Bernsteinaugen und Zinnsoldaten
Steigerung der Produktivität unserer Destille …“
„Und zur Steigerung der Produktivität vieler anderer Destillen“, unterbrach ihn Olefin mit unerwarteter Sanftmütigkeit. „Was mir eigentlich vorschwebte, Demarchos Siamang, war, eine öffentliche Auktion über die Medien durchzuführen, um die Software an den Mann zu bringen. Ich wollte Ihnen – oder wer auch immer mich retten würde – einen entsprechenden Prozentsatz vom Erlös überlassen …“
Siamangs Ausdruck veränderte sich kaum merklich. „Was uns vorschwebte, Demarchos Sekka-Olefin, war mehr gedacht auf der Basis eines alleinigen Angebots der Software. An etwas anderem sind wir nicht interessiert. Außer der Software können Sie alles und wem immer Sie wollen anbieten. Aber natürlich ist es sehr wichtig für uns, daß Siamang und Söhne die ersten sind, die diese Programme bekommen.“
Und das würde eine öffentliche Auktion nicht garantieren. Dartagnan verbarg sein Grinsen hinter der Kamera. Plötzlich erkannte er, weshalb Siamang und Söhne bei dieser Rettungsmission auf einem bearbeiteten Band bestanden und auf Live-Übertragung verzichtet hatten: Geschäftliche Angelegenheiten waren nichts für die Öffentlichkeit.
„Ich verstehe Ihre Gefühle, Siamang, denn schließlich stamme ich selbst aus einer Destillenfamilie. Aber ich bin der Meinung, eine Absprache mit nur einer Firma wäre zu monopolistisch und läßt sich mit der Tradition der freien Marktwirtschaft im Demarchy nicht vereinbaren … Und außerdem habe ich, offen gesprochen, bedeutende Pläne, was den Profit aus dieser Transaktion angeht, und daher möchte ich ein möglichst gutes Geschäft machen. Die Software ist dabei der bei weitem wertvollste Teil.“
„Ich verstehe.“ Siamangs Blick huschte zu dem Ersatzteil, das immer noch auf Sekka-Olefins Knien ruhte. Chaim konnte sich gut vorstellen, was in seinem Kopf vorging. „Nun gut, dann werde ich noch einmal zu unserem Schiff zurückkehren und der Gesellschaft zu Hause die Lage der Dinge übermitteln.“ Sein Lächeln war wie Sonnenschein auf der kalten Schneide seiner Stimme. „Vielleicht erlaubt man mir eine größere Flexibilität im Angebot …“ Er verbeugte sich.
Von einem seltsamen Unbehagen getrieben, stand Chaim auf, setzte sich aber gleich wieder.
Siamang sah ihn an, während er seinen Anzug anlegte. „Sie bleiben hier, Red. Beenden Sie Ihr Interview. Sie würden mich nur aufhalten. Ich möchte nicht mehr Zeit draußen verbringen, als unbedingt nötig ist.“ Er verbeugte sich nochmals höflich vor Sekka-Olefin, dann verließ er den Raum.
Dartagnan lauschte, wie sich das ungewohnte Schlurfen der Schritte entfernte, und fluchte vor Schmerz und Frustration mit angehaltenem Atem. Er hob die Kamera, die eine schützende Maske darstellte, wieder auf. Er sah durch das Okular, wie Olefin den Kopf schüttelte, die Hand hob und nach einem weiteren Drink griff. Er ließ die Kamera verärgert wieder sinken, war aber froh, daß der Prospektor dieses Glas nicht auch so hinunterkippte wie die anderen. Sie hatten genügend Zeit für ein Interview. Unter Berücksichtigung der Zeitverzögerung konnte Siamang frühestens in dreitausend Sekunden wieder zurück sein.
Olefin grinste. „Ein bißchen davon lockert die Zunge und macht das Leben erfreulicher, viel dagegen lockert das Hirn und macht es zur Hölle. Ich versuche, die Trennlinie nicht zu überschreiten … Der Fall war schlimmer, als Sie zuzugeben bereit sind, was? Wo tut es denn weh …? Vielleicht sollte ich mir den Knöchel mal ansehen.“ Er stand auf.
Dartagnan lehnte sich gegen die kalte Wand und lachte. „Fragen Sie lieber, wo es nicht weh tut. Ich bin überall grün und blau … Danke, aber mittlerweile müßten Sie meinen Stiefel aufschneiden, und dies ist das einzige Paar, das ich habe. Spielt aber keine Rolle, wir werden bald wieder in Null-g sein, und dann werde ich keinen Ärger mehr haben. Ich muß jetzt nur meine Aufgabe erledigen …“ Er stöhnte, als Olefins Finger seinen Knöchel betasteten.
„Die Arbeit kommt vor allem anderen, sogar vor Ihnen selbst, wie? Sie sind also ein Gesellschaftshandlanger …“ Olefins Faust strich über die Sohle seines Stiefels. „Siamangs Mann?“
„Das hoffe ich zu werden!“ stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Wenn er mir befiehlt, ich soll springen, dann frage ich nicht nach dem Grund … Ich frage nur: Ist das hoch genug?“
„Eine Weile werden Sie für überhaupt niemanden mehr
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