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Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Titel: Bernsteinaugen und Zinnsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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springen. Sie haben sich den Knöchel verstaucht, möglicherweise gebrochen.“ Die grünbraunen Augen betrachteten ihn amüsiert. Er fragte sich, was so komisch sein mochte. Olefin ging zurück und nahm seinen Drink von einem staubigen Regal. „Ich glaube nicht, daß ich für einen anderen arbeiten könnte. Liegt wahrscheinlich daran, daß ich unter den Schwerreichen aufgewachsen bin …“
    „Dazu muß man nicht unbedingt reich sein, glauben Sie mir.“ Dartagnan stützte sich auf einen Ellbogen, die Koje ächzte.
    Olefin sah ihn an, seine buschigen Brauen wurden in die Höhe gezogen.
    Er lächelte automatisch. „Mein Vater war Prospektor und bis zu dem Tag, an dem er starb, bettelarm – gerade als er endlich etwas Großes gefunden hatte. Das behauptete er jedenfalls.“ Stelle ein Vertrauensverhältnis mit dem Subjekt her. Das ergibt ein besseres Interview …
    „Ist das wahr? Wie war sein Name?“ Ermutigendes Interesse zeigte sich auf Olefins Gesicht.
    „Dartagnan – Gamal Dartagnan.“
    „Ja, ich kannte ihn.“ Olefin nickte über seinem Glas. „Wußte gar nicht, daß er einen Sohn hatte. Hab’ mich nur vier- oder fünfmal mit ihm unterhalten.“
    „Gilt auch für mich. Aber er nahm mich auf seiner letzten Reise mit hinaus, bevor er starb.“
    „Das stimmt … ich hörte von seinem Unfall. Tut mir wirklich leid.“
    Chaim verlagerte sein Gewicht. „Sie bezeichneten es als Unfall?“
    Olefin setzte sich. „Wollen Sie damit sagen, es war keiner?“ fragte er vorsichtig.
    Er zuckte die Achseln. „Mein Vater war schon sehr lange Prospektor, und er wußte genug, um keinen so großen Fehler zu begehen. Außerdem schien es mir ein wenig komisch zu sein, daß zufällig gerade eine Gesellschaft zur Stelle war, die seinen Fund für sich beanspruchte.“
    „Jemand mußte zuerst da sein.“ Sekka-Olefin schüttelte den Kopf. „Ich nehme an, bei Ihrer Arbeit sieht man nicht gerade die besten Seiten der Gesellschaftspolitik. Aber nur wenige lassen sich zu so drastischen Schritten verleiten. Wäre Selbstmord, wenn es herauskäme. Vielleicht versagten seine Instrumente. Unfälle kommen vor, Menschen machen Fehler … und der Weltraum gibt einem keine zweite Chance.“
    Dartagnan nickte mit gesenktem Kopf. „Vielleicht. Vielleicht ist es so gewesen. Ich vermute, Sie würden die Wahrheit kennen, wenn überhaupt jemand. Sie kennen beide Seiten des Geschäfts … Er hat die verdammte Rostmühle mit gefrorener Spucke zusammengehalten …“
    Olefin nippte ausdruckslos an seinem Drink. „Wieso haben Sie mit dem Schürfen aufgehört und sind Medienmann geworden?“
    Plötzlich fragte Dartagnan sich, wer hier wen interviewte. „Eben wegen des Schürfens. Vielleicht wußte ich nicht, was gut für mich ist.“
    „Aber nun ist es zu spät.“
    Er war nicht sicher, ob das eine Frage oder ein moralisches Urteil war. „Nicht, wenn ich mit diesem Job genug verdiene.“
    Olefin nickte selbstvergessen. „Was würden Sie statt dessen von einem anderen Langzeitjob halten?“
    Chaim richtete sich auf und bemühte sich, seinen Eifer zu verbergen. „Und was müßte ich tun – schürfen?“
    „Eine Medienkampagne leiten!“
    Dartagnan sank seltsam enttäuscht wieder nach vorne. „Das … ist ein verdammt lausiges Kompliment von einem völlig Fremden. Sind Sie ganz sicher, daß es Ihr Ernst ist? Außerdem, was für eine Kampagne, was wollen Sie verkaufen?“
    „Planet Zwei.“
    Dartagnan richtete sich kerzengerade auf. „Was?“
    „Die Kolonisierung von Planet Zwei durch das Demarchy.“
    Allmächtiger Gott, ein Stellenangebot von einem Irren. Einem reichen Irren … Er griff nach seiner Kamera. Wäre aber bestimmt nicht langweilig …
    „Vergessen wir dieses Ding eine Weile.“ Olefin schüttelte den Kopf. „Ich werde Ihnen alles sagen, was Sie wissen wollen, wenn Sie den Job akzeptieren. Aber Sie müssen mich anhören, bevor Sie mich zum Verrückten abstempeln.“
    Chaim grinste schafsmäßig. „Wie Sie wollen.“ Er spielte mit dem Objektiv, richtete es aus, wo es lag, schaltete den Wahlschalter auf EIN . Ein Geräusch war zu hören, doch selbst für ihn war es kaum vernehmbar. Er nahm nicht an, daß Olefins Gehör fein genug war, um es wahrnehmen zu können. Es gibt mehr als eine Methode, zu einem guten Interview zu kommen – und einen Job in der Hand ist besser als zwei Angebote. „Okay, würden Sie mir dann mal Ihre Gründe nennen, eine Kolonie auf einem Höllenloch wie Planet Zwei gründen zu wollen?“ Er

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