Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

wir wieder in Demarchy sind. Sie werden nicht ungestraft davonkommen.“
    „‚Unterschätze niemals die Kraft einer Frau’“, sagte Siamang mit einem sauren Lächeln. „Es ist wahrscheinlich sinnlos zu sagen, daß Sie Ihren Job loswerden, wenn Sie mich anschwärzen. Sind Sie hingegen bereit zu kooperieren, dann können Sie jeden Job haben, den Sie wollen.“
    „Nein“, antwortete sie. „Das werde ich nicht tun. Nicht jeder hat seinen Preis.“
    „Ich hatte ohnehin nicht damit gerechnet, Fukinuki. Aber ich vermute, es bereitet Ihnen eine höllische Freude, mir das anzutun … Unglücklicherweise gibt es aber noch ein anderes altes Sprichwort: ‚Unterschätze niemals einen Gegner.’ Ich werde Ihr Dienstverhältnis beenden, Mythili. Sie werden keine Chance zum Reden erhalten.“ Siamang brachte die Waffe zum Vorschein und hob sie.
    Sie erstarrte und hob trotzig den Kopf. „Sie werden mich nicht töten. Ich bin die Pilotin – ohne mich kommen Sie nie mehr nach Hause.“
    „Hier irren Sie sich. Wie Sie mir selbst verraten haben, ist Chaim hier ein ausgebildeter Pilot. Ich brauche Sie also nicht mehr. Sie sind entbehrlich geworden. Lassen Sie das Messer fallen, Mythili.“
    Sein Griff wurde fester. „Lassen Sie es fallen, sonst werde ich Sie hier und jetzt töten.“
    Sie öffnete langsam die Finger, und das Messer fiel klappernd zu Boden. Siamang hob es auf.
    Dartagnan fluchte atemlos. „Aber, Boß, ich bin kein Pilot für so etwas …“
    „Schiff ist Schiff.“ Siamang runzelte die Stirn. „Sie werden es schon schaffen.“
    „Chaim …“ Sie wandte sich verzweifelt zu ihm um. „Hilf mir. Er wird uns nicht beide töten. Er würde niemals mehr zum Demarchy zurückkehren können, wenn er es täte! Gemeinsam können wir ihn schlagen. Laß nicht zu, daß er damit durchkommt …“
    „Ich werde Sie beide töten, wenn es nötig sein sollte, und dieses Schiff alleine steuern.“ Siamangs Blick wurde tödlich. Dartagnan konnte die geweiteten Pupillen jetzt deutlich sehen – und glaubte ihm.
    „Er blufft“, sagte Mythili.
    Chaim bettelte mit den Augen. „Mythili, um Himmels willen, hör auf. Sag ihm, daß du den Mund halten wirst. Dur mußt mit ihm kooperieren. Du darfst dein Leben nicht deswegen aufs Spiel setzen – das lohnt sich nicht.“
    Sie wandte sich blind und taub von ihm ab.
    „Sparen Sie sich Ihre Worte, Red. Ich würde ihr sowieso nicht trauen – sie hat zuviel Integrität. Und außerdem haßt sie mich viel zu sehr, sie würde ihre Meinung nie ändern. Sie hat doch nur auf so eine Chance gewartet, sehen Sie sie sich doch an.“ Zorn verzerrte seine Stimme. „Nein, ich würde sagen, wir werfen sie einfach irgendwo zwischen hier und dem Demarchy über Bord, dann kann sie meinetwegen heimlaufen. Und in der Zwischenzeit …“ – er ging auf sie zu – „… können wir uns auch noch ein kleines Vergnügen gönnen.“ Er versperrte ihr den Weg, als sie zu entkommen versuchte, und schleuderte sie gegen die Konsole zurück, wobei er den Reißverschluß ihres Sprunganzugs aufriß.
    „Nein!“
    Siamang wandte sich um und hielt sie ungeachtet ihrer Gegenwehr an der Konsole fest. Dartagnan konnte ihr Gesicht hinter ihm sehen, den Abscheu, das neuerliche Entsetzen, ihre schimmernde, goldene Haut. Siamang zog sie von der Konsole weg und drehte ihr den Arm auf den Rücken. „Okay, Red, wenn Sie sie zuerst haben wollen. Zu Ihnen war sie sowieso immer viel netter …“ Er stieß sie in Dartagnans Richtung.
    Chaim fing sie auf, ließ seine Krücke fallen und kämpfte um sein Gleichgewicht. „Mythili …“
    Sie spie ihm ins Gesicht und schloß ihren Sprunganzug wieder. Siamang lachte.
    Chaim zeigte seine Wut. „Vergessen Sie’s. Ich bin nicht interessiert.“
    „Tu mir keinen Gefallen, Medienmann.“ Sie war bitterböse auf ihn, und ihr Zorn versengte ihn wie eine Flamme.
    Er ließ sie los und wischte sich das Gesicht ab. „Glaub mir“, sagte er rauh, „ich tue dir keinen Gefallen …“ Aber, Gott helfe mir, ich rette damit vielleicht dein Leben – und meines. Er sah wieder zu Siamang und bückte sich nach seiner Krücke, um eine plötzliche Eingebung zu verbergen. „Ich habe eine bessere Idee. Anstatt sie später im Raum auszusetzen, könnten wir sie doch auch gleich hier aussetzen, und zwar in einem Anzug, dessen Ventil versperrt ist. Die Sonne geht unter, sie wird erfrieren oder ersticken – und wir können zusehen, um sicherzugehen, daß sie auch tot ist. Ein tragischer Unfall.“ Er