshalber auf, was auch für die Wüste aus Wind, Staub und Schnee galt, wobei er sich verzweifelt bemühte, sein Zähneklappern nicht auch auf die Tonaufzeichnung geraten zu lassen. Schweratmend eilte er voraus, um ihre Ankunft zu filmen, sah den dunklen, anheimeldenden Eingang zum Zelt. Wie er bemerkte, führte ein Durchgang nach unten, und er erkannte, daß der größte Teil der Anlage unter der Erde liegen mußte, um eine optimale Temperaturstabilität zu gewährleisten. Er bemerkte, daß eine Wand der Passage von seltsamer, abgesetzter Textur war, und ging filmend langsam auf sie zu, während die anderen eintraten. „Vorsicht …!“ Olefins Stimme rasselte in seinem Helm. Olefins Handschuh griff nach ihm, verfehlte ihn aber, als Dartagnan ins Leere trat.
    Er fiel mit einem überraschten Schrei rückwärts die Treppe hinunter. Die Kamera landete auf seinem Magen. Er blieb benommen und angeschlagen liegen und sah Sterne, die eigentlich gar nicht da waren. Die anderen eilten zu ihm und schafften es irgendwie, nicht auch auf ihn zu stürzen. Sie hoben die Kamera auf und zogen ihn wieder auf die Beine.
    „Alles in Ordnung, Red?“
    „Haben Sie denn die Stufen nicht gesehen …?“
    „Stufen?“ murmelte er. „Was meinen Sie … ah!“ Sein rechter Knöchel gab nach, obwohl er nicht sein volles Gewicht darauf verlagert hatte, und der Schmerz pulsierte wie ein elektrischer Schock das Bein und das Rückgrat hoch. „Mein Bein …“ Er drückte sich eng an die Korridorwand und balancierte auf einem Bein. „Tut höllisch weh.“
    „Der ganze Ort hier ist höllisch“, murmelte Siamang angewidert. „Was ist mit Ihrer Kamera?“ Er legte sie in Dartagnans Arme.
    Dartagnan verlor das Gleichgewicht. Sekka-Olefin packte ihn. Er schüttelte den versiegelten Behälter, probierte die Kamera aus, drehte sie um und spähte durch die Linse. Seine Brust schmerzte. Er stöpselte das Aufnahmekabel wieder ein. „Scheint okay zu sein … War bestimmt ein toller Schnappschuß von der Decke, während ich umkippte.“ Er schmeckte Blut auf seiner geplatzten Lippe. „Ich glaube, das verdammte Ding landete absichtlich auf mir.“
    „Zum Glück ist sie stabiler, als Sie es sind“, bemerkte Siamang. „Sonst wären Sie jetzt vielleicht arbeitslos, Red.“
    Dartagnan lachte dünn. Er sah sich in der Passage um. Im nachhinein erschien ihm der Zweck der seltsam versetzten Wand schmerzlich offensichtlich: Es handelte sich um Stufen, verschiedene Plateaus, um Höhendifferenzen in großer Schwerkraft zu überwinden. Späte Erkenntnis … Er verzog das Gesicht.
    Der Prospektor bot ihm an, sich auf seine Schulter zu stützen, dann gingen sie gemeinsam weiter.
     
    „Wie wäre es mit einem Drink, um den Anlaß zu feiern? Den Anlaß, daß ich nicht mehr alleine trinken muß.“ Sekka-Olefin nahm eine Flasche auf, die in dem dichtbepackten Rechteck stand, das in den zurückliegenden zehn Megasekunden sein Zuhause gewesen war. Dartagnan bemerkte einen Haufen anderer Flaschen, die größtenteils leer waren.
    „Klingt nicht schlecht. Ich könnte einen zum Auftauen gebrauchen. Dieser Ort hier ist ja reiner Mord. Wie kalt wird es hier eigentlich? Hier herrschen doch bestimmt null Grad Kelvin …“ Siamang massierte seine Finger, um die Blutzirkulation wieder in Gang zu bringen. Auf Olefins Drängen hin hatten sie ihre Anzüge ausgezogen. Unter anderen Umständen wäre die Luft wahrscheinlich angenehm kühl gewesen.
    „Nein … nein, die Temperatur sinkt hier nie unter zweihundertdreißig Grad Kelvin, wenn die Sonne untergegangen ist. Aber natürlich ist der Kältefaktor hierbei nicht berücksichtigt.“ Olefin grinste.
    Dartagnan saß auf der harten Pritsche. Er hatte den Fuß hochgelegt, und sein Knöchel schwoll rasch im Stiefel an. Olefin sah ihn fragend an. Chaim bemerkte, daß seine Augen grün mit braunen Tupfern waren. Sie lagen unter dichten, buschigen braunen Augenbrauen. Siamang mochte in den Fünfzigern sein, hatte sich aber gut gehalten für einen Mann, der sein Leben lang im All verbracht hatte. Sein ungekämmtes, ungeschnittenes Haar wurde bereits schütter und war mit silbernen Fäden durchzogen, was

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